Ist Vertrauen gut, aber Kontrolle besser?
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, ist einer dieser Sprüche, der mir immer wieder begegnet. Der Autor von
Mike Fischer: Erfolg hat, wer mit Liebe führt. Vom Egoismus zum Wir
Schreibt in seinem Buch, dass der Spruch Lenin zugeschrieben wird. Unser Autor kennt den Spruch von seinem Vater. In seinem eigenen Unternehmen wendet Mike den Spruch nicht an, weil die Kontrollhaltung für Mike
„nicht mehr passt, weil sie sich als nicht sinnvoll und einschränkend herausgestellt hat. Denn diese Haltung richtet sich gegen jede neue Initiative und gegen jede neue Idee.“
S. 211.
In seinem Buch beschreibt unser Autor, dass das Kontrollverhalten, dass er von seinem Vater gelernt hat, das Wachstum von Mikes Unternehmen bremste. Seine Mitarbeiter wussten, dass Mike gern die Kontrolle über alles hatte und konnten daher keine eigenen Entscheidungen fällen. Dies überließen sie Mike. Das hatte neben den bereits zitierten Hemmnissen noch folgende Nachteile:
- Die Mitarbeitenden mussten immer wieder auf Mikes Entscheidungen warten.
- Mike brauchte Zeit, um all die kleinen und großen Entscheidungen zu treffen.
- Die Mitarbeitenden übernahmen keine Verantwortung für ihr eigenes Handeln.
An irgendeinem Punkt erkannte Mike, dass sein Kontrollverhalten sein Unternehmen ausbremste und warf dies über Board. Seitdem läuft sein Unternehmen besser und er hat für sich erkannt:
„Je größer das Vertrauen ist, desto größer ist der Raum für die Handlungsfreiheit der einzelnen Menschen. Und die Handlungsfreiheit ist der Treibstoff der Innovationen.“
S. 212.
Das funktioniert doch nur in Mikes Unternehmen, oder?
Meine eigene Erfahrung deckt sich mit Mikes Erfahrungen. Ich arbeite seit 2020 für thiemwork. Mein Chef Lars ist ein genialer Chef, der mir sein volles Vertrauen schenkt. Er weiß, dass ich Dinge kann, die er nicht kann und ich weiß, dass er Dinge kann, die ich nicht kann. Nach diesem Prinzip teilen wir die Arbeit bei thiemwork im Team auf. Jeder erledigt in der Regel die Aufgaben, die ihm am meisten liegen.
Da ich Blogger bin, hat mir Lars die Erstellung der Texte für die Webseite des Unternehmens anvertraut. Das bedeutet, dass ich auch für die Pflege des Newsbereiches zuständig bin. Die meisten News für die Webseite entstehen ohne große Rücksprache mit Lars. Doch manchmal komme ich an den Punkt, an dem ich mir fachlich selbst nicht über den Weg traue. Erst letztens sollte ich einen Blog-Beitrag über den Chatbot ChatGPT schreiben. Der Beitrag kostete mich viel Zeit, da dieser mein erster Berührungspunkt mit dem Thema war. Beim Schreiben hatte ich Zweifel an der fachlichen Richtigkeit des Beitrages. Irgendwie las sich der Text nicht rund und schien Lücken zu haben. Also bat ich Lars den Beitrag fachlich gegenzulesen und mir Feedback bzw. Korrekturwünsche zu geben.
Lars wies meine Bitte zurück. In der Zurückweisung meiner Bitte schwang sein volles Vertrauen in mich mit. Also fasste ich mir ein Herz und überarbeitet den Beitrag selbst. Dank des Vertrauens, dass Lars mir mit der Zurückweisung meiner Bitte entgegenbrachte, fielen meine Selbstzweifel in Sachen Kompetenz und ich war plötzlich in der Lage den Artikel zu überarbeiten. Ich gab dem Beitrag eine etwas andere Laufrichtung und schon hatte ich einen Newsbeitrag bei dessen Veröffentlichung ich ein gutes Gefühl hatte.
Dies ist nur eines der vielen Beispiele, bei denen Lars mir in den letzten Jahren vertraut hat. Dank ihm kann ich heute Dinge, die ich mir 2020 nicht zugetraut hätte. An dieser Stelle geht daher ein dickes Dankeschön an Lars. Lars, Du bist ein großartiger Chef. 🤗(Ja, Du hast richtig gelesen: ich habe grad meinen Chef gelobt. Ob man das darf, erfährst Du in diesem Beitrag.)
Fazit
Wie Mike bin ich der festen Überzeugung, dass Vertrauen ein gigantischer Wachstumshebel ist. Das gibt nicht nur für das Vertrauen in Unternehmen, sondern auch für das Vertrauen in die Menschheit. Als Blogger von du-bist-grossartig.de bin ich der festen Überzeugung, dass jeder Mensch großartig ist. Also bringe ich jedem Menschen im ersten Schritt mein volles Vertrauen entgegen. Im Ergebnis habe ich in den letzten Jahren viele großartige Menschen kennengelernt.
