Woher kommt eigentlich Dein Frühstück?
Wie sieht ein normales Frühstück für Dich aus? Ist es am Wochenende anders als unter der Woche? Ich gehöre zu den Menschen, deren tägliches Frühstück aus einer Tasse Tee besteht. Frühstück gibt es bei mir in der Regel nur am Sonntag. Dann genieße ich frische Brötchen, Marmelade, Aufschnitt und ein Ei. Laut der Webseite des Focus ist mein Sonntagsfrühstück ein typisch deutsches Sonntagsfrühstück. Denn unter der Woche verzichtet der Deutsche auf die Semmeln und gibt sich mit Brot zufrieden. Zudem gibt es statt des Eis etwas Obst.
In meiner Kindheit dachte ich, dass die Sonntagsfrühstücke auf der ganzen Welt so aussehen würden wie meines. Dass das ein Irrglaube war, stellte ich fest, als ich das erste Mal in einem Hotel mit Halbpension frühstückte. Da gab es allen Ernstes Menschen, die zum Frühstück Würstchen und Bohnen verputzten. Dazu gab es ein Spiegelei und eine lieblos halbierte Tomate, die auf einer Seite angebraten war. Damals war ich völlig irritiert. Inzwischen weiß ich, dass diese Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit Engländer waren, denn genauso schaut ein typisch englisches Frühstück nun einmal aus.
Obwohl ich schon lange weiß, dass sich Frühstückstraditionen von Land zu Land unterscheiden, habe ich mich nie gefragt, warum das so ist. Doch dann bin ich bei
Kate Raworth: Die Donut-Ökonomie
über die Information gestolpert, dass Sigmund Freuds Neffe Edward Bernays das typisch amerikanische Frühstück erfunden hat. Wie oder besser gesagt warum er das gemacht hat, verrate ich Dir gleich. Wie Du Dir vielleicht denken kannst, bin ich nun neugierig, ob es auch in anderen Ländern Frühstückserfinder gab. Danach schauen wir uns an, warum die Deutschen Semmeln auf dem Frühstückstisch bevorzugen.
Der Erfinder des amerikanischen Frühstücks
Der 1891 in Wien geborene und 1995 in New York verstorbene Edward Bernays war laut unserer Autorin zu seiner Zeit der einflussreichste Marketingfachmann in Amerika. Er war Psychologe und nutzte die Erkenntnisse seines Onkels Siegmund Freud, um im ersten Weltkrieg eine wirkungsvolle Kriegspropaganda aufzubauen. Als der Krieg vorbei war, nutzte er sein Wissen in der Menschensteuerung für friedlichere Ziele, er entwickelte Werbekampagnen.
Eines Tages beauftragte ihn die Beech-Nut-Packing-Company damit, eine Werbekampagne zu entwerfen, die für einen höheren Umsatz ihrer Fleischsparte sogen sollte. Das war keine einfache Aufgabe, wie Edward in diesem YouTube Video schildert. Denn damals bevorzugten die Amerikaner laut seinen Umfragen ein leichtes Frühstück, das aus einem Kaffee, einem Brötchen und einem Orangensaft bestand.
Edward, der es aus dem Krieg gewohnt war, mit Autoritäten zu arbeiten, wandte sich mit seinen Umfrageergebnissen an einen Arzt. Dieser sagte ihm, dass ein leichtes Frühstück nicht so gesund sei wie ein schweres. Schließlich verliert der Körper in der Nacht Energie und ein herzhaftes Frühstück am Morgen sei daher gesünder, weil es die verlorene Energie zurückbringen würde. Edward hätte nun losrennen und seine Erkenntnis in Form einer Werbekampagne an die Amerikaner herantragen können. Doch Edward wusste, dass 5001 Ärzte glaubwürdiger waren als ein einzelner Arzt. Also bat er den Arzt, 5000 Ärzte anzuschreiben und sie zu fragen, ob sie in Sachen Frühstück seiner Meinung seien. 4500 Ärzte beantworteten den Brief und alle bestätigten die Meinung des Arztes.
Diese Information ließ Edward der Presse zukommen. Kurze Zeit später lasen die Amerikaner in Ihren Zeitungen lauter Überschriften, die erklärten, dass 4500 Ärzte der Ansicht seien, dass ein herzhaftes Frühstück mit Speck und Eiern gesünder sei als ein leichtes Frühstück. Edward brauchte nun keine Werbekampagne mehr aufzusetzen, denn die Schlagzeilen reichten aus, um die Speckumsätze bei seinem Auftraggeber so in die Höhe zu treiben, dass dieser zufrieden war.
Wer hat das deutsche Frühstück erfunden?
Die Deutschen lieben Frühstück. Deshalb ist es kein Wunder, dass ich immer wieder irritiert angeschaut werde, wenn ich sage, dass ich an Arbeitstagen nicht frühstücke. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich schon gefragt wurde, ob ich denn nicht wisse, dass Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Daher freue ich mich heute sehr darauf herauszufinden, wem ich diese Erkenntnis, die ich nicht teile, zu verdanken habe.
Zu meiner großen Freude ist die Zeit dieser Frage schon einmal auf den Grund gegangen. Sie schreibt, dass Forscher davon ausgehen, dass der Urmensch wahrscheinlich schon allein deshalb kein Frühstück aß, weil es feste Mahlzeiten vor der Erfindung des Feuers noch nicht gab. Bei ihm kam halt auf den Tisch, was er jagte und sammelte. Und er jagte und sammelte, wenn er Hunger hatte und nicht, weil die noch nicht erfundene Uhr gerade 6 Uhr geschlagen hatte.
