Weißt Du, was opak bedeutet?

Ich liebe Autoren, die wissen, dass Ihr Wortschatz größer ist als der ihrer Leser und sich daher die Mühe machen, am Ende ihrer Bücher ein Glossar einzufügen, das die eher unbekannten Wörter erläutert. Einer dieser großartigen Autoren ist

Ein lächelndes Herz, dass einen Daumen nach oben zeigt.
Klasse gemacht lieber Autor.

Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen.

Sein Buch enthält für mich nicht sofort verständliche Sätze wie:

„Die Geschichte der Medizin ist die – gut dokumentierte – Geschichte der Dialektik zwischen Handeln und Denken – und die Geschichte der Frage, wie wir unter opaken Bedingungen, also in Zusammenhängen, die wir nicht restlos durchschauen, Entscheidungen treffen können.“

S. 458.

Dieser Satz enthält zwei mir unbekannte Begriffe:

  • Dialektik
  • opak

Zu meiner großen Freude taucht der zweite Begriff gleich zwei Mal in leicht abgewandelter Form im Glossar des Buches auf:

„Opake Heuristiken: bestimmte Vorgehensweisen, nach denen Gesellschaften handeln, die scheinbar nicht sinnvoll sind, aber seit langem praktiziert und aus unbekannten Gründen beibehalten werden.“

S. 582.

„Opakheit: Wenn jemand russisches Roulette spielt, sieht man die Trommel nicht. Allgemeiner gesagt: Es gibt Dinge, die für uns unsichtbar bleiben und lediglich eine Illusion des Verstehens hervorrufen.“

S. 584.
Ein Fisch schaut skeptisch und kratzt sich am Kopf.
Ich weiß immer noch nicht woher der Begriff kommt.

Doch die Sache ist die: Ich habe noch immer keine klare Vorstellung davon, was der Begriff bedeutet und woher der Begriff kommt. Bedeutet opak unsichtbar und undurchschaubar, oder steckt noch mehr hinter dem Begriff? Ich bin gespannt, ob unser Lexikon uns diese Fragen beantworten kann.

Was das Lexikon sagt

Ja, unser Lexikon kann uns diese Fragen beantworten:

opak [lat. »schattig«, »dunkel«], undurchsichtig.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 05, S. 576.

opak <Adj.> [lat. opacus = beschattet] (Fachspr.): undurchsichtig, lichtundurchlässig: -es Glas; vgl. Opazität.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, 1687.

Opazität, die; – [lat. opacitas = Beschattung, Schatten, zu: opacus, ↑opak]: 1. (Optik) Lichtundurchlässigkeit. 2. (Med.) Trübung, undurchsichtige Beschaffenheit (z.B. der Hornhaut).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, 1687.

Unser heutiger Begriff stammt aus dem Lateinischen und er bedeutet mehr als nur unsichtbar und undurchschaubar:

Hm, das ist irgendwie opak.
  • undurchsichtig
  • lichtundurchlässig
  • Trübung
  • undurchsichtige Beschaffenheit

Was uns unser Autor sagen möchte

Aus dem weiteren Kontext des Kapitels, dem der oben zitierte Satz entnommen ist, schließe ich, dass uns Nassim mit diesem Satz sagen möchte, dass vieles, was in der Medizin gemacht wurde und gemacht wird, nicht immer vollständig verstanden wird. Manchmal ist der Grund für das nicht vollständige Verstehen fehlendes Wissen, nicht selten aber auch fehlende Zeit. Mediziner müssen schnelle Entscheidungen treffen und das oft bevor sie wirklich alles wissen, was sie für eine Entscheidung brauchen. Es ist in der Praxis manchmal besser, einen Patienten sofort zu behandeln, als sich auf die Suche nach der optimalen Behandlung für den Patienten zu begeben, während dieser derweil auf dem Operationstisch verblutet.

Ich glaube, Nassim möchte mit diesem Satz eine Brücke zum normalen Leben bauen. Ich glaube, er möchte sagen, dass wir von Medizinern lernen können, wie wir Entscheidungen treffen können, obwohl wir noch nicht alle Daten und Fakten kennen.

Fazit

Obwohl ich mir noch immer nicht ganz sicher bin, ob ich verstehe, was uns unser Autor sagen möchte, freue ich mich dennoch über unsere heutige Recherche, weil ich einen neuen Begriff aus der Optik kennengelernt habe. Ich weiß nun, dass die Fensterscheiben in meinem Badezimmer opak sind, weil sie zwar lichtdurchlässig aber undurchschaubar sind.  

20. Juni 2024
Lesedauer & Kategorie
3 minBücher
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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