Kennst Du schon das country comparison tool?

Seit vielen Jahren arbeite ich in kleinen national agierenden Firmen mit weniger als 10 festen Mitarbeitern. Das hat den Vorteil, dass Informationen zwischen allen Teammitgliedern schnell fließen, aber auch den Nachteil, dass die Teams, abseits des Geschlechtes nicht sonderlich divers sind.

Kleine Teams haben viele Vorteile, aber auch ein zwei Nachteile.

Aus diesem Grund beschäftige ich mich in meinem Arbeitsalltag wenig mit Themen wie interkultureller Zusammenarbeit. Doch zum Glück gibt es Autorinnen wie

Veronika Hucke: Fair führen  

die sich mit dem Thema beschäftigen und Tipps für Teams bereithalten, die interkulturell zusammenarbeiten. Die Tipps unserer Autorin auf Seite 161f. ihres Buches lauten:

  1. Mache Dich mit Deiner eigenen Kultur und der Deiner Teammitglieder vertraut.
  2. Stecke Niemanden in eine Schublade.
  3. Mache Dir die Stärken verschiedener Herangehensweisen bewusst.
  4. Trainiere Deine interkulturellen Fähigkeiten, indem Du auf unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse anderer Teammitglieder eingehst.
  5. Plane unterschiedliche Bedürfnisse Deiner Teammitglieder ein.
  6. Lerne Zielkulturen kennen.

Unter dem ersten Punkt spricht Veronika das mir unbekannte country comparison tool an. Mit dessen Hilfe können laut unserer Autorin unterschiedliche Kulturen verglichen werden und so potenzielle kulturelle Fettnäpfchen sichtbar gemacht werden, bevor das Team in diese tappt. Da ich die Hoffnung habe, das mein Team irgendwann internationaler wird, möchte ich mir dieses Tool heute etwas genauer anschauen.

Wer hats erfunden?

Da gibt es ganz eindeutig Gemeinsamkeiten.

Das Tool findet sich auf der Webseite des Unternehmens Hofstede Insights. Die Zentrale des 1985 gegründeten Unternehmens befindet sich in Helsinki. Gegründet wurde das Unternehmen von Prof. Geert Hofstede, der sich im Rahmen seiner Forschung intensiv mit dem Thema interkulturelle Zusammenarbeit in Unternehmen beschäftigte. Dabei machte er laut Wikipedia die folgenden 6 Kulturdimensionen ausfindig:

  1. Machtdistanz – Wie gleich bzw. ungleich ist die Macht im Unternehmen verteilt?
  2. Individualismus und Kollektivismus – Liegt der Fokus auf der Leistung des Einzelnen, oder auf der Leistung des Teams? Sprich werden z.B. individual Leistungen durch Boni und Co. belohnt, oder werden Teamleistungen belohnt?
  3. Maskulinität versus Femininität – Liegt der Fokus im Unternehmen ehr auf femininen Werten wie Fürsorglichkeit, Kooperation und Bescheidenheit oder auf Maskulinen Werten wie Konkurrenzbereitschaft und Selbstbewusstsein?
  4. Unsicherheitsvermeidung – Liegt der Fokus im Unternehmen ehr auf starren Regeln, die immer eingehalten werden müssen, um Fehler zu vermeiden, oder ehr darauf neue Chancen zu erkennen und unbekannte Wege zu gehen, um Neues zu entdecken und zu erreichen, wobei Fehler als Lernchancen gesehen werden?
  5. Lang- oder kurzfristige Ausrichtung – Liegt der Fokus im Unternehmen ehr auf Werten wie Sparsamkeit und Beharrlichkeit die langfristig ausgerichtet sind, oder auf kurzfristigen Werten wie Flexibilität und Egoismus?
  6. Nachgiebigkeit und Beherrschung – Können Mitarbeiter in einem Unternehmen nach der Erfüllung Ihres eigenen Glücks und Ihrer Zufriedenheit streben, oder müssen sie einfach das machen was ihnen gesagt wird?

Geert nahm laut diesem YouTube Video mehr als 110.000 Mitarbeiter von IBM unter die Lupe und machte im Ergebnis 4 seiner finalen 6 Kulturdimensionen ausfindig.

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Wie funktioniert das country comparison tool?

Das Tool kann einfach über die Webseite des Unternehmens aufgerufen werden. Dann gibst Du Dein Land ein, danach das Land, oder die Länder Deiner Teammitglieder. Im Anschluss erhältst Du ein Diagramm mit den eingegebenen Ländern und ihrer jeweilige Punktzahl in den oben genannten 6 Kulturdimensionen.

Zu Testzwecken habe ich mir einmal Deutschland (DE) und Thailand (THA) als Vergleichsländer geschnappt. Hier sind die Ergebnisse:

  1. Machtdistanz
    1. DE = 35
    1. THA = 64
  2. Individualismus und Kollektivismus
    1. DE = 67
    1. THA = 20
  3. Maskulinität versus Femininität
    1. DE = 66
    1. THA = 34
  4. Unsicherheitsvermeidung
    1. DE = 65
    1. THA = 64
  5. Lang- oder kurzfristige Ausrichtung
    1. DE = 83
    1. THA = 32
  6. Nachgiebigkeit und Beherrschung
    1. DE = 40
    1. THA = 45

Zwischen den beiden Kulturen gibt es in den Dimensionen

Kostenlos ist nur ein kleiner Teil des Tools.
  • Machtdistanz
  • Individualismus und Kollektivismus
  • Maskulinität vs. Feminität und
  • Lang- oder kurzfristige Ausrichtung

besonders hohe Abweichungen, was bedeutet, dass hier kulturelle Fettnäpfchen lauern, die für Unstimmigkeiten in Team sorgen können. Unter dem Diagramm, das die Zahlen der einzelnen Dimensionen auflistet, kann geschaut werden, was die jeweilige Punktzahl für die angegebenen Länder bedeutet. Wenn Dir und Deinem Team diese Daten nicht reichen, bietet die Webseite individuellere, dann aber nicht mehr kostenlose Tests, mit denen Ihr mehr Daten zu Eurer kulturellen Zusammenarbeit erhalten könnt.

Fazit

In meinen Augen bietet das country comparison tool einen hervorragenden Einstieg in das Thema interkulturelle Zusammenarbeit. Ich kann mir gut vorstellen, das das Tool einen spannenden Gesprächseinstieg für ein Team bietet. In diesem können die Ergebnisse des Tools besprochen werden und jeder kann sich selbst einordnen. So würde ich zum Beispiel sagen, dass ich in Sachen Maskulinität nicht sehr deutsch bin, weil mir Dinge wie Individualleistung und Statussymbole nicht wichtig sind. Zudem passe ich auch bei der Kulturdimension Nachgiebigkeit und Beherrschung nicht (mehr) in das deutsche Muster. Ich arbeite gern, dennoch habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass Dinge wie Urlaub und Feierabend für mich wichtig sind. Ich verzichte gern auf ein hohes Gehalt, wenn ich im Gegenzug dafür nicht 24/7 für meinen Arbeitgeber erreichbar sein muss.

An dieser Stelle bin ich neugierig: In welchen Dimensionen passt Du nicht in das Profil, dass das country comparison tool für Dein Geburtsland erstellt?

19. Juni 2024
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Buchcover Veronika Hucke: Fair führen  
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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19. Juni 2024
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