Weißt Du, was ein Ökotop ist?
Als ich den Begriff las, war ich mir sicher, dass wir diesen schon in einem Beitrag bearbeitet hätten. Dem ist allerdings nicht so. Wir haben uns mit dem ähnlich klingenden Begriff Ökotrophologe auseinandergesetzt und herausgefunden, dass dieser ein Ernährungswissenschaftler ist. Ich bin mir absolut sicher, dass es in dem folgenden Satz
„Dessen Tiere bevölkern komplexe geistige Ökotope.“
S. 5,
über den ich in dem Buch von
gestolpert bin, nicht um das Thema Ernährung geht. Der Autor beschäftigt sich in dem Buch unter anderem mit philosophischen und literarischen Tiergeschichten und deren Wirkungen. So berichtet er zum Beispiel von einem Psychotherapeuten, der schweigenden Traumapatienten mit der Geschichte einer flüchtenden Antilope helfen konnte. Die Antilope flieht vor einem Löwen und verfällt nach langer Flucht vor lauter Erschöpfung in eine Starre. Als der Löwe die Antilope fast eingeholt hatte, löst sich die Starre und das Tier läuft so schnell davon, dass sie entkommt.
Nachdem wir nun wissen, in welchem Kontext uns der Satz begegnet, ist die Zeit gekommen, unser Lexikon nach unserem heutigen Begriff zu befragen.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon kennt unseren Begriff und verrät uns, dass dieser von einem anderen griechischen Begriff abstammt als unser Ernährungsberater.
Ökotop, das; -s, -e [zu griech. tópos = Ort, Gegend]: kleinste ökologische Einheit einer Landschaft.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1682.
Die völlig unterschiedliche Bedeutung der beiden ähnlich klingenden Begriffe leitet sich also von den folgenden zwei griechischen Begriffen ab:
- tópos = Ort, Gegend
- trophé = das Ernähren, Nahrung
Nachdem wir nun wissen, warum die beiden Begriffe so unterschiedliche Bedeutungen haben, habe ich auf die Schnelle noch den Begriff ökologisch nachgeschlagen, um sicherzugehen, dass wir unseren Lexikoneintrag richtig verstehen:
ökologisch <Adj.>: 1. Die Ökologie (1) betreffend. 2. Die Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen u. ihrer Umwelt betreffend: -es (umweltverträgliches, kosten- u. energiesparendes) Bauen.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1682.
Was uns unser Autor sagen möchte
Ein Ökotop ist die kleinste ökologische Einheit einer Landschaft. In realen Ökotopen können Tiere leben. Unser Autor spricht nicht von realen, sondern von geistigen Ökotopen. Wie die Antilope unseres Psychotherapeuten zeigt, können in geistigen Ökotopen natürlich Tiere leben, die wir uns einfach vorstellen. Dafür braucht es erstaunlich wenig Platz, denn die Geschichte unserer Antilope ist in wenigen Sätzen erzählt. Obwohl diese Tiergeschichten nur winzige geistige Einheiten brauchen, können sie eine enorme Wirkung entfalten.
Während die erstarrten traumatisierten Patienten in einem arabischen Kriegsgebiet durch Worte und Erklärungen kaum zu erreichen waren, konnten sie sich mit der Antilope identifizieren. Sie hatten ebenfalls Verfolgungs- und Fluchterfahrungen. Davon waren sie wie die Antilope so erschöpft, dass sie erstarrt waren. Die Starre der Antilope diente dem Tier zum Kräftesammeln. Mit den gesammelten Kräften konnte sie letztendlich entkommen. Was also sprach dagegen, dass dies den Patienten nicht auch gelingen könnte.
Ich vermute, dass unser Autor uns mit seinem winzigen Satz folgendes sagen möchte: Die vorgestellten Tiere, die in den geistigen Welten eines Menschen, in unserem Fall eines Psychotherapeuten, leben, treten in eine Art Wechselbeziehung mit den geistigen Menschen, die in den Köpfen anderer Menschen, in unserem Fall Traumapatienten, leben und können hier eine Wirkung erzielen, die nur Tiergeschichten entfalten können.
Fazit
Wir wissen nun, was ein Ökotop ist und wissen, warum es nichts mit dem Thema Ernährung zu tun hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich den Satz unseres Autors richtig verstanden habe und bin daher neugierig, wie Du diesen interpretierst.
Als mir das Buch auf der Leipziger Buchmesse 2024 begegnete, rechnete ich mit einem sehr einfach zu lesenden Buch. Wie unser heutiger Satz zeigt, habe ich mich in diesem Punkt geirrt. Manch ein Satz braucht in diesem Buch etwas mehr Zeit, um verstanden zu werden. Aus diesem Grund ist es grossartig, dass die einzelnen Kapitel des Buches sehr kurz gehalten sind. So stört es nicht, wenn einem beim ersten Lesen der Sinn entgeht, da das zweite Lesen nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch einem Buchklub große Freude bereiten könnte, wenn bei jedem Treffen nur ein Kapitel besprochen wird.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Gibt es Tiergeschichten, die bei Dir etwas bewirkt oder dich inspiriert haben, weil Du Dich mit dem Tier bzw. den Tieren identifizieren konntest?
Lesedauer & Kategorie
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Autor
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Datum & Autor
Kommentiere den Beitrag
Was passiert nach Deinem Kommentar?
Nachdem Dein Kommentar durch uns geprüft wurde, wird er freigegeben* und erscheint unter diesem Beitrag zusammen mit dem von Dir angegebenen Namen. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Sie dient uns an dieser Stelle in erster Linie zum Schutz vor Spam. Wenn Du Deine E-Mail-Adresse nicht hier angeben möchtest, kannst Du den Kommentar auch gern auf einem unserer Social Media Profile posten.
*Spam und Kommentare, die nur einen Backlink für die eigene Seite zum Ziel haben, werden einfach gelöscht. Nimm gern Kontakt mit uns auf und lass uns die Möglichkeiten eines Sponsored Post besprechen, wenn Du gern einen thematisch passenden Backlink unter einem bestimmten Beitrag platzieren möchtest.