Weißt Du, was kybernetische Prozesse sind?

Wenn mich eine Sache seit Ewigkeiten antreibt, dann ist es der Wunsch, die Welt zu verändern. Nein, ich strebe nicht nach Herrschaft, sondern nach einer Welt, in der es Freude macht zu leben, einer Welt, in der die Menschen miteinander nach vorn gehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Ressourcen und das Wissen haben, eine solche Welt zu schaffen. Doch die Sache ist die: So eine Welt entsteht nicht einfach von allein. Sie braucht Menschen, die sie erträumen und Menschen, die sie erschaffen.

Warte, ich bau nur noch schnell die perfekte Welt zusammen.

In meiner Wahrnehmung zählt der Autor

Jeremy Rifkin: Das Zeitalter der Resilienz. Leben neu denken auf einer wilden Erde,

zu den Menschen, die ebenfalls von einer besseren Welt träumen. Im Gegensatz zu mir träumt er aber nicht nur, sondern hat sich die Arbeit gemacht, in seinem Buch ein detailliertes Bild der Zukunft zu zeichnen. In der Einleitung seines Buches schreibt er, dass lange Zeit die Effizienz das Leitbild war, das

  • Wissenschaft
  • Vorstandsetagen und
  • Politik

verfolgten. Alles, was sie taten, wurde diesem Leitbild untergeordnet. Er schreibt weiter, dass dieses „unantastbare Leitbild“ bei den oben genannten Berufsgruppen so langsam ins Wanken gerät und schlägt vor, das Leitbild der Effizienz durch das Leitbild der Anpassungsfähigkeit zu ersetzen. Welche Auswirkungen das geänderte Leitbild auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben könnte, fasst er wie folgt zusammen:

„Der Übergang von der Effizienz zur Anpassungsfähigkeit geht mit umfassenden Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft einher, etwa der Verschiebung von Produktivität zu Erneuerbarkeit, von Wachstum zu Wohlstand, von Eigentum zu Zugang, von Märkten mit Käufern und Verkäufern zu Netzwerken mit Anbietern und Nutzern, von linearen Prozessen zu kybernetischen Prozessen, von vertikaler zu lateraler Integration, von zentralisierten zu dezentralisierten Wertschöpfungsketten, von Unternehmenskonglomeraten zu agilen, hoch technisierten kleinen und mittelgroßen Genossenschaften, verlinkt in variablen Gemeingütern, von geistigem Eigentum zu Open Source, von Nullsummenspielen zu Netzwerkeffekten, von der Globalisierung zur Glokalisierung, von Konsumismus zu Ökodienstleistungen, vom Bruttoinlandsprodukt zu Indikatoren der Lebensqualität, von negativen externen Effekten zur Kreislaufwirtschaft, von der Geopolitik zur Biosphärenpolitik.“

S. 12.
Sorry, dafür hab ich gerade keine Zeit.

Dieser, zugegebenermaßen nicht sehr kurze Satz hat es in meinen Augen in sich. Obwohl ich nicht jeden Begriff in diesem Satz verstehe, freue ich mich, dass mir einige wie zum Beispiel die Glokalisierung vertraut sind, weil wir uns in der Vergangenheit schon mit diesem Begriff auseinandergesetzt haben. Andere Begriffe, wie zum Beispiel kybernetische Prozesse sagen mir dagegen nichts. Um den Satz bzw. die Zukunftsvision unseres Autors in Gänze zu verstehen, müsste ich jeden mir unbekannten Begriff aufschlüsseln, doch dafür reicht die Zeit heute nicht. Aus diesem Grund müssen wir uns damit zufrieden geben, dass wir am Ende unserer heutigen Recherche den Satz nur etwas besser verstehen werden, weil wir nur einen Begriff aufschlüsseln werden. Die Wahl fällt dabei ganz pragmatisch auf den ersten mir unbekannten Begriff in unserem Zitat.

