Was mache ich, um mich vor Überarbeitung Homeoffice zu schützen?

Stell Dir vor, Du bist Führungskraft und leitest ein Team, das komplett im Homeoffice arbeitet. Jeder in Deinem Team hat ein hohes Pflichtbewusstsein und arbeitet deutlich mehr als die 8 Stunden, die in seinem Arbeitsvertrag stehen. Was tust Du?

  1. Du freust Dich, weil Dein Team eine Menge erledigt, ohne dass Du irgendjemanden darum bitten musst, mal etwas mehr zu arbeiten. Du lehnst Dich zurück und genießt die hohe Arbeitsmoral Deines Teams.
  2. Du machst Dir Gedanken, wie Du dafür sorgen kannst, dass Dein Team sich an die Arbeitszeiten hält.

Laut 

Sebastian Pflügler: Mitarbeiter führen in der digitalen Ära. Wie man digitale Effizienz und Menschlichkeit in Zeiten von Homeoffice und New Work verbindet

zeichnen sich gute Führungskräfte dadurch aus, dass sie sich in dieser Situation für Option B entscheiden. Denn die Sache mit dem Überarbeiten ist die: Kurzfristig mag dies für Dich als Führungskraft ein wünschenswertes Verhalten sein, dauerhaft kann es allerdings dazu führen, dass Du wertvolle Mitarbeiter verlierst. Denn Menschen, die sich dauerhaft überarbeiten, haben keine Erholungsphasen. Zudem fehlt ihnen die Zeit für ihr Privatleben. Die Chancen stehen daher nicht schlecht, dass der Tag kommt, an dem Dein Mitarbeiter eine Krankschreibung einreicht, weil sein Körper die viele Arbeit nicht mehr mitmacht.

Der Mittelweg ist optimal.

Ja, Arbeit ist wichtig. Ja, ein produktives Team ist genial. Nein, immer nur an Arbeit denken ist kein Erfolgsrezept. Zufriedene Mitarbeiter brauchen Herausforderungen im Job und Erholungszeiten, in denen sie die Seele baumeln lassen können, oder sich um die Dinge kümmern können, die in ihrem Privatleben gerade anstehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Führungskräfte bei Mitarbeitern, die zu viel Leistung bringen, genauso aktiv werden, wie bei Mitarbeitern, die zu wenig Leistung bringen.

Unser Autor verrät allerdings nicht, wie eine Führungskraft dafür sorgen kann, dass sich das Team nicht überarbeitet. Meiner Erfahrung nach braucht es mehr als nur eine verantwortungsvolle Führungskraft. Es braucht auch verantwortungsvolle Mitarbeiter, die sich selbst schützen und Grenzen setzen.

Ich gehörte viele Jahre zu den Menschen, die sich im Homeoffice konsequent überarbeitet haben und nicht in der Lage waren, etwas dagegen zu tun. Wie das Ganze für mich ausging und wie ich es heute schaffe, mich vor Überarbeitung zu schützen, ist Thema des heutigen Beitrages. Wichtig ist, dass dies nur meine persönlichen Erfahrungen sind. Es gibt sicherlich noch viele andere Möglichkeiten, Mitarbeiter vor Überarbeitung zu schützen.

Was motiviert Mitarbeiter, sich im Homeoffice zu überarbeiten?

Jeder Mensch ist anders, und so gibt es unzählige Gründe, die Mitarbeiter zur Überarbeitung motivieren. An dieser Stelle greife ich auf meine persönlichen Erfahrungen zurück und verrate Dir einige der Gründe, die mich viele Jahre dazu motiviert haben, mich im Homeoffice zu überarbeiten.

Los, los, los, Du misst Dich ranhalten.

Angst vor Jobverlust

Ein wichtiger Motivator für mein Verhalten war die Angst, meinen Job zu verlieren. Ich war der festen Überzeugung, dass ich meinen Job verlieren würde, wenn ich nur 8 Stunden am Tag arbeiten würde.

Ich bin nicht gut genug

Hinzu kam das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Ich wusste, dass ich gut im Verkaufen war, allerdings war ich kein ausgebildeter Verkäufer. Daher hatte ich immer Selbstzweifel. Wenn ich einen Kunden nicht von einem Kauf überzeugen konnte, hatte ich das Gefühl, dass ich als Verkäufer nicht gut genug war. Um meinen gefühlten Mangel an Fähigkeiten auszugleichen, arbeitete ich mehr.

Der Firma geht es nicht gut genug

In den vielen Jahren, die ich im Homeoffice war, gab es immer mal wieder Ereignisse, die das Unternehmen, für das ich arbeitete, unerwartet aus der Bahn warfen. Immer wenn dies passierte, fühlte ich mich verpflichtet, noch mehr ranzuklotzen als sowieso schon. Erst wenn die Situation überwunden war, konnte ich auf mein normales Überarbeitungsniveau zurückkehren.

