Weißt Du, was Konnotationen sind?

Heute geht es um einen Begriff, der mir schon ein zwei Mal begegnet ist. Jedes Mal habe ich mich gefragt, was der Begriff bedeutet, und jedes Mal habe ich versäumt, seine Bedeutung in Erfahrung zu bringen. Dies holen wir dank der Autorin

Der Kopf eines Strichmännchens mit nur einem sehr großen Ohr, das überrascht/skeptisch schaut.
Das hab ich schon mal gehört.

Lorraine Daston: Regeln. Eine kurze Geschichte,

heute nach. Wie der Titel des Buches verrät, beschäftigt sich das Buch mit dem Thema Regeln und ihrer Entstehungsgeschichte. Lorraine nimmt die Aufgabenstellung sehr ernst und widmet vermeintlich einfachen Begriffen wie dem Naturrecht 12 und den Naturgesetzen 10 Seiten, auf denen sie erklärt, wie sich die Begriffe und deren Bedeutungen im Verlauf der Zeit entwickelt haben. So verrät Lorraine ihren Lesern, dass der Begriff Naturgesetze, der Schülern heutzutage bereits in der Schule begegnet, lange Zeit ein Begriff war, der nur unter Astronomen verbreitet war.

„Bis zu Descartes’ 1644 formulierten Bewegungsgesetze wurde der Ausdruck »Naturgesetz« (Lex Naturalis) zur Beschreibung natürlicher Gesetzmäßigkeiten außerhalb der Astronomie nur selten verwendet (Nikolaus Kopernikus [1473-1543] und Johannes Kepler benutzten den Ausdruck selektiv). Andere Ausdrücke mit Konnotationen, die später Bestandteil des Begriffs Naturgesetze werden sollten wie »Allgemeinheit«, »Gewissheit«, »Notwendigkeit« und »Grundlagen«, fanden sich dagegen häufig.“

S. 274f.

Weil mir die Bedeutung des Begriffes Konnotation nicht bekannt ist, bin ich mir nicht ganz sicher, was genau unsere Autorin uns noch sagen möchte. Ich bin gespannt, ob unser Lexikon diese Wissenslücke füllen kann.

Was das Lexikon sagt

Ein Männchen möchte ein Buch mit einem Kamm durchkämmen. Das Buch schaut etwas besorgt aus.
Na, was hast Du schönes für mich?

Unser Lexikon hält zwei Einträge für uns bereit. Der eine Eintrag verrät uns, dass der Begriff eine sprachwissenschaftliche Bedeutung hat, der zweite Eintrag verrät uns, dass der Begriff gleich mehrere Bedeutungen hat.

Konnotation [zu lat. con… »mit« und notatio »Bezeichnung«] die, Sprachwissenschaft: die die begriffl. Grundbedeutung eines Wortes überlagernde (subjektive, emotionale, assoziative) Nebenbedeutung, Begleitvorstellung (im Ggs. zu ↑Denotat).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 08, S. 173.

Kon|no|ta|ti|on, die; -, -en [1: zu lat. con- = mit- u. notatio, ↑Notation; 2: engl. connotation]: 1. (Logik) Begriffsinhalt (im Gegensatz zu Umfang), 2. (Sprachw.) a) assoziative, emotionale, stilistisch wertende [Neben]bedeutung, Begleitvorstellung; b) Beziehung zwischen Zeichen u. Zeichenbenutzer.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1346.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber diese Einträge unseres Lexikons schaffen bei mir nicht die Klarheit, die ich mir erhofft hatte. Ich verstehe, dass der Begriff sich aus

  • dem Lateinischen oder
  • dem Englischen

ableiten lässt. Ich verstehe, dass der Begriff

  • eine logische und
  • zwei sprachwissenschaftliche

Bedeutungen hat.

Ich bin ein Kreis. Ich habe einen Inhalt und einen Umfang.

Woran ich scheitere, ist zu verstehen, wie sich der Begriffsinhalt zum Begriffsumfang unterscheidet. Bei dem Begriff Umfang denke ich sofort an einen Kreis. Für mich ist der Umfang eines Kreises die Außenlinie, die den Kreis sichtbar macht und der Inhalt des Kreises alles, was sich innerhalb der Linie befindet. Mir ist schleierhaft, wie ich die Begriffe Umfang und Inhalt auf einen Begriff anwenden kann. Somit verstehe ich die logische Bedeutung des Begriffes Konnotation nicht. Solltest Du wissen, was Konnotation im logischen Kontext bedeutet, würde ich mich sehr freuen, wenn Du Dein Wissen mit mir teilst.

