Weißt Du, was schwülstig bedeutet?
Das Wort schwülstig ist mir so vertraut, dass ich mir noch nie Gedanken dazu gemacht habe. Bis jetzt habe ich es immer als ein Synonym von geschwollen gesehen, doch nun bin ich in
über einen Satz gestolpert, der mich an meiner bisherigen Verwendung des Begriffs zweifeln lässt. Unsere Autorin schreibt:
„Sich in einem philosophischen Gespräch gegenseitig zu befragen und dabei das Ziel zu verfolgen, gemeinsam Weisheit zu finden, wirkt verbindend. Das hört sich vielleicht schwülstig an, dass Ihnen leicht übel wird (verstehe ich, schon okay), es ist aber wirklich wahr.“
S. 38.
Ich glaube nicht, dass unsere Autorin meint, dass mir übel werden könnte, weil sie etwas Geschwollenes sagt. Zudem hört sich der erste Satz in meinen Ohren gar nicht geschwollen an. Ich vermute daher, dass der Begriff schwülstig eine mir unbekannte Bedeutung hat. Lass uns doch einmal schauen, ob unsere Lexikon uns diese verraten kann.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon weiß, was unser heutiger Begriff bedeutet, und bestätigt meinen Verdacht, dass mit meiner Übersetzung des Begriffes irgendetwas nicht in Ordnung ist.
schwülstig <Adj.> (abwertend): durch Schwulst (1) gekennzeichnet: ein-er Stil; -e Ornamente; er redet allzu s.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2083.
Da ich nicht weiß, was eine Schwulst ist, schauen wir uns auch den Lexikon-Eintrag zu diesem Begriff an.
Schwulst, der; – [e]s, Schwülste [mhd. swulst = Geschwulst, ablautende Bildung zu ↑1schwellen] (abwertend): etw., was zur prachtvollen Gestaltung von etw. dienen soll, was aber bombastisch u. überladen wirkt: der S. barocker Kirchen; seine Gedichte sind frei von allem S.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2083.
Okay, über drei Ecken gedacht hat der Begriff schwülstig also schon etwas mit dem Begriff geschwollen zu tun. Dass er sich allerdings von einem Wort ableitet, dass etwas Krankhaftes (eine Geschwulst) bezeichnet, wäre mir nie in den Sinn gekommen.
Was uns unsere Autorin sagen möchte
Wenn ich mir die Einträge unseres Lexikons und das Zitat unserer Autorin so anschaue vermute ich stark, dass sie den Begriff im Sinne von überladen verwendet. Ich vermute, dass die Übelkeit, von der Sie spricht, dadurch zustande kommt, dass der Satz mit der Weisheit so überladen oder vielleicht besser übertrieben wirkt, dass einem davon ähnlich übel werden kann wie von richtig leckerem Essen, von dem man einfach zu viel isst.
Fazit
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich kann unsere Autorin an dieser Stelle beruhigen. Mir wird von ihrem Satz nicht übel. Er löst in mir eher Interesse aus, weil ich die Vorstellung mag, das gemeinsam gefundene Weisheit auch auf der Beziehungsebene zwischen zwei Gesprächspartnern etwas bewirkt. Ich für meinen Teil kann mich leider nicht daran erinnern, selbst je an einem solchen philosophischen Gespräch teilgenommen zu haben. Ich habe das Gefühl, dass ich bei philosophischen Gesprächen zwischen mehreren Personen so schnell den Faden verloren habe, dass ich weder Weisheit noch Verbundenheit empfunden habe, sondern eher Langeweile. Doch wer weiß, vielleicht war mein Fehler bisher immer, dass philosophische Gespräche, die ich erlebt habe, zu viele Teilnehmer hatten. Vielleicht ist es eine gute Idee, mir bei Gelegenheit eine der Geschichten aus dem Buch unserer Autorin und einen Freund zu schnappen und dies in einem Zweiergespräch (bei dem ich nicht den Faden verlieren kann, da es ohne mich kein Gespräch mehr wäre) zu erkunden.
Doch vor diesem Gespräch freue ich mich nun erst einmal darüber das ich nun endlich weiß, was es mit dem Begriff schwülstig wirklich auf sich hat.
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