Ist Multitasking gut oder schlecht?

Multitasking Profi

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Menschen stolz darauf 27 Dinge auf einmal erledigen zu können. Diese Menschen waren Multitasker, sie konnten viele (multi) Aufgaben (tasks) zur gleichen Zeit erledigen. Ein genialer Multitasker zu sein galt als bewundernswerte Fähigkeit. Doch inzwischen hat sich die Wahrnehmung in Sachen Multitasking massiv geändert. Einige Menschen haben erkannt, dass Multitasking zwar irgendwie beeindruckend ist, aber insgesamt zu einer schlechteren Performance führt.

Beim Multitasking gehen Dinge kaputt.

Ich für meinen Teil bin kein Multitasker. Ich liebe es in einer Aufgabe zu versinken und alle anderen Aufgaben zu ignorieren. Aufgrund meiner Vergesslichkeit gelingt mir das Vergessen der anderen aktuellen Aufgaben auch sehr gut. Weil ich kein geborener Multitasker bin, war über die Erkenntnis, dass Multitasking doch nichts extreme Gutes ist sehr froh.

Allerdings habe ich nicht so recht verstanden, warum Multitasking schädlich sein könnte. Daher freue ich mich sehr, dass ich in

Kenneth S. Rubin: Essential Scrum. Umfassendes Scrum-Wissen aus der Praxis

über einen sehr anschaulichen Beweis gestolpert bin, der einen am eigenen Leibe erfahren lässt wann Multitasking schlecht ist.

Der Selbsttest – Multitasking schadet der Produktivität

Stift, Zettel und Stoppuhr

Am besten organisierst Du Dir jetzt einen Stift, einen Zettel und eine Stoppuhr. Letztere verbirgt sich in vielen Smartphones bei der Weckerfunktion. Was wir jetzt gemeinsam machen muss nicht schön aussehen, es geht um die Erfahrung nicht das tatsächliche Ergebnis. Zeichne nun 2 Tabellen Jede Tabelle sollte 3 Spalten und 11 Zeilen haben. Die Spaltenüberschriften lauten:

  • Buchstaben
  • Zahlen
  • Römische Zahlen
So sollte Deine Tabelle nun aussehen.

Jetzt schnappst Du Dir Deinen Stift, Deine Stoppuhr und Deine erst Tabelle. Die erste Aufgabe lautet: Fülle die Tabelle der Reihe nach von Oben nach Unten aus (also A, B, C… 1,2,3…) und stoppe dabei die Zeit, die Du brauchst.

Aufgabe 1: Von Oben nach unten ausfüllen.

Notiere die Zeit, die Du zum Ausfüllen gebraucht hast neben Deiner Tabelle. Lege nun diese Tabelle beiseite. Jetzt starten wir mit Aufgabe der zweiten Aufgabe. Dieses Mal füllst Du die Tabelle von rechts nach links aus (also A, 1, I…. B,2, II…) und stoppst dabei die Zeit.

Jetzt ist es an der Zeit die beiden Tabellen zu vergleichen. In meinem Fall habe ich beide Tabellen fehlerfrei ausgefüllt. Beim Ausfüllen der ersten Tabelle habe ich nicht an Fehler gedacht, sondern einfach nur die Datenfolge aus meinem Kopf abgerufen. Daher war di Aufgabe nach 30,8 Sekunden erledigt. Ganz anders sah es bei der zweiten Tabelle aus. Hier habe ich ab Zeile 4 aktiv darüber nachdenken müssen was für ein Buchstabe auf C folgt und ob das I vor oder hinter dem X stehen muss. Dieses Nachdenken zwecks Fehlervermeidung hat einiges an Zeit gekostet. Das Ausfüllen der zweiten Tabelle hat 42,02 Sekunden gebraucht.

Gleiches Ergebnis, in deutlich längerer Zeit.

Die wissenschaftlichen Beweise – Multitasking schadet der Produktivität

UPDATE 05.08.2020: Der Glaube, dass Multitasking etwas Gutes ist, ist laut dem Buch Führen mit Hirn von Sebastian Purps-Pardigol dank zahlreicher Studien und Tests wie den folgenden widerlegt worden:

Multitasking kostet vorrübergehend IQ-Punkte.
  • 2001 fand Nelson Cowan an der University of Missouri heraus, dass die Mehrheit der Menschen maximal vier Informationen gleichzeitig in ihrem Bewusstsein behalten können.
  • Harold Pashler von der University of California fand heraus, dass Menschen, die zwei einfache Aufgaben gleichzeitig lösen sollen, doppelt so lang für die Lösung brauchen, wie bei der Lösung von einzelnen Aufgaben. Wenn Erwachsene zwei Aufgaben gleichzeitig lösen, sinkt ihre Leistungsfähigkeit auf die eines Schulkindes.
  • Über 80 klinische Tests an der Londoner Universität zeigten, dass Menschen bis zu 10 IQ-Punkte verlieren während sie versuchen Aufgaben parallel zu lösen. Das ist viel, wenn wir bedenken, dass Menschen, die gerade einen Joint geraucht haben, lediglich 4 IQ-Punkte einbüßen.

Multitasking ist gut

Hallo, ich möchte zu Herrn Müller.

