Weißt Du, was Glokalisierung ist?

Höher, schneller, weiter sind die Themen, die unsere effiziente Welt beschäftigen.

Seit vielen Jahren leben wir in einer immer effizienteren Welt. In dieser Welt versuchen wir mit geringem Aufwand, möglichst viel zu erreichen. Diese Effizienz dominiert das Leben sowohl in der privaten als auch in der wirtschaftlichen Welt.

Während wir noch im letzten Jahrtausend spätestens um 20:15 Uhr abends nach Hause wollten, um einen Film zu schauen, der um diese Uhrzeit im Fernsehen begann, haben wir heute Streamingdienste, bei denen wir bestimmen, wann welcher Film läuft. Zudem rennen wir nicht mehr in Videotheken, um Filme auf DVD auszuleihen. Diese können wir entweder direkt auf unseren Streamingdiensten anschauen, oder zur Not online ausleihen. 

Während Autohersteller früher viele Waren für die Produktion im Lager hatten und so viel totes Kapital in den Regalen lag, bewegt sich deren Warenlager heute auf der Straße. Die Produkte werden on demand geliefert, und die gerade gelieferten Teile werden sofort verbaut. Dadurch sind die Hersteller nicht nur liquider, sie sparen auch die Kosten für große Lagerhallen und deren Mitarbeiter.

Dem Autor

Jeremy Rifkin: Das Zeitalter der Resilienz. Leben neu denken auf einer wilden Erde

ist diese Effizienz ein Dorn im Auge. Denn diese effizienten Systeme sind in der Regel nicht resilient. Oft genügen kleine ungeplante Störungen oder Engpässe in den auf Perfektion angelegten Prozessen, um diese Systeme zum Erliegen zu bringen. So reicht eine kleine Störung bei unserem Internetprovider, um uns den Filmeabend zu vermiesen. Doch nicht nur im privaten, auch im wirtschaftlichen Bereich schauen wir in die Röhre, wenn notwendige Teile, wie zum Beispiel Computerchips, nicht geliefert werden können. Dann steht plötzlich die ganze Produktion still.

Daher fordert unser Autor uns auf, in Zukunft auf resiliente, statt auf effiziente Prozesse zu setzen. Statt mit möglichst wenig Aufwand viel erreichen zu wollen, sollten wir darauf achten, dass wir uns möglichst schnell an unerwartete Ereignisse anpassen können.

Zum Glück gibt es im Internet Informationen zur Glokalisierung.

Unser Autor schreibt, dass die Neuausrichtung von der Effizienz zur Resilienz bereits Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft in Gang gebracht hat (siehe S. 12). So zum Beispiel von der Globalisierung zur Glokalisierung. Da mir der Begriff Glokalisierung noch nie zuvor begegnet ist, kann ich unserem Autor bei diesem Beispiel gedanklich nicht folgen. Doch zum Glück gibt es das Internet, das uns sicherlich gleich verraten wird, was es mit der Glokalisierung auf sich hat.

Was ist Glokalisierung?

Auf der Webseite der IHK erfahren wir, dass es bei der Glokalisierung darum geht, global zu denken und lokal zu handeln. Der Unterschied zur Globalisierung besteht darin, dass ein global agierendes Unternehmen, wie z. B. eine auf Burger spezialisierte amerikanische Fastfoodkette, auf regionale Besonderheiten eingeht. So beinhalten die Burger in einigen Ländern kein Schweinefleisch, weil die regionale Bevölkerung dies nicht anrühren würde. Und in anderen Ländern erscheint auch Reis auf der Karte, weil dieser hier beliebter ist als Pommes.

Der Begriff, der die Worte Globalisierung und Lokalisierung vereint, wurde von Roland Robertson, einem britischen Soziologen erdacht.

Ganz anders klingt die Sache mit der Glokalisierung in diesem YouTube Video. Hier geht es nicht um die Erweiterung des Angebotes um regionale Aspekte, sondern um eine Rücknahme der Globalisierung

  • weil die Löhne in Niedriglohnländern steigen,
  • weil die Pandemie gezeigt hat, was mit globalen Lieferketten passiert, wenn Grenzen zwecks Eindämmung eines gesundheitlichen Risikos zeitweise dicht gemacht werden,
  • weil die lokale Kreislaufwirtschaft für global produzierte Produkte immer wichtiger wird.