Zu viel Verantwortung

Lange Jahre war ich der einzige Vollzeitverkäufer in meinem Unternehmen. Das sorgte dafür, dass ich immer das Gefühl hatte, allein für den Umsatz des ganzen Unternehmens verantwortlich zu sein. Dies bedeutete unglaublich viel Druck für mich und motivierte mich dazu, immer mehr zu arbeiten.

Wenn ich mehr arbeite, wird das anerkannt und ich verdiene mehr, oder?

Wunsch nach einem höheren Gehalt

Ein wichtiger Motivator war der Wunsch nach einem höheren Gehalt. Ich gehöre zu den Menschen, die keine Lust haben regelmäßig Gehaltsverhandlungen zu führen. Ich gehöre zu den Menschen, die Leistung erbringen und dann erwarten, dass jemand dies erkennt und dies belohnt. Das Problem ist, dass ich meine Erwartungshaltung nicht kommuniziere. Das führt dazu, dass ich viel arbeite, um mehr Gehalt zu bekommen, aber nicht mehr Gehalt bekomme, weil ich nicht mehr Gehalt einfordere.

Sehr viele Aufgaben

Als Verkäufer hatte ich immer einen vollen Tisch. Gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis, alle Aufgaben, die anstanden, so schnell wie möglich zu erledigen. Schließlich ist Zeit im Verkauf Geld. Wenn ich mich heute nicht um einen Kunden kümmere, kauft dieser möglicherweise bei der Konkurrenz.

Firmenkultur

Meine Führungskraft arbeitete oft bis spät in die Nacht. Aus diesem Grund hatte ich immer ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, pünktlich Feierabend zu machen. Was ich dabei gekonnt ausblendete, war, dass ich nicht selten die erste im Büro war. Also arbeitete ich abends länger und machte in der Regel erst Feierabend, wenn mein Energielevel so gering war, dass ich nicht mehr in der Lage war, produktiv zu arbeiten.

Sei aufmerksam und setze Zeichen

Eine Feierabendmail als Dokumentation.

Es ist nicht immer ganz einfach zu erkennen, ob Du gerade einfach nur viel arbeitest, oder dabei bist Dich zu überarbeiten. Um Probleme an dieser Stelle zu erkennen, musst Du aufmerksam sein. Notiere Dir, wenn Du Überstunden machst und sorge dafür, dass Du diese wieder ausgleichst. Wenn ich länger bleibe schreibe ich immer eine ich mach jetzt Feierabend Nachricht per E-Mail oder Chat, so sehe nicht nur ich, sondern auch meine Führungskraft, dass ich länger da war.

Das Dokumentieren der Überstunden ist der erste Schritt. Der Zweite ist der Ausgleich der Überstunden. Den Teil habe ich jahrelang ignoriert. Inzwischen bin ich hier besser geworden. Wenn weniger zu tun ist und nichts Dringendes zu tun habe, sage ich meinem Chef, dass ich früher Feierabend mache, falls er nichts ganz dringendes mehr für mich hat, um meine Überstunden auszugleichen. Wenn Dein Chef dies nie zulässt und Du Deine Überstunden nicht abbauen kannst, ist es Zeit

  • nach der Auszahlung der Mehrarbeit zu fragen,
  • oder sich auf Jobsuche zu begeben, wenn Du in diesem Jahr weniger als 100.000 € im Jahr verdienst,
  • oder weiter Überstunden abzulehnen.

Finde heraus, warum Du Dich überarbeitest

Wenn Du merkst, dass Du im Homeoffice zu lange arbeitest, ist der erste Schritt herauszufinden, ob und warum Du das tust.

Solltest Du morgens um 6 Uhr ins Büro gehen und abends um 22 Uhr erst Feierabend machen, ist es Deine Aufgabe, die Gründe dafür herauszufinden und für Dich festzuhalten. Wenn dies häufiger passiert ist es Zeit, Dich hinzusetzen und zu schauen, wie Du dafür sorgen kannst, dass Du keine solch langen Arbeitstage hat, oder wie Du dafür sorgen kannst, dass solche Mehrarbeit ausgeglichen wird.

Frage Deine Führungskraft

Als Mitarbeiter ist es Dein Job, Deinen Job zu machen. Es ist nicht Dein Job, allwissend zu sein. Aus diesem Grund kannst Du Deine Führungskraft auch einfach fragen, was Du aus ihrer Sicht tun kannst, damit Du aufhörst, Dich zu überarbeiten.

