Ist es klug nebenbei Nachrichten zu hören?

Was passiert, wenn Du folgendes liest:

Das ist kein Land.

Gundur ist ein Land. Wahr.

Auch wenn Deine Geographiekenntnisse so schlecht sind wie meine, weißt Du beim Lesen des Satzes, dass Gundur kein Land ist. Heute möchte ich Dir dank

Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken

von einem Experiment erzählen, in dem es Forschern durch einen bestimmten Versuchsaufbau gelungen ist, den Probanden ähnlich falsche Sätze als Wahrheit zu verkaufen. Ich teile dieses Experiment nicht mit Dir, weil ich glaube, dass es böse Forscher gibt, die Dich manipulieren wollen. Ich teile dieses Experiment mit Dir, weil es mich an Alltagssituationen erinnert, die wir unbeabsichtigt selbst herbeiführen.

Das Experiment

Bitte merke Dir folgende Zahlen.

Unser heutiges Experiment verdanken wir dem Psychologen Daniel Gilbert, der es laut unserem Autor in seinem Aufsatz „Wie mentale Systeme“ für die Nachwelt festgehalten hat. In seinem Experiment wurden den Probanden ähnlich unsinnige Aussagen dargeboten, wie die, dass Gundur ein Land ist. Kurz nach den Aussagen folgte entweder ein wahr oder falsch. Ein Teil der Probanden genoss nur die Sätze, ein anderer Teil hatte die Aufgabe sich Zahlen einzuprägen, während sie die Sätze genossen.

Im Anschluss an diese kleine Übung machten die Forscher einen Gedächtnistest mit allen Probanden. Bei diesem Gedächtnistest stellte sich heraus, dass die Probanden, die mit den Zahlen beschäftigt waren, viele der Aussagen für wahr hielten.

Was ist passiert?

Kaffee koche ich mit links.

Laut unserem Autor denken Menschen mit 2 unterschiedlichen Systemen. Das eine System ist langsam, energieintensiv und klug, das andere System schnell, energiesparend und effizient. Alltagsaufgaben wie Autofahren und Kaffeekochen werden vom schnellen System erledigt. Über diese Aufgaben denken wir nicht nach, sondern machen sie einfach. Neue Aufgaben dagegen beanspruchen das langsame System.

Schauen wir uns nun die beiden Systeme und das Experiment unserer Forscher an.

Jene Probanden, die nur die Aussagen dargeboten bekamen, konnten sich mit ihrem langsamen und ihrem schnellen System auf diese Aufgaben konzentrieren. Das langsame System erkannte die Falschaussagen und ließ sich von dem Wort wahr nicht dazu motivieren die Aussagen zu glauben.

Das stimmt nicht.

Ganz anders sag es bei den Probanden mit den Zahlen aus. Die Aufgabe sich unbekannte Zahlen zu merken ist ein Job für das langsame System. Mit dieser Aufgabe beschäftigten unsere Forscher also das langsame System der Probanden. Weil das langsame System beschäftigt war, kümmerte sich das schnelle System um die dargebotenen Aussagen. Das schnelle System nahm die Aussagen auf und das Wort wahr auf. Da das schnelle System auf Geschwindigkeit und Energie sparen optimiert ist, erkannte es nicht, dass die Aussagen falsch waren.

Fazit

Dieses kleine Experiment zeigt, wie leicht es ist uns zu beeinflussen. Wenn wir konzentriert arbeiten, kann es uns passieren, dass unser schnelles System nebenbei Informationen sammelt und abspeichert, die völliger Humbug sind. Wenn wir also während der Arbeit Nachrichten laufen lassen, können diese völlig ungeprüft in unser Gedächtnis gelangen.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mich hat dieses kleine Experiment sehr nachdenklich gemacht. Ich werde in Zukunft darauf achten, dass ich während der Arbeit weder Nachrichten noch aggressive Musik höre.

15. März 2021
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Buchcover zum Beitrag
Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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2,9 min readCategories: Bücher, Wissen

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15. März 2021
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