Weißt Du, was ein Ordinarius ist?

Mir ist dieser Begriff noch nie zuvor begegnet. Dank

Tobias Hürter: Das Zeitalter der Unschärfe. Die glänzenden und die dunklen Jahre der Physik 1895-1945.

weiß ich, dass Max Planck am 07.10.1900 Ordinarius für Theoretische Physik an der Universität Berlin war. Da ich studiert habe, wundert es mich, dass ich nicht weiß, was ein Ordinarius ist und was dieser tut. Doch zum Glück wird sich das gleich ändern.

Der Name Max Planck ist mir ein Begriff, weil er uns schon zwei Mal begegnet ist. Daher weiß ich, dass

1. der Nobelpreisträger sich einmal einen Scherz erlaubte und sein Publikum, das nicht wusste, wie er aussah, bei einem Vortrag glauben ließ, dass sein Chauffeur Max Planck sei,
2. Max Planck die kleinste kausale Einheit im Universum entdeckt hat, die seitdem als Planck-Welt bekannt ist.

Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, werden wir heute herausfinden, welche Funktion Planck 18 Jahre vor dem Erhalt seines Nobelpreises an der Universität Berlin innehatte.

Was das Lexikon sagt       

Unser Lexikon weiß, was es mit dem begriff Ordinarius auf sich hat:

Ordinarius, der; -, …ein [1, 3: gekürzt aus: Professor ordinarius, zu lat. ordinarius = ordentlich, zu: ordo, ↑Orden; 2: mlat. ordinarius = zuständiger Bischof]: 1. Inhaber eines Lehrstuhls an einer wissenschaftlichen Hochschule. 2. (kath. Kirchenrecht) Inhaber von Kirchengewalt auf territorialer Ebene (wie Papst, Diözesanbischof, Abt) od. personeller Ebene (wie der Obere eines Ordens).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1693.

Wir wissen nun also, dass Max ein ordentlicher Professor war, der den Lehrstuhl für Theoretische Physik innehatte. Aus meiner Zeit als Studentin weiß ich, dass eine Universität mehrere Lehrstühle hat und somit auch mehr als einen Professor beschäftigt. Doch ich erinnere mich auch daran, dass es nicht nur ordentliche Professoren gab, nur erinnere ich mich nicht mehr daran, wie diese genannt wurden.

Was ist das Gegenteil eines ordentlichen Professors?

Laut academics.de ist das Gegenstück eines ordentlichen Professors nicht etwa ein unordentlicher, sondern ein außerordentlicher Professor. Ein ordentlicher Professor hat einen eigenen Lehrstuhl, der außerordentliche Professor, der auch Extraordinarius genannt wird, hat keinen eigenen Lehrstuhl.

Die Sache mit dem ordentlichen Professor ist relativ einfach. Ein ordentlicher Professor ist ein Professor, der sowohl als solcher angesprochen werden sollte, als auch den Titel führen darf. Er hat einen Lehrstuhl inne, was bedeutet, dass er ein eigenes Budget und Mitarbeiter hat. Ein ordentlicher Professor hat die Aufgabe sowohl Vorlesungen zu halten als auch zu forschen.

Deutlich komplizierter ist die Sache mit dem außerordentlichen Professor. Da er keinen eigenen Lehrstuhl hat, kann es sein, dass er weder Budget noch Mitarbeiter hat. Doch das ist noch nicht alles. Ein außerordentlicher Professor darf sich auch nicht überall Professor nennen. Tatsächlich unterscheiden sich die Regeln für einen außerordentlichen Professor nicht nur von Land zu Land, sondern sogar zwischen den Bundesländern. So dürfen außerordentliche Professoren an der Berliner Humboldt Universität während ihres aktiven Dienstes den Titel Professor führen. Sobald ihr Dienst endet, dürfen sie dies nicht mehr.

Fazit

Wir wissen nun also, was es mit dem Begriff Ordinarius auf sich hat. Unser Autor hätte also auch einfach schreiben können, dass Max 1900 ein ordentlicher Professor an der Berliner Universität war, die heute besser unter dem Namen Humboldt Universität bekannt ist. Ja, unser Autor hätte auch einfach schreiben können, dass Max ein ordentlicher Professor war, doch das klingt einfach nicht so gut und geheimnisvoll, oder?