Gehe mit gutem Vorbild voran

In jedem Unternehmen gibt es eine ungeschriebene Firmenkultur. Wenn Du als Mitarbeiter als erster im Büro bist und der letzte, der das Büro verlässt, setzt Du eindeutige Zeichen, die signalisieren, dass es gewünscht ist, mehr zu arbeiten.

Auch als Mitarbeiter hast Du eine Vorbildfunktion. Achte darauf, die richtigen Signale zu senden. Es ist nicht schlimm, wenn Du der Typ bist, der nachts um 3 Uhr aufwacht und die ultimative Lösung für ein Problem hat, die Du dann noch schnell per E-Mail an einen Kollegen schickt, damit Du in Ruhe weiterschlafen kannst. Sorge nur einfach dafür, dass nicht der Eindruck entsteht, dass Du bis nachts um 3 Uhr gearbeitet hast. Dies kannst Du tun, indem Du die E-Mail an Dich selbst schickst, oder Deinem E-Mail-Programm sagst, dass es die E-Mail später versenden soll. Wie das in Outlook mit Hilfe der Funktion Übermittlung verzögern funktioniert, zeigt dieses YouTube Video.

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Fazit

Über viele Jahre war es für mich völlig okay, mich im Homeoffice zu überarbeiten. Meine Freunde und Familie, die mich davor warnten, ignorierte ich gekonnt. Die Hinweise meines Chefs, mal früher zu gehen, waren für mich gut gemeinte Hinweise, die ich nicht für voll nahm. Für mich endeten die vielen Jahre der Überarbeitung aus körperlichen Gründen. Ich war irgendwann so ausgelaugt, dass ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte über Jahre alles gegeben und gefühlt nichts erreicht. Das Gefühl, durch Mehrarbeit erfolgreich werden zu können, hatte sich in Luft aufgelöst und war einem Gefühl der Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit gewichen. Ich war körperlich so fertig, dass ich es kaum mehr schaffte, die Treppen zu meiner Wohnung zu steigen. Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Auszeit zu nehmen.

In dieser hatte ich die Zeit, mich um mich zu kümmern. Ich sorgte dafür, dass ich körperlich wieder fit wurde und beschloss, meine Laufbahn als Verkäufer zu beenden. Für mich war klar, dass ich als Verkäufer nie in der Lage sein würde, mich vor Überarbeitung zu schützen. Aus diesem Grund suchte ich mir einen neuen Arbeitsbereich und machte eine entsprechende mehrmonatige Ausbildung, die dafür sorgt, dass ich nun nicht mehr das Gefühl habe, dass mir fachlich etwas fehlt.

In dieser Arbeit bin ich nun glücklich. Ich arbeite noch immer im Homeoffice und mache nur noch sehr selten Überstunden. Mir hilft dabei auch das im Verhältnis zu meiner Erfahrung geringe Gehalt. Ich weiß, dass viele Menschen in meinem Umfeld mit ähnlicher Berufserfahrung deutlich mehr verdienen als ich. Doch diese Menschen arbeiten auch viel mehr als ich. Für mich bedeutet das geringere Gehalt die Möglichkeit, einfach Feierabend machen zu können und mich auf mein Privatleben oder mein eigenes Unternehmen konzentrieren zu können.

Zudem hat mein Chef mir dabei geholfen, mit einem Tisch voller Aufgaben gelassen umzugehen. Das war ein mehrmonatiger Lern-Kampf für mich. Heute kann ich gelassen Feierabend machen, auch wenn noch nicht alle Aufgaben erledigt sind. Ich weiß, dass die Welt davon nicht untergeht. Ich habe gelernt, meine Aufgaben zu priorisieren. Ich frage Kunden aktiv, ob etwas dringend ist, oder ob die Sache noch ein paar Tage Zeit hat.

Auch meine Angst, den Job zu verlieren, habe ich endlich in den Griff bekommen. Ein wichtiges Werkzeug dafür ist dieser Blog. Er schenkt mir zum einen eine tägliche Routine, und zum anderen begegne ich bei meiner Recherche ständig neuen spannenden Themen. Sollte ich heute meinen Job verlieren, falle ich nicht ins Nichts. Ich stehe zum ersten Mal in meinem Leben vor einer breiten Auswahl an neuen Möglichkeiten. Zudem habe ich durch meine letzte Auszeit gelernt, dass Arbeitslosigkeit nicht automatisch das Ende der Welt bedeutet. Es ist das Ende eines Jobs und die Möglichkeit, sich neu zu orientieren.

Nachdem ich hier nun viel über mich und meine Erfahrungen berichtet habe, bin ich unglaublich neugierig. Wie sind Deine Erfahrungen in Sachen Überarbeitung? Überarbeitest Du Dich? Wenn ja, warum? Was tust Du als Führungskraft, um Deine Mitarbeiter vor Überarbeitung zu schützen?

21. November 2023
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