Wenn Du Dich jetzt fragen solltest: „Aber es gibt doch auch Menschen, die nicht großartig sind, was ist mit denen?“ dann möchte ich Dir wie folgt antworten: Ja, es gibt Menschen, die aus irgendwelchen Gründen gerade jetzt in diesem Moment nicht großartig sind. Manche von ihnen trauern, andere haben schlechte Erfahrungen gemacht, wurden verletzt oder enttäuscht oder haben irgendeinen anderen Grund, der grade dafür sorgt, dass sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch diese Menschen großartig sind, sie sind es nur jetzt grade in diesem Moment nicht. Auch diesen Menschen bringe ich mein Vertrauen entgegen. Erst wenn sie es zwei Mal in Folge enttäuschen (z.B. durch rassistische Aussagen), entziehe ich ihnen mein Vertrauen und hoffe inständig, dass jemand anderes in der Lage ist ihnen das Vertrauen entgegenzubringen, das sie brauchen, um wieder großartig zu sein.
Ich möchte in einer großartigen Welt leben. Mein Beitrag zu dieser großartigen Welt ist mein Vertrauensvorschuss und meine Erfahrung zeigt, dass ich seitdem ich Menschen Vertrauen entgegenbringe, viel mehr großartige Menschen kennenlerne als je zuvor.
An dieser Stelle bin ich neugierig:
- Wie sind Deine Erfahrungen in Sachen Vertrauen?
- Hast Du schon einmal Vertrauen erlebt, dass dafür gesorgt, dass Du über Dich hinausgewachsen bist?
- In welchen Situationen hat Dich fehlendes Vertrauen ausgebremst?
- Wann und wie hast Du schon einmal mit Deinem Vertrauen dafür gesorgt, dass ein anderer Mensch über sich hinaus wachsen konnte?
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Laut den Autoren von
Stefano Mastrogiacomo, Alexander Osterwalder: High-Impact Tools für Teams. Teammitglieder koordinieren, Vertrauen aufbauen und rasch Ergebnisse erzielen mit 5 praktischen Tools, Campus Verlag 2021.
Gibt unterschiedliche Variationen von Vertrauen. Eine davon ist psychologische Sicherheit, die in ihrem Buch wie folgt definiert wird
„Einfach gesagt ist psychologische Sicherheit eine Variation des Vertrauens: »Die Überzeugung, dass es sicher ist, im Team interpersonelle Risiken einzugehen. Dass man nicht bestraft oder gedemütigt wird, wenn man Ideen, Fragen, bedenken oder Fehler anspricht.« Begriff und Definition wurden vor über 20 Jahren geprägt von Amy Edmondson, Professorin für Leadership und Management an der Harvard Business School, in ihrer Grundlagenarbeit »Psychological Safety and Learning wie Behavior in Work Teams«.“ S. 197.
Amys Aufsatz findest Du online https://www.researchgate.net/publication/313250589_Psychological_safety_and_learning_behavior_in_teams
Der Autor von
William von Hippel: Die Evolution des Miteinander. Ein Evolutionsforscher erklärt, wie soziale Kooperation den Aufstieg der Menschheit ermöglichte
zeigt anhand von zwei Beispielen aus dem Tierreich auf, was Vertrauen für Führung bedeuten kann.
Sein erstes Beispiel sind Elefanten. Elefantenherden werden von Weibchen angeführt. Die Anführerin der Herde dominiert diese nicht, sondern gibt ihnen in gefährlichen und vorteilhaften Situationen lediglich die Richtung vor. Sie ist eine Beraterin der Herde, die keinen Nutzen aus ihrer Rolle zieht, sondern darauf achtet, dass es jedem Tier in der Herde gut geht.
Sein zweites Beispiel sind Paviane. In Paviangruppen gibt es meist ein Alphamännchen, dass zum Alphamännchen wurde, indem es sich nach oben gekämpft hat. Alphamännchen ziehen wo immer möglich nutzen aus ihrer Rolle und sichern sich den Zugang zu Weibchen, Nahrungsquellen und Weibchen.
Laut unserem Autor ist der Führungsstil der Paviane nicht zu empfehlen:
„Kein Wunder, dass die Resultate des Pavian-Führungsstils selten positiv sind. Wo Egoismus und Überlegenheitsgefühl vorherrschen, bröckelt das Vertrauen – vor allem bei den Machtlosen, die die Ausbeutung am schnellsten zu spüren bekommen. […]Vertrauensverlust ist ein relevantes Thema, weil er dazu führt, dass Menschen sich innerlich aus ihren übergeordneten Gemeinschaften verabschieden, sich weniger mit ihrer eigenen Arbeit identifizieren und wichtige Informationen seltener an andere weitergeben. Kurz gesagt, wo Vertrauen fehlt, versteifen sich die Menschen auf Selbstschutz und zeigen ihre Schwachstellen immer weniger.“ S. 204f.