Einigermaßen nachvollziehen kann ich die erste sprachwissenschaftliche Bedeutung des Begriffes. Nehmen wir zum Beispiel den Begriff Freundschaft. Laut der Webseite Duden.de ist die Freundschaft ein

„auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander“.

Emotional ist Freundschaft für jeden Menschen sehr unterschiedlich. Der eine Mensch sieht in einer Freundschaft tatsächlich nicht viel mehr als eine Zuneigung zu einem anderen Menschen. Ein anderer Mensch verbindet mit dem Begriff Freundschaft deutlich mehr und erwartet von Freunden, dass diese im Notfall immer sofort zur Stelle sind. Menschen, die eine Freundschaft pflegen und davon ausgehen, dass beide Seiten den Begriff auf emotionaler Ebene gleich verstehen, laufen Gefahr, sich gegenseitig zu enttäuschen, weil die emotionale Erwartung, die sie mit dem Begriff verbinden, zu unterschiedlich sind.

Ich habe eine Beziehung zu all meinen Nutzern. Die sind meine Nummer eins.

Bei der zweiten sprachwissenschaftlichen Bedeutung dagegen stehe ich wieder auf dem Schlauch. Wie genau kann ein Zeichen und ein Zeichenbenutzer in Beziehung zueinander stehen? Möglicherweise ist damit die Mehrdeutigkeit gemeint, die Zeichen haben können. Denken wir zum Beispiel an die gefalteten Hände, die Bestandteil der Emojis sind. Wenn gläubige Menschen dieses Emoji benutzen, könnte es ein „ich bete für Dich“ bedeuten. Wenn ich dagegen das gefaltete Hände Emoji benutze, meine ich damit „Danke“, da die Hände zusammenlegen und sich leicht nach vorn begegnen in einigen Kulturen auf unserem Erdball „Danke“ bedeuten.

Was unsere Autorin uns sagen möchte

Ich habe das Gefühl, dass keine der Bedeutungen aus unserem Lexikon richtig gut in das Zitat unserer Autorin passt. Da uns unser Lexikon verrät, dass es auch den englischen Begriff connotation gibt und unser Buch im Original in Englisch, oder genau genommen in Amerikanisch verfasst wurde, habe ich kurz ein englisches Onlinewörterbuch zu Rate gezogen und den Begriff nachgeschlagen. Hier habe ich unter anderem folgende Bedeutung gefunden:

„the suggesting of a meaning by a word apart from the thing it explicitly names or describes“

die Deepl.de wie folgt übersetzt

“ die Andeutung einer Bedeutung durch ein Wort, die über das hinausgeht, was es ausdrücklich benennt oder beschreibt ”

Ich vermute daher, dass uns unsere Autorin mit dem zweiten Satz aus ihrem Zitat

„Andere Ausdrücke mit Konnotationen, die später Bestandteil des Begriffs Naturgesetze werden sollten wie »Allgemeinheit«, »Gewissheit«, »Notwendigkeit« und »Grundlagen«, fanden sich dagegen häufig.“

S. 274f.

einfach nur sagen möchte, dass die Allgemeinheit vor 1644 den Begriff Naturgesetze nicht kannte. Dinge, die wir heute als Naturgesetzte bezeichnen, wie die Schwerkraft (die erst 1687 „entdeckt“ wurde), die besagt, dass Dinge auf der Erde in der Regel nach unten fallen, waren den Menschen auch schon vor 1644 vertraut, nur war die Schwerkraft weder als Schwerkraft noch als Naturgesetz bekannt. Menschen konnten dennoch mit Gewissheit sagen, dass Dinge nach unten fallen.

Fazit

Auch wenn ich noch immer nicht so genau weiß, was Konnotation nun wirklich bedeutet, habe ich dank unserer heutigen Recherche zumindest eine bessere Vorstellung davon, worum es gehen könnte, wenn der Begriff fällt.

Ich bewundere Menschen wie unsere Autorin, die viel Zeit und Arbeit in das Erforschen des Begriffes Regeln und der ihm verwandten Begriffe gesteckt hat. Ihr Buch enthält einige nicht ganz einfach zu verstehende Passagen, wie unser heutiges Zitat und andere sehr leicht verständliche, geradezu unterhaltsame Passagen, in denen die Autorin erklärt, warum wir heute Verkehrsregeln haben, obwohl diese zu Beginn nur schwer durchzusetzen waren und warum es in Europa heute keine nationalen Kleiderverordnungen mehr gibt, die versuchen, der Verschwendung der Einwohner in Sachen Mode Einhalt zu gebieten.

8. Juli 2024
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Buchcover Lorraine Daston: Regeln. Eine kurze Geschichte
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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8. Juli 2024
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