Weißt Du, was eine Minuskel ist?
Unser heutiger Begriff kommt mir unfassbar bekannt vor, dennoch kann ich ihm keine Bedeutung zuordnen. Begegnet ist er mir in
Helmut Hilz: Geschichte des Buches. Von der Alten Welt bis zur Gegenwart,
Unser Autor verrät seinen Lesern, dass die Buchmalerei eines der wichtigsten Merkmale mittelalterliche Bücher war. Weiter schreibt er:
„Einen ersten Höhepunkt erreichte die Buchmalerei in der Karolingerzeit um 800. Den Mittelpunkt bildeten Residenz und Hofbibliothek Karls des Großen in Aachen, wo eine Reihe bedeutender Werke entstand und mit der karolingischen Minuskel eine der für das Mittelalter wichtigen Schriften geschaffen wurde.“
S. 35f.
Aus dem Kontext des Satzes würde ich schließen, dass die karolingische Minuskel ein Buch oder eine Schrift sein könnte. Ob eine der beiden Vermutungen stimmt und ob es nur karolingische Minuskel oder auch einfache Minuskel gibt, wird uns nun hoffentlich unser Lexikon verraten.
Was das Lexikon sagt
Zu meiner großen Freude beantwortet unser Lexikon all unsere Fragen.
Minuskel [lat. minusculus »etwas kleiner«], die 1) Rechtschreibung: der Kleinbuchstabe im Unterschied zum Großbuchstaben (Majuskel). 2) Schriftwesen: Schriftart, die im Unterschied zu ↑Majuskel nicht aus gleich hohen Buchstaben besteht, sondern Ober und Unterlängen aufweist. Die um 780 entstandene karoling. M. war Vorbild für die Kleinbuchstaben der ↑Antiqua.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 09, S. 595.
Es gibt Minuskel, und es gibt die karolingische Minuskel. Minuskel sind Kleinbuchstaben. Es ist also kein Wunder, dass mir der Begriff so bekannt vorkam. Dieses Wissen ist mir nicht neu, mein Gehirn hat sich einfach nur geweigert, dieses hervorzukramen. Die karolingische Minuskel dagegen ist mir neu und unser Lexikon bestätigt die Vermutung, dass diese eine Schriftart ist.
Wie eine Minuskel- und eine Majuskelschriftart aussehen, zeigt dieses YouTube Video. Was so besonders an der karolingischen Minuskel ist, verrät uns Dr. Julia Knödler in diesem YouTube Video, in dem die Schriftart ab Minute 4:40 zu sehen ist. Als die karolingische Minuskel entstand, gab es noch keinen Buchdruck, da dieser erst 1440 erfunden wurde. Die meiste Zeit des Mittelalters entstanden Bücher also nicht durch Druckmaschinen, sondern durch Menschen, die Bücher von Hand schrieben. Das Problem dieser handschriftlichen Bücher war, dass es keine einheitliche Schriftart gab. Das führte dazu, dass ein Buch, das in einem Kloster geschrieben wurde, in einem anderen Kloster nicht, oder nur schwer gelesen werden konnte, weil beide Kloster unterschiedliche Schriftarten einsetzten. Die karolingische Minuskel war ein Durchbruch bei den Schriftarten, da diese so klar strukturiert war, dass sie in allen Klöstern gut gelesen werden konnte. Dies machte sie zu einer wichtigen Schriftart des Mittelalters.
Fazit
Auch wenn unser heutiger Beitrag sehr kurz ist, habe ich wieder etwas gelernt. Was mich verwundert, ist, dass die karolingische Minuskel eine sehr leicht zu lesende Schrift ist, die ich ohne große Anstrengung entziffern kann. Mit dem Buchdruck setzte sich im deutschsprachigen Raum dann mit der Fraktur aber eine andere Schriftart durch, die ich nur unter größter Anstrengung entziffern kann. Ganze 400 Jahre lang wurden Bücher in dieser Schrift gedruckt, bis sie zwischen 1945 und 1960 fast vollständig aus gedruckten Büchern verschwand und durch die uns heute vertrauten Schriftarten ersetzt wurde, die ich ohne Probleme entziffern kann.
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