Beim letzten Punkt vermute ich folgenden Hintergrund: Die Europäische Union arbeitet beispielsweise an einem Verfahren, dass beim Recycling von Elektroprodukten in Zukunft nützlich ist.

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Für mich deutlich nachvollziehbar ist das Beispiel des glokalen Menschen, das Matthias Horx in seinem YouTube Video in Sachen Glokalisierung anführt, weil ich mich dadurch angesprochen fühle. Ich bin Berlinerin und liebe meine Stadt. Gleichzeitig liebe ich es zu reisen, dabei die Welt, neues Essen und neue Kulturen zu entdecken. Ich bin daher Glokal, weil ich beides möchte. So bereichert fast jede Reise meinen Speiseplan um ein oder zwei neue Gerichte, ohne dabei Klassiker wie einen Marmorkuchen oder ein herzhaftes Schwarzbrot zu verdrängen.

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In den ersten paar Minuten dieses YouTube Videos, in dem der Erfinder des Begriffes zu sehen ist, ist in Sachen Glokalisierung bei mir endgültig der Groschen gefallen. Reisen bringt uns nicht nur mit fremden Kulturen, sondern hilft uns auch dabei, unsere eigene Kultur besser zu verstehen. Wir lernen, dass es Regionen auf der Welt gibt, in denen Menschen kein Schwarzbrot kennen und lernen damit nicht nur Alternativen für Schwarzbrot kennen, sondern diese auch zu schätzen. Während die Globalisierung danach strebt, Angebote weltweit verfügbar zu machen, geht es bei der Glokalisierung darum, diese Angebote lokal einzubetten. Es geht nicht mehr um ein entweder oder, sondern um ein sowohl als auch. Dank der Glokalisierung kann ich in Thailand mit einem tailändischen Freund zu einer amerikanischen Fastfoodkette gehen und muss mir keine Gedanken darüber machen, ob er das Essen hier mag. Denn ich weiß, dass die Karte des Restaurants auch auf seine regionalen Bedürfnisse eingeht.

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Fazit

Ich bin mir nicht sicher, ob ich nach dieser Recherche wirklich verstehe, was unser Autor uns sagen möchte, wenn er von Glokalisierung spricht. Daher wage ich an dieser Stelle lediglich einen Interpretationsversuch.

Die Globalisierung eines Unternehmens ist effizient, weil dadurch neue Absatzmärkte erschlossen werden. Effiziente Produktionsprozesse, die in einem Land über Jahre erprobt wurden, können einfach 1 zu 1 in anderen Ländern nachgebaut werden und laufen hier von Anfang an reibungslos. Mit möglichst wenig Aufwand wird im Rahmen der Globalisierung so ein neuer Markt erschlossen.

Glokalisierung ist dagegen weniger effizient. Ich kann die in meinem Land erprobten Prozesse im internationalen Maßstab nicht mehr 1 zu 1 übernehmen, sondern muss diese anpassen. Hier ist Lidl in meinen Augen ein sehr gutes Beispiel. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren große Teile Europas erschlossen. In jedem dieser Länder sehen die Läden gleich aus, doch die Waren in den Regalen unterscheiden sich von Land zu Land, weil sie länderspezifisch sind. Für den Konzern bedeutet das am Anfang, dass er die Kunden und deren Bedürfnisse analysieren und entsprechend neue Produkte und Lieferanten erschließen musste. Ein hoher Aufwand, der auf den ersten Blick alles andere als effizient scheint.

Doch als Belohnung dieser anpassungsfähigen Glokalisierung hat Lidl in nicht nur Märkte in vielen Ländern erschlossen, sondern hat auch die Vielfalt des Angebotes für seine deutschen Kunden erweitert. So gibt es inzwischen regelmäßig spanische Wochen, in denen in den deutschen Regalen der Lidl-Filialen Produkte wie Frittaten (spanische Omelette) erhältlich sind. Für dieses Angebot muss Lidl keinen riesigen Aufriss machen. Lidl bietet einfach die Produkte seines lokalen spanischen Zulieferers auch in ein paar anderen Ländern an.

3. April 2023
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