Weißt Du, was nolens volens bedeutet?
Mir ist die Formulierung schon das ein oder andere Mal begegnet, und ich bin mir sehr sicher, dass sie aus dem Lateinischen stammt. Doch das ist alles, was ich über nolens volens sagen kann. Die Bedeutung der Worte ist mir unbekannt. Zu meiner großen Freude werden wir diese Wissenslücke heute dank des Autors

Peter Burke: Giganten der Gelehrsamkeit. Die Geschichte der Universalgenies
schließen. In der Einleitung seines Buches definiert er, was ein Universalgelehrter für ihn ist und weist darauf hin, dass Universalgelehrte nicht nur in der westlichen Welt existieren, auf der der Fokus seines Buches liegt. Diesen, nicht aus der westlichen Welt stammenden Gelehrten, widmet er sein erstes Kapitel, dessen Entstehungsgeschichte er wie folgt beschreibt:
„Für dieses Kapitel sah sich der Verfasser genötigt, seine eigene intellektuelle Komfortzone zu verlassen, doch wer über Universalgelehrte schreiben will, muss nolens volens darauf vorbereitet sein, sich aus vertrautem Terrain hinauszuwagen.“
S. 19.

So wie sich Peter für sein erstes Kapitel aus seiner Komfortzone herausgewagt hat, wagen auch wir heute wieder einmal einen Schritt in die Welt des uns Unbekannten und werden unser Lexikon bitten, sein Wissen in Bezug auf unseren heutigen Begriff mit uns zu teilen.
Was das Lexikon sagt
Zu meiner großen Freude ist unser Lexikon bereit, sein Wissen mit uns zu teilen und hält den folgenden Eintrag für uns bereit.
Nolens volens – Die lateinische Formulierung heißt wörtlich übersetzt »nicht wollend wollend«. Ihre Herkunft ist nicht genau geklärt. Vergleichbare Ausdrücke finden sich in mehreren Werken der klassische lateinischen Literatur, wie zum Beispiel velim nolim (= ich mag wollen, ich mag nicht wollen) in Ciceros Schrift »De natura deorum«. Im bildungssprachlichen Gebrauch ist die Wendung in der Bedeutung »ob man will oder nicht« gebräuchlich: Schließlich musste auch der Abteilungsleiter nolens volens auf seinen Dienstwagen verzichten. Mann wird nolens volens zugeben müssen, dass das zuständige Amt hier völlig versagt hat.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Zitate und Redewendungen, Band 20, S. 457f.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber auf die Bedeutung „ob man will oder nicht“ wäre ich im Leben nicht gekommen. Als ich den oben zitierten Satz von Peter zum ersten Mal las, war ich mir absolut sicher, dass die zwei lateinischen Wörter reine Dekoration sind und dass sich mir die Bedeutung des Satzes auch ohne diese beiden Wörter in Gänze erschließt. Mit dieser Einschätzung lag ich falsch. Diese beiden Worte verändern die Satzbedeutung in meiner Wahrnehmung massiv. Das „ob man will oder nicht“ bringt einen Zwang zum Ausdruck, den ich vorher nicht wahrgenommen habe. Die beiden Worte vermitteln mir nun den Eindruck, dass die Idee zum ersten Kapitel möglicherweise nicht vom Autor, sondern von seinem Verlag oder vom Lektorat stammt, die den Autor darauf hinwiesen, dass sein Buch in der ersten unveröffentlichten Version in Bezug auf die Universalgelehrten dieser Welt einen schwarzen Fleck hätte, auf den er doch bitte hinweisen möge.
Fazit
Das Buch unseres Autors ist ein wunderschönes Buch. Die roten Buchstaben auf seinem Cover sind in dieses eingeprägt und geben diesem zusammen mit den Abbildungen im Buch einen ganz besonderen Touch. In Sachen Lesbarkeit schwebt unser Buch zwischen zwei Welten. Es ist nicht völlig wissenschaftlich und nicht wirklich schwer lesbar geschrieben, aber es ist auch nicht zu 100 Prozent darauf bedacht, wirklich jeden Leser mitzunehmen. Leser mit meinem Wissensstand stolpern schon in der Einleitung über einige Punkte, die nur mit Hilfe einer kurzen Lexikon- oder Internetrecherche verständlich werden. Wer diese Recherche überspringt, verpasst – wie bei unserem heutigen Zitat -, was zwischen den Zeilen steht.
Ich für meinen Teil freue mich nun endlich zu wissen, was es mit der lateinischen Formulierung auf sich hat. In meinen aktiven Sprachgebrauch wird sie es allerdings nicht schaffen, da sie in meinen Augen keinen Mehrwert gegenüber der Formulierung „ob man will oder nicht“ bietet.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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