So anschaulich dieser Beweis ist, so wichtig ist es sich im Klaren darüber zu sein, dass es auch Situationen gibt in denen Multitasking wichtig ist. Nehmen wir zum Beispiel den freundlichen Herren am Büroempfang. Zu seinen Aufgaben gehört es die Leute, die ins Büro kommen freundlich zu begrüßen und im Bedarfsfall ihre Fragen zu beantworten. In den Momenten, in denen gerade Niemand das Büro betritt, hat er andere Aufgaben, wie zum Beispiel Büromaterial nachbestellen, die Raumplanung machen, usw.

Das Begrüßen und Navigieren der Büroleute ist die primäre Aufgabe des Herren am Empfang. Alle anderen Aufgaben müssen auch erledigt werden, sind aber sekundär. Der Herr am Empfang muss jederzeit in der Lage sein, sekundäre Aufgaben stehen und liegen zu lassen, wenn jemand das Büro betritt. Auf diese Weise sorgt er dafür, dass sich jeder Besucher sehr willkommen fühlt.

Fazit

Wie ist das Jahresendergebnis nochmal?

Multitasking ist weder gut noch schlecht. Es gibt Situationen in denen Multitasking vorwiegend Schaden anrichtet und es gibt Situationen, in denen die Vorteile der Multitaskings die Nachteile überwiegen. Wenn wir Aufgaben planen sollten wir das immer im Kopf haben. So ist es zum Beispiel wahrscheinlich keine gute Idee, den Herren am Empfang auch gleich die Buchhaltung mit machen zu lassen.

E-Mail nur 1 Mal am Tag.

Ich für meinen Teil brauche viele Zeitfenster am Tag an denen ich ungestört an einer Aufgabe arbeiten kann. Um die Ungestörtheit zu erreichen habe ich immer eine To Do Liste und einen Stift parat. Wenn mir während des konzentrierten Arbeitens etwas einfällt, das ich unbedingt machen muss schreibe ich es auf die To Do Liste. In der Zeit des ungestörten Arbeitens sind meine Social Media Kanäle geschlossen und mein Telefon ist im nicht stören Modus. Das Einzige was mich jetzt erreichen kann sind jene Telefonnummern, die nur im Notfall bei mir anrufen würden. Meine E-Mail checke ich in der Regel 1 Mal am Tag, nichts ist so dringend, dass es nicht einen Tag warten kann. An hoch produktiven Tagen halte ich es mit meine Social Media Kanälen genauso und checke sie nur 1 Mal am Tag.

Und jetzt bin ich neugierig: Wie lange hast Du für Deine Tabellen gebraucht? Mit welchen Tricks schaffst Du es konzentriert zu arbeiten?

2. April 2020
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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5,7 min readCategories: Bücher, Wissen

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2. April 2020
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  1. Maria von du-bist-grossartig.de 24. Januar 2023 at 06:20 - Reply

    In
    Kenneth S. Rubin: Essential Scrum. Umfassendes Scrum-Wissen aus der Praxis bin ich auf S. 248.
    über ein Diagramm aus
    Steven C. Wheelwright: Revolutionizing Product Development: Quantum Leaps in Speed, Efficiency and Quality
    gestolpert, dass sich mit der Frage beschäftigt, wie viele Projekte jemand gleichzeitig bearbeiten sollte und zu dem Schluss kommt, dass Multitasking weder gut noch schlecht ist, sondern dass die Dosis das Gift macht. Die Ideale Anzahl der Projekte in diesem Diagramm ist 2. Hier die Daten:
    – Bei einem Projekt betrug die Zeit in der Werte geschaffen wurden 70%
    – Bei zwei Projekten betrug die Zeit in der Werte geschaffen wurden 80%
    – Bei drei Projekten betrug die Zeit in der Werte geschaffen wurden 60%
    – Bei vier Projekten betrug die Zeit in der Werte geschaffen wurden ca. 47%
    – Bei fünf Projekten betrug die Zeit in der Werte geschaffen wurden ca. 32%
    Die ideale Anzahl an Projekten ist laut diesen Zahlen zwei Projekte. Denn bei zwei Projekten gehen nur 20% der Arbeitszeit „verloren“. Bei mehr oder weniger Projekten steigt diese Zahl, weil der Mitarbeiter keinen Wert schaffen kann, weil er auf Zuarbeit von anderen wartet, oder durch Meetings und andere Abstimmungsarbeiten daran gehindert wird aktiv Wert zu schaffen.

  2. Maria von du-bist-grossartig.de 26. Juli 2023 at 05:07 - Reply

    Die Zeit-Expertin und Autorin von
    Claudia Hammond: Tick, tack. Wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht (S. 312)
    spricht bei nennt das normale machen einer Aufgabe Monochronie und Multitasking Polychronie. Sie schreibt dass Allen Bluedorn in seinem Buch The Human Organization of Time. Temporal Realities and Experience über mehrere Jahrzehnte währende Studien berichtet, die herausgefunden haben, dass die Vorliebe des jeweiligen Menschen entscheidet, ob er mono- oder polychromatisch unterwegs ist. Ihr Schlusswort zu diesem Thema lautet:

    „Nichts von dem, was das Zeitmanagement bringen soll, wurde durch die Forschung bestätigt.“ S. 313.

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