Ich habe keine Ahnung, was kybernetische Prozesse sind. In meiner Verkäufer-Vergangenheit ist mir lediglich die kybernetische Gesprächsführung begegnet. Bei dieser geht der Verkäufer mit einem klaren Ziel in ein Kundengespräch und lenkt dieses in jedem Detail, indem er sich unter anderem vor dem Gespräch auf alle Einwände des Kunden vorbereitet, die ihm einfallen. Die kybernetische Gesprächsführung ist also eine vom Verkäufer gelenkte Gesprächsführung. Ob es sich bei kybernetischen Prozessen auch einfach nur um gelenkte Prozesse handelt, oder ob mehr hinter diesem Begriff steckt, wird uns nun hoffentlich unser Lexikon verraten.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt die Formulierung kybernetische Prozesse nicht. Allerdings kennt es den Begriff kybernetisch:

ky|ber|ne|tisch <Adj.>: die Kybernetik (1) betreffend.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1412.

Der Informationsgehalt dieses Lexikoneintrages ist überschaubar. Doch wenn wir im Lexikon den Begriff Kybernetik nachschlagen, finden wir zwei Beiträge. Einer davon ist sehr lang und enthält so viele zusätzliche Informationen, dass er mich nur verwirrt. Aus diesem Grunde beschränke ich mich darauf, den zweiten Eintrag zu zitieren

Lass uns doch mal schauen, wie dieses System funktioniert.

Ky|ber|ne|tik, die; ~[1:engl. cybernetics, 1948 gepr. von dem amerik. Mathematiker N. Wiener (1894-1964), zu griech. kybernetike (téchne) = Steuermannskunst, zu: kybernetes = Steuermann, zu: kybernan = steuern]: 1. wissenschaftliche Forschungsrichtung, die Systeme verschiedenster Art (z.B. biologische, technische, soziologische Systeme) auf selbsttätige Regelungs- und Steuerungsmechanismen hin untersucht. 2. (ev. Kirche) Lehre von der Kirchen- u. Gemeindeleitung.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1412.

Okay, schauen wir mal, ob wir uns mit den Informationen aus dem Lexikon zusammenreimen können, was unser Autor schreibt. Er schreibt, dass es im Zeitalter der Effizienz lineare, also gradlinige Prozesse gibt. Im Zeitalter der Anpassungsfähigkeit treten an die Stelle diese linearen Prozesse kybernetische Prozesse. Wenn ich mir Punkt 1 in unserem Lexikon so anschaue, könnte unser Autor mit den kybernetischen Prozessen selbsttätige Regelungs- und Steuersysteme meinen, oder? Lass uns doch mal schauen, ob das Internet diese Vermutung bestätigt.

Was das Internet sagt

Nach einigem Suchen habe ich dieses PDF-Dokument gefunden, das sich mit der Zukunft kleiner Architekturbüros beschäftigt. Auf Seite 5 werden kybernetische Prozesse vom Interviewten Daniel Mondino genau so beschrieben, wie gerade vermutet:

„Für kybernetische Prozesse brauchen Sie Regeln, nach denen ein System sich selber steuern kann.“

Fazit

Ich bin mir nicht sicher, ob wir heute wirklich herausgefunden haben, was unser Autor uns sagen möchte, wenn er den Begriff kybernetische Prozesse verwendet. Doch in meinen Ohren klingt der Ansatz mit den sich selbst steuernden Prozessen durchaus plausibel. Zu meiner großen Verwunderung habe ich gerade festgestellt, dass es auch in meinem Leben seit einigen Jahren einen kybernetischen Prozess in Form einer Einparkhilfe für das Auto gibt. Ein einziger Knopfdruck genügt, damit der Wagen eine Parklücke scannt, an der er langsam vorbeigefahren wird. Wenn die Parklücke seinen Anforderungen entspricht, kümmert sich der Wagen ganz allein um das Einparken und übernimmt wie von Zauberhand das Steuer.

Wobei ich mir dagegen absolut sicher bin, ist, dass unser Autor nicht an die Einparkhilfe eines Autos denkt, wenn er von kybernetischen Prozessen spricht. An dieser Stelle möchte ich den Kelch an Dich weiterreichen: Hast Du eine Idee, auf welche selbststeuernde Systeme unser Autor in seinem Zitat anspielen könnte?

15. März 2024
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  1. Holger Fischer 15. März 2024 at 10:56 - Reply

    Im Film Welt am Draht gibt es ein Institut mit dem Namen „Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung (IKZ).“ Dort geht es ebenfalls um kybernetische Prozesse – und zwar wird dort mittels Supercomputer (Simulacron-1) eine Kleinstadt simuliert, die sich weitgehend selber steuert ->

    https://info-allerlei.de/welt-am-draht.php

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