Wie Du ein Kind dazu bringst unendlich lange 10 Minuten zu warten
Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich hatte als Kind Schwierigkeiten damit zu verstehen, dass mir von zu vielen Süßigkeiten schlecht werden könnte. Ich meine wie konnte so etwas so leckeres so fiese Folgen haben? Ich für meinen Teil schlug die gut gemeinten Ratschläge der Erwachsenen regelmäßig in den Wind und bekam auf den unterschiedlichsten Wegen die Menge an Süßigkeiten, die ich wollte und nicht immer nahm die Erfüllung meiner Wünsche ein gutes Ende.
Als Erwachsene stehe ich nun ab und an in Supermärkten und beobachte Kinder und Eltern, die vor mir an der Kasse stehen. Immer mal wieder beantwortete eine Mutter die Frage des Nachwuchses nach etwas Süßem mit „Okay, du kannst Dir eine Sache aussuchen.“ Das ist dann der Satz, der mich in Spannung versetzt. Was wird passieren? Kommt das Kind mit der einen erlaubten Süßigkeit zurück? Wird es etwas kleines Sein, oder eine satte 300 Gramm Tafel Schokolade? Oder kommt das Kind gar nicht nur einmal mit einer Sache zum Korb der Eltern, sondern immer wieder?
Während ich mit Spannung der Situation folge, freue ich mich regelmäßig, dass ich mich dieser Situation nicht stellen muss, denn ich hätte keine Ahnung, wie ich ein Kind in eines jener Artigen verwandeln könnte, dass am Ende wirklich nur mit einer Süßigkeit anreitet und nicht in eine kleine Maria, die lautstark nach mehr verlangt. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal lernen werde, wie man mit solchen Situationen umgehen kann und freue mich daher heute umso mehr darauf dank
Walter Mischel: The Marshmallow Test
eine coole Strategie mit Dir zu teilen, die Kindern beim Warten auf etwas hilft.
Kinder die Warten sind erfolgreicher
Walter und sein Team haben dank einer umfangreichen Langzeitstudie herausgefunden, dass Kinder, die auf eine Belohnung Warten können im späteren Leben deutlich erfolgreicher sind, als Kinder, die es mit dem Warten nicht so haben.
Mit diesem Wissen, stellten sich Walter und seine Kollegen die Frage, ob Eltern etwas tun könnten um die Wartefähigkeiten der eigenen Sprösslinge zu verbessern und so dafür zu sorgen, dass diese später im Leben erfolgreicher sein würden. Um diese Frage zu beantworten ließen sich die Forscher zahlreiche kleine Experimente einfallen, von denen ich einige hier mit Dir teilen möchte.
Der Kern der nun folgenden Experimente ist immer der Gleiche: Ein Vorschulkind wird mit einer Belohnung in einem Raum allein gelassen. Wenn das Kind warten kann, bis der Erwachsene aus eigenem Antrieb zurückkommt ohne die Belohnung anzurühren, bekommt das Kind die doppelte Belohnung.
Experiment 1: Können Kinder auf Belohnungen warten, die sie sehen?
Beim ersten Versuch wurde das Kind in einem Raum alleingelassen in dessen Mitte ein Tisch stand. Auf diesem Tisch befanden sich 3 Dinge
- Die Belohnung
- Ein Tablett
- Eine Klingel mit der das Kind den Erwachsenen rufen konnte, was aber dazu führen würde, dass es nur die bereits vorhandene Belohnung erhalten würde.
Das Vorschulkind hatte in diesem Versuchsaufbau die ganze Zeit die Belohnung vor Augen. Dieser Aufbau war so verlockend für die Kinder, dass sie nach durchschnittlich 1 Minute die Belohnung vertilgt oder die Glocke geklingelt hatten.
Experiment 2: Können Kinder auf Belohnungen warten, die sie nicht sehen?
Der zweite Versuch gleicht dem ersten bis auf ein einziges Detail: Dieses Mal befindet sich die Belohnung wieder auf dem Tisch, allerdings unter einem Sichtschutz. Das Kind weiß also, dass die Belohnung da ist, kann sie aber nicht direkt sehen. Diese kleine Veränderung im Versuchsaufbau hatte massive Auswirkungen auf die Ergebnisse: Dank der Verdeckten Belohnung hielten es die Kinder durchschnittlich 10 Minuten aus der Belohnung zu wiederstehen.
Erfolgreiche Wartestrategien der Kinder
In beiden Experimenten gab es Kinder, die das Warten kaum aushielten und Kinder, die wahre Warte-Meister waren. Was unterschied die beiden Gruppen voneinander? Die Warte-Meister hatten smarte Wartestrategien: Sie…
- hielten sich mit den Händen die Augen zu
- legten den Kopf auf die Arme und schauten zur Seite
- drehten sich weg, um die Belohnung keinesfalls zu sehen
- vergewisserten sich ab und an mit einem kurzen Blick, das die Belohnung noch da war, schauten die meiste Zeit aber weg
- flüsterten die Regeln vor sich hin, dass sie warteten um die doppelte Belohnung zu bekommen
- sprachen laut vor sich hin: „Wenn ich die Glocke läute bekomme ich eins, aber wenn ich warte bekomm ich zwei“.
- schoben Tablet und Klingel außer Reichweite
- erfanden Songs um sich abzulenken und sangen
- machten Grimassen
- versuchten zu schlafen, wenn ihnen kein Weg mehr einfiel sich abzulenken.
Erfolgreiche Kinder erschufen alle möglichen Wege um sich abzulenken um den Stress des Wartens für sich zu reduzieren.
Experiment 3: Können Erwachsene Kindern beim Warten helfen?
Bis hierhin haben wir alle Strategien geschildert, die die Kinder selbst gefunden haben. Dank den oben geschilderten Experimenten kamen unsere Forscher zu der Frage „Können wir die Kinder beim Warten unterstützen?“ Die Forscher machten sich auf die Such nach einer Antwort.
Bevor sie die Kinder mit der Belohnung allein ließen, schlugen die Forscher den Kleinen vor „Lustige Gedanken“ zu spielen wenn sie allein waren. Viele der Kinder folgten der Empfehlung der Forscher und ließen Ihre Gedanken kreisen, während sie warteten. Die Kinder stellten sich alle möglichen lustigen Situationen vor, z.B. wie sie auf dem Spielplatz schaukelten. Diese Gedanken lenkten die Kinder so erfolgreich ab, dass sie im durschnitt ganze 10 Minuten warteten und dass sogar in jenen Versuchen, in denen sie die Belohnung sehen konnten.
Fazit
Fassen wir einmal die gute Nachricht die diesen Experimenten innewohnt zusammen: Auch Kinder, die keine Warte-Meister sind, können erfolgreich im Leben werden. Erwachsene können für diese Kinder Umstände erschaffen dank denen die Kleinen das Warten erlernen, dass sie später im Leben brauchen um erfolgreich zu werden.
Wenn ich jemals in die Situation komme mit einem Kind an der Kasse zu stehen, werde ich dank meinem neuen Wissen nicht einfach den Wunsch des Kindes nach Süßigkeiten erfüllen, ich werde dem Kind einfach ein leckeres Eis und den Besuch des Spielplatz anbieten. So lenke ich das Kind von der überfordernden Supermarktsituation mit viel zu vielen Möglichkeiten ab und erschaffe eine wünschenswerte Alternative. Und nun die Frage: Liebe Eltern wie sind eure Erfahrungen, kann das in der Praxis klappen?
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