Weißt Du, was ein Panoramatheater ist?

Ich weiß,

• was ein Theater ist.
• dass die Kamera meines Smartphones einen Panorama Modus hat, mit dessen Hilfe ich eine 360 Grad Ansicht meiner Umgebung erstellen kann, indem ich mich während der Aufnahme um mich selbst drehe.

Beide Dinge zusammen sind mir allerdings noch nie zuvor begegnet. Daher bin ich sehr dankbar, dass die Autoren von

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den Begriff sofort nach seiner Erwähnung wir folgt erklären:

„Das Panoramatheater war ein Theater, das in den 1790er-Jahren in Europa populär wurde und in dem Zuschauer ein 360-Grad-Panoramabild einer Stadt oder Landschaft betrachten konnten. Das Panoramatheater war eine frühe Form der VR, die es Nutzern ermöglichte, in eine virtuelle Welt einzutauchen und sie von allen Seiten zu betrachten.“

S. 35.

Dank unserer Autoren wissen wir, was ein Panoramatheater ist. Was wir nicht erfahren, ist

• Wer hat es erfunden?
• Warum wurde es erfunden?
• Konnten alle Theaterstücke in einem Panoramatheater gespielt werden, oder wurden für diese Theater spezielle Stücke geschrieben?
• Existiert noch immer irgendwo ein Panoramatheater, das besucht werden kann?

Ich bin gespannt, ob wir mit Hilfe des Internets einige unserer Fragen beantworten können.

Wer hat das Panoramatheater erfunden?

Die Webseite des Deutschlandfunks verrät uns, dass wir das Panoramatheater einem britischen Wanderportraitmalers namens Robert Barker verdanken, der es 1787 erfand. Herzstück seine Theater waren detailliert bemalte Leinwände, die eine Höhe von 15 Metern und eine Breite von 100 Metern haben konnten. Wie diese Leinwände und das erste Panoramatheater von Robert aussahen, kannst Du auf den Bildern dieses Blogbeitrages sehen.

Warum wurde es erfunden?

Dank Google Ngram bin ich auf ein Buch mit dem Titel

„Allgemeines Theater-Lexikon oder Encyklopädie alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde unter Mitwirkung der sachkundigsten Schriftsteller Deutschlands Bände 1 – 2“

aus dem 1839 Jahr gestoßen, dass auf der Seite 240 den Begriff Panoramatheater erwähnt. Hier steht, dass das Panoramatheater im Zuge der Weiterentwicklung der Theaterkulisse entstand. Die ersten Theaterkulissen waren lediglich Tafeln mit Aufschriften wie königliches Schloss oder Wald. Dank den Tafeln wusste der Zuschauer, wo die aktuelle Szene auf der Bühne stattfand. Erst im Verlauf der Zeit entstanden Theaterkulissen, wie wir sie heute kennen. Um an diesen Punkt zu gelangen, experimentierten Kulissenbauer. Eines dieser Kulissenexperimente war das Panoramatheater.

Konnten alle Theaterstücke in einem Panoramatheater gespielt werden, oder wurden für diese Theater spezielle Stücke geschrieben?

Auf der Webseite des Jane Austen Centers erfahren wir, dass im Panoramatheater keine Stücke gespielt wurden. Der Star des Theaters war die im Kreis aufgehängte Leinwand und das auf ihr dargestellte Panorama. In diesem Theater gab es keine Schauspieler. Die Besucher des Theaters betrachteten die Leinwand, die ihnen aufgrund ihrer vielen Details und ihrer Größe das Gefühl gab an einem anderen Ort zu sein.

Existiert noch immer irgendwo ein Panoramatheater, das besucht werden kann?

Vor nicht allzu langer Zeit gab es Skywalk Allgäu eine Veranstaltung mit dem Titel Panorama-Theater mit den „Wendejacken“. Die Pressemeldung zur Veranstaltung zeigt ein Bild, auf dem die Bühne und die Zuschauer zu sehen sind. Die Bühne befindet sich im Freien auf einer Wiese. Die Zuschauer sitzen auf Decken im Halbkreis vor der Bühne und sehen so nicht nur diese, sondern auch das wunderschöne Bergpanorama hinter der Bühne. Da die Zuschauer nicht im Kreis um die Bühne sitzen, ist es kein Panoramatheater im Sinne unserer Autoren.

Ein noch heute existierendes Panoramatheater, in dem der Star eine im Kreis aufgehängte Leinwand ist, konnte ich bei meiner Recherche nicht ausfindig machen. Ein solche Theater ergibt heute auch wenig sinn. Warum sollte ein Mensch viel Geld für Maler ausgeben, die Panoramaleinwände malen und weiteres Geld für den Bau und das Betreiben eines Gebäudes, in dem diese Leinwände betrachtet werden können, wenn sich ein viel besserer Panoramablick mit Hilfe einer Virtual Realitybrille erzeugen lässt, die nur wenige hundert Euro kostet?

Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin immer wieder fasziniert von den Freizeitbeschäftigungen, die vor der Erfindung der Fotografie, des Kinos, des Radios, des Fernsehens und des Internets existierten. Aus der heutigen Recherche nehme ich auf jeden Fall mit, dass es nicht in jedem Theater Schauspieler gibt.