Weißt Du, was Conférenciers sind?

Bin ich ein Conférenciers?

Mir ist der Begriff noch nie zuvor begegnet, dennoch bin ich mir dank des Buches

Kevin Clarke (Hrsg.): Breaking Free. Die wunderbare Welt der LGBTQ-Musicals

sehr sicher, dass Conférenciers Menschen sind, da der Begriff im Vorwort des Buches auftaucht. Das Vorwort ist von dem mir unbekannten Barrie Kosky geschrieben, der den Lesern des Buches zu meiner großen Freude verrät, dass er ein in Australien geborener und in Berlin lebender Opern- und Theaterregisseur ist. Ihm ist es wichtig, dass seine Stücke sowohl das homo-, als auch das heterosexuelle Publikum ansprechen. Wortwörtlich schreibt er:

„Es ist mir wichtig, dass diese heterosexuellen Zuschauer:innen zu meinen Inszenierungen kommen, schließlich machen wir kein Theater für ein kleines auserwähltes Nischenpublikum. Alle sollen sich davon angesprochen fühlen, so wie es einst bei der ersten Erik-Charell-Revue aus dem Jahr 1924 hieß.: An alle! Damals spielten Claire Waldorff und Wilhelm Bendow als schwul-lesbische Conférenciers mit, später kamen Marlene Dietrich und Max Hansen dazu.“

S. 15.

Auch wenn ich Musicals in Fernsehserien kaum ertrage, mag ich Musicals sehr. Dennoch habe ich in meinem Leben gerade einmal 3 Musicals live gesehen und kenne daher weder das Stück, dass Barrie in seinem Zitat erwähnt, noch alle Schauspieler. Lediglich Marlene Dietrich ist mir ein Begriff, weil der verstorbene Freund meines verstorbenen Vaters Arno Fischer sie einmal fotografiert hat und weil sie auf einem Friedhof in meiner Nähe beerdigt wurde.

So liebes Lexikon, dann mal her mit den Infos.

Weil ich aufgrund meines mangelnden Wissens nur Bruchteile des Zitates verstehe, werden wir heute nicht nur versuchen, die Bedeutung unseres Begriffes in Erfahrung zu bringen, sondern zudem recherchieren, was es mit dem Musical auf sich hat, das Barrie erwähnt. Doch ein Schritt nach dem anderen. Jetzt ist es erst einmal an der Zeit, unser Lexikon zu befragen.

Was das Lexikon sagt

Zu meiner großen Freude kennt unser Lexikon den Begriff.

Con|fé|ren|ci|er [kõferã’sie:], der; -s, -s [frz. conférencier] (veraltend): [witzig unterhaltender] Ansager im Kabarett od. Varieté (bei öffentlichen od. privaten Veranstaltungen): ein geistreicher, witziger C.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 448.

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, was ein Conférencier ist. Was ich mich nun frage, ist, ob ich schon einen gesehen habe. Bestimmt weiß das Internet hierauf eine Antwort.

Was das Internet sagt

Bei der Beschreibung unseres Lexikons muss ich an Carrie Bradshaw aus der Fernsehserie Sex and the City denken, weil ihre Stimme die Serie durchgehend aus dem Off kommentiert. Laut Internet ist Carrie allerdings keine Conférencière.

Pray Tell ist einer, oder?

Auch bei Pray Tell aus der Serie Pose gibt es erstaunlicherweise keine passenden Treffer. In meinen Augen passt Pray Tell allerdings perfekt auf die Beschreibung. Pose ist eine sehenswerte und sehr bewegende Serie, die in den 80er und 90er Jahren in New York spielt. Sie zeigt, wie schwierig das Leben aufgrund von Diskriminierung und AIDS damals für Menschen war, die nicht heterosexuell waren. Zudem gibt sie dem Thema Transsexualität eine wertschätzende Bühne, indem sie unter anderem die Geschichte eines wunderschönen transgeschlechtliches Models erzählt. In der Serie steht Pray Tell fast jeden Abend auf einer Theaterbühne und kommentiert die Auftritte der Teilnehmer der Bälle witzig und unterhaltend. In meinen Augen passt er damit perfekt auf die Beschreibung eines Conférenciers.

Da die Suchmaschine meine Einschätzung nicht teilt, habe ich mich an YouTube gewandt und dieses Video entdeckt, das zwar nicht die Figur Pray Tell zum Thema hat, aber ausführlich auf den Begriff Conférencier eingeht. Hier erfahren wir, dass der Begriff aus dem Französischen stammt, Franzosen darunter aber einen Redner auf einer Konferenz verstehen. Was wir als Conférencier kennen, wird im Französischen als Maître de cérémonie bezeichnet. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber das Video hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Pray Tell ein Conférencier ist.

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Wer war Erik Charell?

Erik Charell war laut der Webseite United Musicals ein deutscher Schauspieler und Regisseur, der 1894 in Breslau geboren wurde. In den 20er Jahren schrieb Erik nicht nur das von Barrie erwähnte Stück „An Alle!“, sondern auch zahlreiche andere Werke, die das Publikum begeisterten. In den 30er Jahren wanderte Erik in die USA aus, weil unter anderem die UFA 1933 aufgrund seiner jüdischen Abstammung  dieVerträge mit ihm aufkündigte.

Das Stück „An Alle!“ habe ich Online nicht gefunden, allerdings sind andere Werke von ihm der Nachwelt erhalten geblieben:

  • Einen Film mit dem Titel „Der Kongress tanzt“ gibt es auf DVD zu kaufen, dieses YouTube Video gibt einen kurzen Einblick in den Film.
  • Seine Revue-Operette „Im weißen Rößl“ wird bis heute auf Bühnen in Deutschland aufgeführt.
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Ich habe mir das Video auf YouTube zu seinem Film angeschaut. Er erinnert mich an Märchenfilme, die ich als Kind angeschaut habe. Ich denke nicht, dass ich an diesem Film Freude haben würde, anders sieht es da schon bei der Operette aus, auf die dieses YouTube Video mir durchaus Lust machen konnte.

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Fazit

Unsere heutige Recherche und  das Vorwort von Barrie Kosky haben mir etwas bewusst gemacht, das ich so bis jetzt nicht auf dem Schirm hatte, weil ich alle Themen meide, die mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus zu tun haben. Mir geht das, was damals passiert ist, einfach so nah, dass mir sofort das Wasser in den Augen steht, wenn ich daran denke, was damals passiert ist. Weil ich dieses Themenfeld meide, habe ich nie darüber nachgedacht, dass wir in dieser Zeit nicht nur unglaublich kluge Wissenschaftler verloren haben, sondern mit Komponisten und Schriftstellern wie Erik auch unfassbar viel Kultur.

Doch zum Glück gibt es Menschen wie Barrie, die Menschen wie Erik nicht in Vergessenheit geraten lassen. Dank ihm freue ich mich nun sehr darauf, irgendwann einmal einen echten Conférencier und/oder eins von Eriks Stücken live auf einer Bühne zu erleben.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Hast Du schon einmal einen Conférencier live erlebt.

17. Januar 2024
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