Weißt Du, was ein Amalgam ist?

Wenn Du jetzt denkst: „Ist doch ganz einfach, Amalgam ist eine Zahnfüllung, die nicht mehr so beliebt ist, wie sie mal war, weil festgestellt wurde, dass Amalgam giftig ist.“, geht es Dir wie mir. Die Sache ist nur die: Der Autor

Zum Glück geht es heute um Dich und nicht um Zähne.

Kai Vogelsang: China und Japan. Zwei Reiche unter einem Himmel

schreibt nicht über Zahnfüllungen, sondern über China und Japan und wie sich diese beiden Länder im Verlauf der Zeit entwickelten. Nachdem er seinen Lesern verraten hat, das Japan nicht immer eine Insel, sondern einst mit dem Festland verbunden war, geht er auf die unterschiedlichen Entwicklungen der Länder vom Zeitpunkt der Trennung ein.

Das ostchinesische Meer, das die beiden Länder trennt ,war nicht unüberwindbar und so gelangten immer wieder Menschen und Informationen vom China nach Japan und umgekehrt. 300 nach Christus begann in Japan eine Zeit, die als Kofun-Periode bekannt ist. Kofun sind gigantisch große Gräber, die zum Teil größer sind als die Pyramiden von Gizeh. Die in diesem YouTube Video zu sehenden Gräber werden auch Schlüssellochgräber genannt, weil sie von oben betrachtet in ihrer Form wie Schlüssellöcher aussehen.

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Obwohl es in Japan zahlreiche Kofun gibt, sind diese laut unserem Autor wahrscheinlich keine japanische Erfindung und sind auch nicht aus China nach Japan gelangt. Vielmehr waren es kriegerische asiatische Steppenvölker, die über Korea nach Japan kamen, die diese Gräbertradition auf die Insel brachten. Unser Autor schreibt:

„Was sie [die asiatischen Steppenvölker] brachten, war nicht >chinesische< Kultur – was immer das heißen mag – sondern ein Amalgam verschiedenster Einflüsse aus Zentral- und Ostasien.“

S. 23.

Lass uns nun einmal mit Hilfe unseres Lexikons herausfinden, welche Bedeutung der Begriff Amalgam noch hat, damit wir den Satz unseres Autors entschlüsseln können.

Mit Quecksilber experimentieren ist echt gefährlich.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon verrät uns die Herkunft des Begriffes und neben der zahntechnischen Bedeutung auch eine chemische Bedeutung und eine übertragene Bedeutung des Begriffes.

Amal|gam, das; -s, -e [mlat. amalgama, wohl < arab. Almalgam = erweichende Salbe, zu griech. Málagam = das Erweichende] (Chemie): Legierung eines Metalls mit Quecksilber: Ü ein A. (eine Mischung) aus Positivismus und Materialismus.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 118.

Amalgam [arab. Al-malgam »erweichen Salbe«] das, Legierung von Quecksilber mit Metallen, z. B. Silber. Zahn-A., aus Silber-Zinn-Legierungen mit Zusätzen anderer Metalle (Kupfer, Zink) durch Verreiben mit Quecksilber hergestellt, ist das verbreitetste Mittel für Zahnfüllungen; es geriet wegen des Verdachts der Quecksilberabgabe zunehmend in die Kritik. Eine allgemein schädigende Wirkung von Zahn-A. ist wiss. jedoch nicht nachgewiesen (abgesehen von der sehr seltenen Quecksilberallergie). Amalgamation, Verfahren zur Gewinnung von Gold und Silber aus Erz mithilfe von Quecksilber.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 01, S. 219.

Laut unseres Lexikons müsste unser Autor den Begriff Amalgam im Sinne von Mischung nutzen. Das könnte gut passen. Zur Sicherheit werden wir das Internet gleich noch befragen, ob es weitere Bedeutungen von Amalgam kennt. Doch zuvor möchte ich Dir dieses YouTube Video zeigen, in dem zu sehen ist, wie genau die Amalgamation in Bezug auf die Goldgewinnung funktioniert.

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Was das Internet sagt

Bevor ich weitere Definitionen von Amalgam finden konnte, hat mir die Suchmaschine die Information ausgeworfen, dass Amalgamzahnfüllungen ab 2025 durch die EU verboten sind. Der Grund für das Verbot ist, dass durch diese Zahnfüllungen jährlich 40 Tonnen Quecksilber verbraucht werden, was eine vermeidbare Umweltbelastung darstellt.

Nach diesen zwei Ausflügen in die andere Amalgamwelt, habe ich auf Wiktionary folgende Information gefunden:

„Vereinigung oder Verbindung mehrerer (kultureller, politischer, abstrakter, Kunst-)Elemente; Mischung; Gemisch.“

Was uns unser Autor sagen möchte

Im Grunde genommen hätte unser Autor auch einfach Folgendes schreiben können:

Sie haben etwas gesehen und es weiterentwickelt und auf ihre Bedürfnisse angepasst.

„Was sie [die asiatischen Steppenvölker] brachten, war nicht >chinesische< Kultur – was immer das heißen mag – sondern eine Mischung verschiedenster Einflüsse aus Zentral- und Ostasien.“

S. 23.

Nachdem ich gesehen habe, wie Quecksilber zur Goldgewinnung genutzt wird, vermute ich allerdings, dass er ganz bewusst den Begriff Amalgam nutzt. Dieser bedeutet meinem Verständnis nach mehr als nur Mischung. Die japanische Geschichte und Kultur wären eine völlig andere, wenn es nie einen kulturellen Austausch zwischen Japan und dem asiatischen Festland gegeben hätte. Da es diesen Austausch gab, ist die Mischung unterschiedlicher Ideen und Kulturen, die immer mal wieder auf die Insel schwappten, heute fester Bestandteil der japanischen Geschichte und Kultur. Sie sind dabei keine Fremdkörper, sondern haben ähnlich wie das Quecksilber bei der Goldgewinnung dafür gesorgt, dass sich eine ganz eigene Kultur, die japanische Kultur gebildet hat.

Fazit

Gestern war ich mir sicher, dass ich genau wüsste, was es mit Amalgam auf sich hat. Heute habe ich nicht nur eine neue Bedeutung kennengelernt, sondern auch einiges von meinem Wissen über Amalgamzahnfüllungen über Bord geworfen.

An dieser Stelle bin ich nun neugierig: Kennst Du andere Beispiele für kulturelle Entwicklungen, bei denen ein Land von anderen Ländern beeinflusst wurde?

19. September 2024
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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