Weißt Du, woher die Redewendung „In die Bresche springen“ kommt?

Unsere heutige Redewendung gehört zu meinem aktiven Wortschatz. Dennoch weiß ich weder, was genau eine Bresche ist, noch woher die Redewendung stammt. Dank des Autors

Juhu, ich springe in die Bresche.

Harald Koberg: Streitpunkt Games. Warum die Kritik an digitalen Spielen zu kurz greift,

werden wir diese Wissenslücke heute schließen. Gegen Ende seines sehr spannenden Buches kommt er zu dem Schluss, dass es in unserer Gesellschaft zwei Gruppen von Menschen gibt:

  1. Die eine Gruppe ist sozial so gut gestellt, dass sie ein gutes Leben leben kann, selbst wenn sie im Leben eine Menge falscher Entscheidungen trifft.
  2. Die andere Gruppe ist sozial so schlecht gestellt, dass sie kaum in der Lage ist, ein gutes Leben zu leben, selbst wenn sie im Leben nur richtige Entscheidungen trifft.

Das Problem ist, dass beiden Gruppen in Aussicht gestellt wird, dass sie ein gutes Leben haben können, wenn sie sich nur ausreichend anstrengen und an die Regeln halten. Für viele Menschen in der zweiten Gruppe bedeutet, dass,

„dass es viele Menschen gibt, die das Gefühl haben, in diesem System zu versagen, aber gleichzeitig auch nicht ehrlich behandelt werden. […] Hier springen digitale Spiele gleich zweifach in die Bresche. Sie lindern zum einen Versagensgefühle, indem sie Welten anbieten, in denen die Logik von Leistungen, Belohnung, wachsender Macht und Reichtum aufrechterhalten und für alle erlebbar gemacht wird. […] Zum zweiten ermöglichen digitale Spiele die Flucht vor gewissen Aspekten der Machtausübung, die über die fortlaufende Beurteilung des Körpers und seiner Unzulänglichkeiten auf sie einwirkt.“

S. 242.
Mit der Zeit wirst Du besser.

Da ich selbst gern digitale Spiele spiele, verstehe ich gut, was unser Autor mit dem ersten Punkt meint. Spiele können extrem frustrierend sein, doch je länger ich ein Spiel spiele, desto besser werde ich. Das bedeutet in der Regel, dass ich ein Level im Spiel, das ich zu Beginn nur mit Mühe und Not bewältigt habe, ein paar Wochen später mit Leichtigkeit durchspielen kann, weil ich in dieser Zeit meine Fähigkeiten im Spiel verbessert habe. Diesen Fortschritt binnen weniger Wochen zu erleben, ist extrem befriedigend. Spiele belohnen mich immer, wenn ich mich an die Spielregeln halte. Im Leben ist das anders. Hier gibt es keine Spieledesigner, die darauf achten, dass ein solcher Belohnungseffekt entsteht. Im Leben gibt es eine Menge Faktoren, die Dir den „Spielspaß“ verderben können, weil Du auch dann verlierst, wenn Du alles richtig machst.

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung habe ich das Gefühl, dass ich verstehe, was unser Autor uns sagen möchte, obwohl ich nicht weiß, was eine Bresche ist. Lass uns doch einmal schauen, ob sich die Bedeutung des Zitats unseres Autors verändert, wenn wir wissen, was genau eine Bresche ist.

Was das Lexikon sagt

Der Wörterbuchteil unseres Lexikons verrät uns sowohl, woher unsere Redewendung stammt, als auch, was diese bedeutet.

Bresche, die; -, -n [ursp. = aus einer Festungsmauer herausgeschossene Öffnung < frz. brèche, aus dem Germ.] (veraltend): große Lücke: eine B. [in die Festung] schlagen; *für jmdn., etw. eine B. schlagen (sich für jmdn., etw. erfolgreich einsetzen); [für jmdn., etw.] in die B. springen/treten; sich [für jmdn., etw.] in die B. werfen (für jmdn., etw. einspringen, eintreten)

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 407.

Obwohl ich nun die Bedeutung der Redewendung und ihre Herkunft kenne, verändert sich die Bedeutung des Zitates unseres Autors dadurch nicht. Allerdings wird das Ganze nun etwas bildlicher. Ich bezweifle, dass unser Autor beim Verwenden der Redewendung eine angegriffene Festungsmauer im Sinn hatte, sondern lediglich eine Lücke, die es zu füllen gilt.

Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich freue mich, dass diese Redewendung in die Kategorie „unbedenklich“ fällt, weil ich sie einfach gern mag.

In Sachen digitale Spiele und Wirklichkeit würde ich mir wünschen, dass die Wirklichkeit ab und an von einem Spieledesigner unter die Lupe genommen wird, der demotivierende Faktoren identifiziert und diese eliminiert.

Denn Spieledesigner wissen genau, dass Spieler, die von einem Spiel frustriert sind, weil sie bestimmte Dinge einfach nicht hinbekommen, einfach aufhören zu spielen. Damit nicht genug: Frustrierte Spieler werden jedem, den es interessiert, von diesem Spiel abraten und wahrscheinlich werden sie das Spiel negativ bewerten. Wenn viele Spieler von einem Spiel frustriert sind und dies kundtun, kann dies dafür sorgen, dass ein Spiel sich nicht mehr gut verkauft. Ein Spieledesigner hat die Aufgabe, dieses Szenario zu verhindern. Dabei bewegt er sich in engen Korridoren, denn auch ein zu leichtes Spiel wird die Spieler nicht begeistern. Der Spieledesigner braucht also ein gutes Gespür für genau die richtige Mischung von Herausforderung und Fortschritt.

Im wahren Leben ist das mit der Frustration nicht anders. Menschen, die frustriert sind, weil sie in einem System einfach nicht vorankommen, obwohl sie sich Mühe geben, können dieses zwar nicht im Internet bewerten und anderen vom Kauf abraten und so dem System schaden. Aber sie können sich aus dem System zurückziehen und eigene Strukturen schaffen, die sich mehr lohnen und der Allgemeinheit schaden. Eine Art des Rückzuges ist die Schwarzarbeit. Wenn legale Arbeit dafür sorgt, dass Du am Ende des Arbeitslebens nur knapp mehr als den Sozialhilfesatz bekommst, ist es sinnvoller, schwarz zu arbeiten und heute mehr von Deinem Geld zu haben und später Sozialhilfeleistungen zu beziehen.

Ich bin mir sicher, dass Spieledesigner in der Lage wären, solche Fehler im System zu entdecken. So wäre Schwarzarbeit wahrscheinlich kein Thema mehr, wenn Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, am Ende ihres Arbeitslebens so viel Rente erhalten würden, dass sie davon gut leben können und deutlich mehr haben als Menschen, die nicht gearbeitet haben. Ich bezweifle zwar, dass Spieledesigner in der Lage wären, auch ein System zu erdenken, mit dem dieses Modell finanzierbar wäre, doch ich wette, auch für diese Herausforderung gibt es eine Lösung.

2. Juli 2024
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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5,1 min readCategories: Bücher

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2. Juli 2024
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