Warum spalten wir eigentlich Haare?
Die Redewendung „Das ist Haarspalterei.“ ist mir so vertraut, dass ich noch nie auf die Idee gekommen bin, über sie nachzudenken. Ich war mir einfach sicher, dass jemand, der Haarspalterei betreibt, etwas bis ins Kleinste zerlegt und dabei nur noch Dinge findet, die so minimal unterschiedlich sind, dass der Unterschied zwischen ihnen bedeutungslos ist. Beim Lesen des Buches von
bin ich über folgenden Satz gestolpert:
„Die Leute denken manchmal, dass Philosophieren vor allem viel Zeit koste und im Grunde zu nichts führe. Dass es etwas für Menschen sei, die ein bisschen Haarspalterei betreiben möchten, weil sie sonst nichts Besseres zu tun hätten.“
S. 34.
Und da habe ich mich zum ersten Mal gefragt, woher die Redewendung kommt und beschlossen, einen Beitrag darüber zu schreiben. Als ich eben aufgeschrieben habe, was ich unter Haarspalterei verstehe, ist mir bewusst geworden, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob ich die Bedeutung der Redewendung wirklich kenne. Daher bin ich nun doppelt gespannt, welche Informationen unser Lexikon zu diesem Thema bereithält.
Was das Lexikon sagt
Einen passenden Eintrag hält unser Lexikon heute zwar bereit, allerdings ist dieser so kurz, dass er sich auf die Bedeutung des Begriffes beschränkt und dessen Herkunft außen vor lässt:
Haarspalterei, die (abwertend): Spitzfindigkeit, Wortklauberei: das sind alles -en. S.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 981.
Ich weiß, dass Wortklauberei bedeutet, Worte zusammen zu klauben, also zusammen zu suchen. Was genau Spitzfindigkeit ist, weiß ich allerdings nicht. Daher greife ich zur Sicherheit erneut zum Lexikon.
Pustekuchen. Unser Lexikon enthält keinen Eintrag zum Thema Spitzfindigkeit. Also brauchen wir auch hier die Unterstützung des Internets.
Was das Internet sagt
Wiktionary verrät uns, dass Spitzfindigkeit unter anderem „übertrieben genau“ bedeutet. Die Redewendung „Haarspalterei betreiben“ bedeutet also, Vieles zu einem Thema zusammenzusuchen und dieses Thema so übertrieben genau auseinanderzunehmen, dass wir anderen damit auf den Keks gehen.
Mit dieser Erkenntnis wäre der erste Teil des heutigen Beitrages geschafft. Nun ist es an der Zeit herauszufinden, woher die Redewendung kommt.
Ich glaube, dass wir mit der Suche nach der heutigen Redewendung das Internet durchgespielt haben. Der Wikipedia-Eintrag zum Begriff Haarspalterei beinhaltet genau ein Wort: Wortklauberei und leitet uns zu dem entsprechenden Eintrag auf Wikipedia weiter.
Die Seite dwds.de widmet sich der Herkunft des Begriffs, hilft uns allerdings nicht wirklich weiter, denn hier steht, dass die Herkunft ungewiss ist. Sprachnudel.de geht einen Schritt weiter und schreibt unter der Überschrift Wortherkunft:
„Das Teilen eines Haares wäre übertrieben kleinlich.“
Fazit
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin sehr überrascht, dass es mir heute nicht gelungen ist, die Herkunft des Begriffes Haarspalterei zu klären. Meine geheime Hoffnung war, dass wir bei unserer Recherche auf irgendeine spannende Sage stoßen, in der der Schurke Haare spaltet, um eine Falle zu bauen. Dem ist offensichtlich nicht so. Eher habe ich den Eindruck gewonnen, dass sowohl mein Lexikon als auch das Internet mir den Vorwurf machen, dass es schon extrem haarspalterisch ist, nach dem Ursprung der Redewendung Haarspalterei zu fragen.
Die Frage „Warum spalten wir eigentlich Haare?“ würde ich nach dem aktuellen Stand meiner Recherche lapidar mit „Weil es geht.“ beantworten und mich mit dieser Antwort auf das Yogawiki beziehen, das dazu schreibt:
„Haare sind sehr klein im Durchmesser, aber mit viel Aufwand gerade noch zu spalten.“
Mit dieser nicht wirklich zufriedenstellenden Antwort verabschiede ich mich für heute und wünsche Dir einen fantastischen Start in den Tag.
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Es bleibt also ein Rätsel…
Liebe Maria,
Omi hat mir den Beitrag über Haare vorgelesen.
Ich möchte gerne wissen, warum man schnarcht.