Selbst die Erfindung des Feuers sorgte laut der Zeit nicht zwingend für eine Frühstückstradition. Denn am Morgen, wenn es hell war, waren die Menschen wieder einmal mit Jagen und Sammeln beschäftigt. Ihre Beute vertilgten sie dann, wenn sie erlegt war, wahrscheinlich am Abend gemütlich gemeinsam am Feuer.
Der einzige Grund, warum die meisten Deutschen Frühstück für so wichtig halten, sei, dass sie von klein an frühstücken und ihr Körper daran gewöhnt ist, morgens etwas zu essen zu bekommen und daher auch danach verlange. Das wäre dann wohl auch der Grund, warum ich nicht frühstücke. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich von meinen Eltern jeden Morgen zum Frühstücken verdonnert wurde.
Bei meiner Recherche habe ich keine Seite gefunden, die Informationen darüber enthielt, warum wir in Deutschland Brötchen oder Brot zum Frühstück essen. Die beste Antwort, die ich an dieser Stelle liefern kann, stammt wieder aus dem Artikel der Zeit. Hier steht, dass das gemeinsame Frühstück einen guten gemeinsamen Start in den Tag ermöglicht.
Ich wage an dieser Stelle einfach zu spekulieren, dass wir Deutschen Brot und Brötchen zum Frühstück vertilgen, weil es in Deutschland (meiner bescheidenen Meinung nach) einfach das beste Brot und die besten Brötchen gibt.
Fazit
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber im ersten Moment war ich enttäuscht, dass ich heute keinen Erfinder des deutschen Frühstücks ausmachen konnte. Doch inzwischen hat sich die Historikerin in mir gemeldet und meint, dass die Amerikaner eine junge Nation sind, und es daher viel einfacher ist, dort einen Erfinder des Frühstücks auszumachen. Es gibt (fast) keine echten Amerikaner. Menschen, die sich heute als Amerikaner empfinden, sind nur selten Nachkommen der Ureinwohner, sie sind in der Regel die Nachkommen von Einwanderern. Jeder dieser Einwanderer brachte seine eigene Frühstückstradition mit. Edward gelang es mit seiner Aktion daher erstmals, das „typisch“ amerikanische Frühstück zu erfinden.
Doch auch wenn es der Historikerin in mir gelungen ist, mich ein wenig zu beschwichtigen, sitzt in mir noch immer dieses kleine neugierige Wesen, dass unbedingt wissen möchte, warum das Brot und das Brötchen auf dem deutschen Teller lange Zeit Nummer eins war. Solltest Du die Antwort kennen, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn Du sie mit mir teilst. Zudem bin ich nun neugierig, wie Dein Frühstück ausschaut und freue mich sehr, wenn Du es mir verrätst.
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Liebe Maria,
es freut mich, dass dich das Buch „Die Donut-Ökonomie“ so inspiriert und schon der zweite Beitrag daraus entstanden ist.
Und es freut mich, dass deine Eltern dich nicht gezwungen haben, jeden Tag zu frühstücken. Intuitiv haben sie damit wohl alles richtig gemacht. Wenn jemand morgens nicht frühstücken möchte / kann, soll er es einfach lassen. Der Körper weiß schon, was er tut, wenn er morgens noch auf Sparflamme fährt. Allein der Gedanke, dass dieses morgens schon Speck essen zu sollen, von Ärzten empfohlen wurde, ist aus der heutigen Sicht schon interessant. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Schweine dadurch ohne guten Grund in Massentierhaltung leben mussten, obwohl es gar nicht erforderlich gewesen wäre.
Interessant wäre es zu wissen, wie die Entwicklung der Ernährung in den USA ohne diese Empfehlung gewesen wäre. Der Trend zum Intervallfasten wäre eventuell gar kein Trend geworden, sondern Normalzustand und einige gesundheitliche Probleme wären vielleicht mit geringerer Ausprägung vorhanden oder gar nicht vorhanden.
Liebe Grüße
Antje
Hallo Antje,
tausend Dank, dass Du mich dazu gebracht hast das Buch zu lesen. Ich habe unendlich viel gelernt. Es wandert auf jeden Fall auf meine Lister der „noch einmal Lesen Bücher, falls ich keine Nachschub habe“. Ich wette beim zweiten Lesen verstehe ich einige Dinge, die ich beim ersten Lesen überlesen habe.
Ich wünsche Dir einen fantastischen Abend
Viele Grüße
Maria von Du Bist Grossartig
Netter Beitrag zur Entwicklung unserer Ernährungskulturen!
Dazu gibt es eine Doku auf Arte
Die Erfindung des Frühstücks
– Frühstück erst seit 300 Jahren
– Beginn der Globalisierung. Handel mit Kaffee, Tee und Kakao
– East India Trading Company, Handel mit Zucker aus Zuckerrohr
https://www.arte.tv/de/videos/108505-008-A/geschichte-schreiben/
Hallo Eike,
vielen Dank für den Input und den Tipp. Das Video von Arte schaue ich mir bei nächster Gelegenheit gern an.
Ich wünsche Dir einen fantastischen Abend.
Viele Grüße
Maria von Du Bist Grossartig