Weißt Du, was Gig-Plattformen sind?
Mir ist der Begriff noch nie zuvor begegnet, daher habe ich keine Ahnung, was der Autor
uns mit dem folgenden Satz sagen möchte:
„Die Superstar-Unternehmen bevorzugen neue Arbeitsformen, die durch Gig-Plattformen entstehen und für die Arbeitnehmer problematisch sein können.“
S. 21.
Zu meiner großen Freude erläutert unser Autor, was er unter dem Begriff Superstar-Unternehmen versteht. Dies sind Unternehmen, die aufgrund von exponentiellem Wachstum so groß geworden sind, dass sie einen Markt dominieren, sodass ihre Wettbewerber nahezu bedeutungslos sind. Da Azeem auf eine Erklärung des Begriffes Gig-Plattformen verzichtet, werden wir nun wieder einmal unser Lexikon um Rat fragen.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon hält keinen exakt passenden Beitrag für uns bereit. Allerdings kennt es den Begriff Gig.
1Gig, das; -s, -s [engl. gig, H. u.] (veraltend): leichter, offener Wagen, Einspänner mit einer Gabeldeichsel.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 921.
2Gig, die; -, -s, seltener: das; -s, -s [engl. gig. übertr. von ↑ 1Gig]: 1. (Seemannsspr.) als Beiboot mitgeführtes leichtes, schnelles Ruderboot, bes. zur Benutzung für den Kapitän (1). 2. (Rudern) zum Training u- für Wanderfahrten verwendetes leichtes Ruderboot.
3Gig, der; -s, -s [eng. gig, H. u.] (Jargon): Auftritt für einen Abend bei einem Pop-, Jazzkonzert o.Ä.
Dass ein Gig ein offener Wagen oder ein Ruderboot sein kann, war mir neu. Dennoch habe ich das Gefühl, dass keiner der in unserem Lexikon erwähnten Gigs etwas mit der Gig-Plattform unseres Autors zu tun hat. Tatsächlich vermute ich, dass unser fast 2 Jahrzehnte altes Lexikon schlichtweg zu alt ist, um unseren heutigen Begriff zu kennen. Lass uns daher nun einmal schauen, ob unser Internet den Begriff kennt.
Was das Internet sagt
Dieser Beitrag der Universität Zürich aus dem Jahr 2022, bestätigt meine Vermutung, dass der Begriff Gig-Plattformen zu neu für unser Lexikon ist. Gleich im ersten Satz des Beitrages heißt es:
„Zehn Jahre nach ihrem Aufkommen steht die Gig-Economy, also die Vermittlung von Kürzestarbeitseinsätzen über digitale Plattformen, an einem Scheidepunkt.“
Gleichzeitig verrät er uns, dass der Gig in Gig-Plattformen etwas mit dem 3Gig aus unserem Lexikon zu tun hat. Gig-Plattformen sind softwarebasierte Plattformen, die Arbeitnehmern Jobs für ein paar Minuten bzw. ein paar Stunden vermitteln. Auf Wikipedia steht, dass die Arbeitnehmer der Gig-Economy unabhängige Selbständige, Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte sind. Eine kurze Recherche auf den Webseiten von Lieferando und Uber vermittelt allerdings ein anderes Bild. So spricht Uber von angestellten Fahrern und Unternehmern. Ich vermute an dieser Stelle, das die zwei sehr unterschiedlichen Beschreibungen der Art der Beschäftigung verschiedene Ursachen haben kann. Möglicherweise
- haben sich die gesetzlichen Voraussetzungen für Gig-Plattformen in Deutschland in den letzten 10 Jahren verändert und sie müssen ihren Arbeitnehmern daher feste Arbeitsverträge bieten,
- handelt es sich bei den Arbeitsverträgen um flexible Arbeitsverträge, die nicht auf einer festen 40 Stunden-Woche basieren.
Doch das sind reine Spekulationen, die für unsere heutige Recherche nicht von Bedeutung sind. Wichtig ist, dass wir nun verstehen, was eine Gig-Plattform ist, und warum diese für Arbeitnehmer problematisch sein kann. Eine Gig-Plattform ist eine Software, auf der Arbeitnehmer Jobs annehmen können. Weder der Auftraggeber noch die Software-Plattform agieren hier als fester Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitnehmer. Ähnlich wie ein Club eine Musikband nur einmalig für einen Abend buchen kann, können Auftraggeber über eine Software-Plattform Arbeitnehmer für einen kurzen Gig buchen. Der Arbeitnehmer hat hierbei nicht zwingend die Garantie, dass er so viele Gigs erhält, dass er sein Leben davon finanzieren kann. Gibt es keine Aufträge, gibt es keinen Lohn.
Fazit
Dank unserer heutigen Recherche habe ich nun das Gefühl, das Zitat unseres Autors endlich verstanden zu haben. Die Superstar-Unternehmen wachsen exponentiell, also rasant. Das schnelle Wachstum wird durch die schnell wachsende Nachfrage ermöglicht. Um diese zu befriedigen, brauchen Superstar-Unternehmen genau wie klassische Unternehmen nicht selten Menschen, bzw. Arbeitnehmer. Die richtigen Arbeitnehmer zu finden kann mühsam sein, und deren feste Einstellung verursacht feste Kosten. Zudem müssen feste Arbeitnehmer betreut und angelernt werden. Und zu allem Überfluss haben sie zumindest in Ländern wie Deutschland auch noch das Recht auf Urlaub und können im Krankheitsfall nicht einfach so entlassen werden.
Gig-Plattformen haben für Unternehmen den Vorteil, dass hier viele Arbeitnehmer sofort zur Verfügung stehen. Ein langwieriges Bewerbungsverfahren ist nicht notwendig. Ob ein Arbeitnehmer einen guten Job macht oder nicht, wird schnell anhand der Bewertungen sichtbar, die Kunden über die Gig-Plattformen abgeben können. Gleichzeitig motiviert die Bewertungsfunktion Arbeitnehmer, ihre Arbeit zu optimieren, da ihnen bewusst ist, das sie mit guten Bewertungen mehr Jobs bekommen als mit schlechten Bewertungen. Für Unternehmen mit exponentiellem Wachstum ist dieser Prozess der Arbeitnehmerfindung deutlich einfacher als ein klassischer Bewerbungsprozess. Für Arbeitnehmer bieten diese Jobs allerdings nicht die gleiche Sicherheit wie klassische Jobs.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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Ich habe den Begriff vor längerem schon gehört, da ein entferntet Bekannter sich selbst als Gig Economist bezeichnet, bin ich der Sache damals auf die Spur gegangen.
Der Bekannte ist übrigens Teilzeit Uber Fahrer in den USA
Das Wort Gig stand für mich bisher immer für einen Auftritt einer Band oder Künstlers/Künstlerin
Der Autor von
David L. Rogers: Digitale Transformation – Das Playbook
verrät uns auf den Seiten 69 und 70 zahlreiche Plattformunternehmen, die ich hier mit Dir teilen möchte. Die Liste (von der ich nur ein paar Unternehmen kenne) zeigt, dass nicht alle Plattformunternehmen Jobs vermitteln
• Airbnb
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