Dein Cosmo
Hallo Cosmo,
das ist eine sehr gute Frage. Da ich kein Buch zu dem Thema besitze, habe ich schnell auf YouTube nach einer Antwort für Dich gesucht. Laut diesem Video https://www.youtube.com/watch?v=4rcEHgktqCo gibt es mehr als einen Schnarchgrund. Schau gern mal rein.
Viele Grüße
Maria von Du Bist Grossartig
Toller Beitrag zu Sprach- und Kulturentwicklung ***
„Haare sind sehr klein im Durchmesser, aber mit viel Aufwand gerade noch zu spalten.“
Daraus würde ich ableiten, dass der umgangssprachliche Begriff „Haarspalter“ von faulen Menschen geprägt worden ist, die das natürlich niemals öffentlich zugeben würden! **grin
Der Begriff hat verschiedene Synonyme, wie Kümmelspalter[1], Korinthenkacker[2], Wortklauber, …, kleinlicher Mensch.
Und hier[1] wird die Herkunft etwas näher beleuchtet:
„Er ist ein Kümmelspalter. – Eiselein, 402; Braun, I, 2075.
Das griechische Wort, welches einen Erzgeizhalz, einen Knicker bezeichnet, von dem Plutarch im Symposion sagt, dass er ein Kümmelkorn spalte, um eine Hälfte davon sparen zu können, ist in seiner Uebersetzung und Bedeutung auch der deutschen Sprache eigen. Denn ein Mensch der Art, wie ihn der Grieche uns eben beschrieben hat, wird im Badischen im gemeinen Leben »Kümmichspalter« genannt. »Kümmich« wird dort für Kümmel gesetzt. Obgleich sich »Kümmelspalter« weder in den Wörterbüchern und Schriftwerken unserer Sprache noch in der allgemeinen Umgangssprache findet; so verdient doch dieses Wort in diese und jene gewiss Aufnahme, weil es so treffend bezeichnet. (Allgemeine Schulzeitung, Darmstadt 1830, Abth. 1, Nr. 76.) (S. ⇒ Furzklemmer.) Es wird aber auch Linsenspalter von einem Wortklauber gebraucht. (S. ⇒ Kümmichnüpfer.)“
Interassant dazu auch „das Rheinisches Wörterbuch. 9 Bände. Bonn und Berlin 1928–1971“ [3]. Und in „Das wortreich“[4] steht zum Eintrag „Ein Erbsenzähler sein“[4]
„Die Redensart bezeichnet umgangssprachlich und ironisch abwertend einen auf größte Genauigkeit und Vollständigkeit bedachten Menschen, bzw. dessen Handeln.
Die Bezeichnung Erbsenzähler wird im Deutschen bereits seit mehreren Jahrhunderten verwendet. In dem 1668 erschienenen Roman Simplicissimus vom Grimmelshausen wird die Redensart bereits benutzt. Als ein Synonym für „Geizhals“, wurde das Wort 1796 in dem Wörterbuch von Adelung verzeichnet. Gebräuchlich ist es sowohl im Hoch- wie auch im Niederdeutschen. Bis zum 19. Jahrhundert bezeichnete man einen knauserigen und geizigen Menschen als Erbsenzähler. Seit dem 20. Jahrhundert hat sich die Bedeutung des Wortes verschoben, hin zur Betonung des Kleinlichen und Pedantischen. Überall in Deutschland gibt es eine große Zahl ähnlicher Wendungen, die alle um die Beschäftigung mit äußerst kleinteiligen Dingen kreisen. So gibt es neben dem Erbsenzähler auch den Korinthenkacker, Nietenzähler, Haarspalter oder Kümmelspalter.“
Mein Fazit: Sprachentwicklung und -gebrauch geben immer wieder nette und interessante Einblicke in kulturellen Veränderung und über den Zeitgeist in unseren Gesellschaften!
[1] http://www.zeno.org/Wander-1867/A/K%C3%BCmmelspalter
[2] https://de.wiktionary.org/wiki/Korinthenkacker
[3] https://woerterbuchnetz.de/?sigle=RhWB&lemma=Korinthenkacker#0
[4] https://www.wortreich-badhersfeld.de/das-wortreich/die-ausstellung/exponat-bildersprache/ein-erbsenzaehler-sein/
PS: Demnach geht der Begriff bis auf Platon zurück – sehr interessant!
https://de.wikipedia.org/wiki/Symposion_(Platon)
Hallo Eike,
vielen Dank für Deinen Kommentar. In dem von Dir erwähnten Wikipedia Artikel taucht der Begriff Haarspalterei nicht auf. Kannst Du mir bitte helfen und mir verraten welchen Bezug der Wikipedia Beitrag zu dem Haarspalterei Blogbeitrag hat? Ich Danke Dir und wünsche Dir einen fantastischen Abend.
Viele Grüße
Maria von Du Bist Grossartig