Ist es ein Problem, wenn wir unseren Nachrichtenkonsum selbst kontrollieren?

Die Nachrichten sind für mich okay, die anderen nicht.

Es gibt Sätze, die mich sehr nachdenklich machen. Zu diesen gehört der folgende:

„Das Problem sind nicht Fake News, das Problem ist, dass die Menschen in einem nie dagewesenen Maße selber kontrollieren, welche Informationen sie konsumieren.“

S. 139.

Der Satz stammt aus dem Buch

Reto U. Schneider: Die Kunst des klugen Streitgesprächs. Wer diskutieren will, sollte diese Regeln kennen. Ein Crashkurs in Vernunft.

Was mich an diesem Satz nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass ich definitiv zu den Menschen zähle, die selbst kontrollieren, welche Informationen sie konsumieren. Warum dies aus meiner Sicht kein Problem darstellt, schauen wir uns gleich an. Doch zunächst werfen wir ein Blick auf den Grund, warum unser Autor dies als Problem ansieht.

Warum ist dies aus der Sicht unseres Autors ein Problem?

Der oben zitierte Satz steht nicht für sich allein, sondern bezieht sich auf einen bestimmten Fall, in welchem die Informationskontrolle aus Sicht unseres Autors problematisch ist. Der selbst kontrollierte News-Konsum ist in seinen Augen in Bezug auf den Meinungswechsel problematisch.

Bekomme ich Meinungen zu Gesicht, die meinen widersprechen?

Menschen neigen dazu, an ihren einmal gefassten Meinungen festzuhalten. David Redlawsk, ein amerikanischer Politologe, fragte sich, was passieren muss, damit ein Mensch, der einen bestimmten Politiker mag, diesen nicht mehr mag. Um eine Antwort auf diese Frage zu finden führte er ein Experiment durch, in dem er herausfand, dass es zahlreiche negative Nachrichten braucht, um die Meinung über einen bestimmten Kandidaten zu wechseln. Die genauen Ergebnisse des Experiments lassen sich in seinem Artikel “The Affective Tipping Point: Do Motivated Reasoners Ever „Get It“?” nachlesen.

An genau dieser Stelle ist es nach Meinung unseres Autors problematisch, wenn wir die Informationen selbst wählen, die wir konsumieren. Denn Menschen konsumieren nun einmal gern die Informationen, die die eigene Meinung bestärken und nicht jene, die ihr entgegenstehen. Das bedeutet, dass selbstkontrollierte Informationswahl einen Meinungswechsel z. B. in Bezug auf einen politischen Kandidaten erschweren kann, weil negative Informationen über diesen schlichtweg nicht bzw. kaum konsumiert werden.

Hat unser Autor recht?

Es ist ein weiter Weg, wenn ich nur höre was ich hören will.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber das Beispiel unseres Autors leuchtet mir absolut ein. Ich kann nachvollziehen, dass es schwierig ist, einen Meinungswechsel zu vollziehen, wenn Informationen, die mich zu einem Meinungswechsel motivieren könnten, gar nicht bis zu mir durchdringen.

Was ich mich frage, ist, ob dieses Phänomen ein neues Phänomen ist. Das Internet und Social Media geben mir unzählige Möglichkeiten, die Informationen zu kontrollieren, die zu mir durchdringen. So kann ich auf Social Media Personen blocken, die Inhalte teilen, die ich nicht sehen möchte und kann gezielt Personen folgen, die Informationen teilen, die ich konsumieren möchte. Doch diese Art der Selektion gab es auch schon vor dem Aufkommen des Internets. Wer linke Partien bevorzugte, las andere Zeitungen als Menschen, die rechte Parteien bevorzugten. Wer wissen wollte, was in Deutschland los war, schaute Nachrichten im Deutschen Fernsehen, wer wissen wollte, was in den USA los war, schaute amerikanische Nachrichten.

Warum ist es aus meiner Sicht kein Problem?

Die Sache ist die: Ich habe mich 2014 dazu entschieden, Nachrichten nicht mehr täglich zu konsumieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • In den Nachrichten werden bevorzugt negative Dinge, wie Kriege, Hungersnöte und Skandale thematisiert.
  • Sich über eine Hungersnot zu informieren und dann nichts dagegen zu tun, fühlt sich für mich wie das sensationslustige Begaffen eines Unfalls an.
  • Wie unser Autor darlegt, kostet „korrekter Nachrichtenkonsum“ viel Zeit, denn um mir eine differenzierte Meinung zu politischen Themen bilden zu können, müßte ich mehr als nur eine Quelle konsumieren.
  • Nachrichten schauen gibt mir das Gefühl, dass wir in einer Welt leben, in der ich nicht leben möchte.
Jetzt ist es Zeit, sich die Politik mal wieder anzuschauen.

