Weißt Du, was apokryph bedeutet?

…alle Fußnoten lesen? Bei dem Autoren Team auf jeden Fall.

Es gibt Autoren auf dieser Welt, die das Talent haben, Fußnoten zu verfassen, die ich sehr gern lese, weil sie nicht nur wichtige Informationen enthalten, sondern auch gut formuliert sind. Die Autoren 

Hannah Fry, Adam Rutherford: Der ultimative Guide zu absolut Allem* (*gekürzt)

besitzen dieses Talent. Die folgende Fußnote bereitet mir allerdings Probleme, da sie den Begriff apokryph enthält und ich keine Ahnung habe, was dieser bedeutet. Die Fußnote lautet:

„Dieses Zitat existiert in zahlreichen Versionen, und wie so oft erweisen sich Zitate, wenn sie so perfekt sind, letztendlich als apokryph. Allem Anschein nach hat Einsteins Assistentin Helen Dukas diesen Spruch anno 1929 an Journalisten weitergegeben und seitdem genießt er legendären Status.“

S. 127.

Das Zitat, auf das diese Fußnote Bezug nimmt, ist mir bei unseren Autoren zum ersten Mal begegnet. Es veranschaulicht die Geschichte mit der Relativität, die Einstein in die Welt setzte, in einer Art und Weise, dass auch ich es mir merken kann:

„Wenn Sie zwei Stunden mit einem hübschen Mädchen zusammen sind, kommt es Ihnen vor wie eine Minute, aber wenn Sie eine Minute auf einer heißen Herdplatte sitzen, kommt es Ihnen vor wie 2 Stunden. Das ist Relativität.“

S. 127.

Dank unserer Autoren wissen wir bereits, dass dieses Zitat apokryph ist. Ob das was Gutes oder Schlechtes ist, wird uns nun hoffentlich unser Lexikon verraten.

Was das Lexikon sagt

Drei Lexikon-Einträge, die uns weiter bringen.

Um unseren heutigen Begriff zu verständlich zu machen, hält unser Lexikon mehrere Einträge bereit, von denen ich 3 zitiere, da sie aus meiner Sicht hilfreich sind.

apokryph <Adj.> [lat. apocryphus < griech. apókryphos = unecht]: 1. (Rel.) zu den Apokryphen gehörend. 2. (bildungsspr.) zweifelhaft; nicht zum gültigen, Anerkannten gehörend; unecht.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 169.

apokryph [grch. »verborgen«], 1) zu den ↑Apokryphen gehörend; 2) später hinzugefügt, unecht, zweifelhaft.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 01, S. 303.

Apokryphen [grch. »verborgene (Schriften)«], nicht zum bibl. ↑Kanon gerechnete jüd. oder christl. Zusatzschriften zum A. T. oder N. T. Die A. des A. T. werden von der kath. Kirche meist als deuterkanonisch zur Bibel gerechnet; sie bezeichnet die ↑Pseudoepigraphen als A. Die A. des N. T. – u.a. die in ↑Nag Hammadi gefundenen Texte (v.a. »Evangelium nach Thomas«) – bilden wertvolle Quellen für die Erforschung der altkirchl. Theologie und Frömmigkeit.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 01, S. 303.

Ich bin mir sicher, dass unsere Autoren den Begriff im bildungssprachlichen Sinne nutzen. Dennoch habe ich mich entschieden, auch den Lexikon-Eintrag zum Begriff Apokryphen zu zitieren. Allerdings erspare ich uns die Recherche nach all den Begriffen, die ich in diesem Eintrag nicht verstehe. Mir reicht es zu wissen, dass sowohl zum Alten, als auch zum Neuen Testament Apokryphen existieren.

Lass uns nun einmal schauen, ob das Wissen aus den Lexikoneinträgen uns dabei hilft, die Fußnote unserer Autoren zu verstehen:

Das Zitat ist gar nicht von ihm.

„Dieses Zitat existiert in zahlreichen Versionen, und wie so oft erweisen sich Zitate, wenn sie so perfekt sind, letztendlich als unecht, bzw. später hinzugefügt. Allem Anschein nach hat Einsteins Assistentin Helen Dukas diesen Spruch anno 1929 an Journalisten weitergegeben und seitdem genießt er legendären Status.“

Ja, das hilft. Unsere Autoren wollen uns also sagen, dass Alberts Zitat vermutlich nicht von Albert stammt, sondern von seiner Assistentin Helen. Sollte das stimmen, ist es in meinen Augen nicht schlimm, da das Zitat in meinen Augen sehr hilfreich ist.

Nun frage ich mich, wer diese Helen war, die in der Lage war, die klugen Ideen des Nobelpreisträgers in verständliche Worte zu fassen? Lass uns schauen, ob das Internet mehr über sie weiß.

Was das Internet sagt

Laut Wikipedia war die 1896 geboren und 1982 verstorbene Helen Alberts Sekretärin, Biografin und Nachlassverwalterin. Von 1928 bis zu ihrem Tod arbeitete sie für Albert, bzw. ab 1955 für seine Witwe Elsa. Spannend an der Geschichte ist, dass Helen die Familie Einstein nicht verließ als diese in die USA auswanderte. Laut dieser Webseite könnte dies der Tatsache geschuldet sein, dass Albert seine Mitarbeiter gut behandelte. Vielleicht spielte aber auch die Tatsache eine Rolle, dass auch Helen jüdischer Abstammung war und wenig Lust hatte, in einem Land zu bleiben, in dem sich die Menschen immer stärker gegen die Juden wendeten.

Fazit

Wir wissen nun also was apokryph bedeutet. Viel spannender finde ich allerdings das Wissen um Helen. Denn wie sagt man so schön: Hinter jedem großen Mann steht eine Frau. Im Falle Alberts war es offenbar mehr als eine. Wer weiß, vielleicht ist das auch der Grund, warum der Mann zu einem der berühmtesten Menschen der Geschichte wurde.

27. April 2023
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Buchcover Hannah Fry, Adam Rutherford: Der ultimative Guide zu absolut Allem* (*gekürzt).
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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  1. Holger 14. Juli 2023 at 15:58 - Reply

    „Apokryphen = außerkanonische Schriften; altgriechisch ἀπόκρυφος apokryphos = deutsch -> „verborgen, dunkel.“ Bei den Apokryphen handelt es sich um Texte, die sich nicht im Kanon der Bibel befinden. Der Name Bel wird mit „Herr / König / Gott“ (als Titel) assoziiert“ -> https://www.mythologie-antike.com/t134-belos-konig-von-agypten-wird-mit-baal-ubersetzt

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