Weißt Du, was krude bedeutet?
Mir ist der Begriff schon einige Male begegnet, dennoch weiß ich weder so richtig, was er bedeutet, noch woher er kommt. Bis jetzt kannte ich den Begriff nur in Bezug auf Personen, dass also eine Person krude ist. In dem Buch
Tanja Stelzer (Hrsg.): Und plötzlich ist die Welt eine andere. Sternstunden der Menschheit
habe ich an einer Stelle an der Bebo White zitiert wird einen Satz gelesen, der nahelegt, dass der Begriff offenbar auch auf Situationen angewandt werden kann. In dem Kapitel, dass sich mit der Entstehung des Internets befasst, steht folgender Satz:
„Es wäre zu krude, auf der einen Seite die europäischen Idealisten zu sehen und auf der anderen die geschäftstüchtigen US-Amerikaner.“
S. 54.
Der Satz beschreibt den Umstand, dass das Internet in Europa, genauer gesagt von ein paar Physikern am Schweizer Forschungsinstitut Cern, erfunden wurde. Für die Erfinder war das Internet eine spannende Möglichkeit, Wissen mit anderen Menschen zu teilen. Keiner von ihnen wollte jedoch mit der Erfindung reich werden. Dass das Internet das Potential zu einem gigantischen globalen Marktplatz hatte, erkannten Menschen aus den USA.
Lass uns nun einmal zum Lexikon greifen und herausfinden, was es mit unserem heutigen Begriff auf sich hat.
Was das Lexikon sagt
Zu meiner großen Freude hält unsere Lexikon auch heute wieder einmal einen passenden Eintrag für uns bereit, der uns die Bedeutung und die Herkunft des Wortes verrät.
krud, kru|de [lat. crudus = roh; grausam]: 1. (veraltet) a) roh, ungekocht: ein krudes Stück Fleisch; b) unverdaulich. 2. (bildungsspr.) roh (3), ungeschliffen, unfein, nicht kunstvoll: krude Sitten; sich k. ausdrücken, benehmen.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1392.
Der Begriff krude hat seinen Ursprung im Lateinischen. Ich bin mir sehr sicher, dass er in unserem Satz im bildungssprachlichen Sinne gebraucht wird und damit eine der folgenden Bedeutungen hat:
- roh
- ungeschliffen
- unfein
- nicht kunstvoll
Unser heutiges Zitat stammt von Bebo White, der eigentlich Howard White heißt. Bebo ist kein Europäer, sondern ein Amerikaner, der im Verlauf seines Lebens sowohl am Cern als auch in Stanford gearbeitet hat. Trotz seiner amerikanischen Abstammung gehörte er zu den Idealisten, die das Internet als eine Plattform des Wissensaustausches sahen. Weil er diesen Standpunkt vertrat, wäre es aus seiner Sicht krude,also unfein (im Sinne von keiner genauen, feinen Unterscheidung) zu sagen, dass die Idealisten Europäer und die Amerikaner die Geschäftstüchtigen wären.
Fazit
Wir wissen nun, was es mit unserem heutigen Begriff auf sich hat. Und ich habe gelernt, dass ich diesen bis zum heutigen Tag immer völlig falsch verstanden habe.
In Bezug auf das Internet bin ich froh, dass hier sowohl die idealistische als auch die gewinnorientierte Fraktion vertreten ist. Auf der einen Seite genieße ich es sehr, den Wissensschatz, der in den letzten Jahrzehnten im Internet entstanden ist, nutzen zu können. Auf der anderen Seite ist das Internet, bzw. direkt mit dem Internet verbundene Dienstleistungen, seit über einem Jahrzehnt meine Haupteinnahmequelle.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie geht es Dir in Sachen Internet? Stehst du auf der idealistischen Seite, auf der geschäftstüchtigen Seite, oder irgendwo dazwischen?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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Ein anonymer Leserkommentar zu diesem Blog-Beitrag:
Da der Autor Bebo White Amerikaner ist, hat er seinen Aufsatz ganz sicher in englisch geschrieben und das Wort „crude“ benutzt. Das englische Wort „crude“ als krude ins Deutsche zu übersetzen, halte ich für fragwürdig. Du hast versucht, dem deutschen Wort „krude“ auf den Grund zu gehen und damit mehrere Deutungen gefunden hast, die mehr oder weniger in den Satz passen.
Was immer White im Original geschrieben hat, das deutsche Wort „krude“ ist m. E. völlig unpassend in diesem Zusammenhang.
Ich glaube, White will sagen, dass man es sich zu einfach macht, dass man zu grobschlächtig vorgeht, wenn man die „Europäer“ als Idealisten und die „Amerikaner“ als Geschäftemacher ansieht.