Dass ich keine Nachrichten mehr konsumiere bedeutet nicht, dass ich nicht wählen gehe. Es bedeutet lediglich, dass ich mich nur dann mit dem Thema Politik auseinandersetze, wenn ich es für meine Wahlentscheidung für erforderlich halte.

Die Zeit, die ich nicht für den Nachrichtenkonsum aufwende, investiere ich in das Lesen von Büchern und in das Verfassen von Blogbeiträgen. Mich interessiert es nicht, welche Kriege gerade auf der Welt stattfinden, ich möchte vielmehr herausfinden, wie wir Kriege vermeiden. Mich interessiert es nicht, wo Menschen verhungern, ich möchte herausfinden, wie wir Hunger verhindern. Mich interessiert nicht, welcher Betrieb gerade wegen eines Skandals in der Presse ist. Mich interessiert, wie wir eine Arbeitswelt erschaffen, in der es solche Skandale nicht gibt.

In den Büchern, die ich lese, finde ich Antworten auf Fragen, die uns dabei helfen können, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Diese Antworten teile ich in kurzen Beiträgen in meinem Blog und gebe somit Menschen die Möglichkeit, diese Antworten zu lesen, die keine Zeit haben, Bücher zu lesen.

Damit ich mich auf meine Bücher und mein Ziel, die Welt besser zu machen, konzentrieren kann, halte ich meine Social Media Timeline bewusst clean. Ich folge bewusst Accounts, die Kunst, Katzenbilder oder nützliches Wissen teilen und blocke alle Accounts, die auf die Idee kommen, Bilder von Toten zu teilen, ohne ein Inhaltswarnung darüber zu legen.

In den letzten 4 Jahren sind so über 1.000 Blogbeiträge entstanden, die ich nicht hätte schreiben können, wenn ich mich damit beschäftigt hätte, mir eine informierte Meinung über all jene Themen zu bilden, die täglich in den Nachrichten sind. In meinem Fall ist die bewusste Informationskontrolle aus meiner Sicht daher auch kein Problem.

Fazit

Wie so oft lautet die Antwort auf unsere heutige Frage: Es kommt darauf an. Es gibt Fälle, in denen es problematisch ist, wenn wir unseren Informationskonsum selbst kontrollieren und es gibt Fälle, in denen es nicht problematisch ist.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie handhabst Du Deinen Informationskonsum. Welche Informationen konsumierst Du gern, welche nicht? Wie viel Zeit verbringst Du jeden Tag mit Informationskonsum. Verfolgt Dein Informationskonsum ein bestimmtes Ziel?

26. Januar 2024
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  1. Holger 26. Januar 2024 at 18:25 - Reply

    „Mich interessiert es nicht, welche Kriege gerade auf der Welt stattfinden, ich möchte vielmehr herausfinden, wie wir Kriege vermeiden.“

    Seit Tausenden von Jahren sind Kriege das beherrschende Thema schlechthin. Immer schon sagten die Menschen, keinen Krieg zu wollen. Hat sich jemals etwas geändert? Nein! Da stellen sich gleich mehrere Fragen: Haben wir Menschen einen freien Willen? Könnte diese Welt komplett nach Programm laufen, gegen das wir uns nicht wehren können? Sehr deutlich werden die Kriege, wenn wir uns mit den Mythologien beschäftigen. In den Mythologien spielen Kriege eine extrem große Rolle, sodass es viele Personifikationen für sie gibt. Altgriechisch Πόλεμος Pólemos = deutsch -> „Kampf, Krieg“ ->

    https://www.mythologie-antike.com/t474-polemos-mythologie-gott-vom-krieg

    • Maria Steinberg 27. Januar 2024 at 09:24 - Reply

      Hallo Holger,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ja, Du hast Recht: Kriege begleiten uns schon lange. Andere Dinge haben uns auch lange begleitet. Überbringer schlechter Nachrichten um einen Kopf zu kürzen zum Beispiel. Das machen wir heute nicht mehr und so habe ich die Hoffnung, dass wir irgendwann an den Punkt kommen, an dem wir auch Kriege nur noch aus Büchern kennen.

      Viele Grüße

      Maria

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