Woher kommt eigentlich die eierlegende Wollmilchsau?
Wer kennt sie nicht, die eierlegende Wollmilchsau, die
- Eier legt,
- Milch gibt,
- ein Fell hat, aus dem Wolle gesponnen werden kann
- und gleichzeitig so fleischig ist, dass der Metzger seine Freude an ihr hat.
Obwohl die eierlegende Wollmilchsau wahrscheinlich nur auf einem Bauernhof eine gute Figur machen würde, begegnet sie uns im Alltag ständig, zum Beispiel im Projektmanagement.
Eierlegende Wollmilchsauen im Projektmanagement
Für ein erfolgreiches Projekt ist es wichtig, dass der Auftraggeber und der Auftragnehmer gleiche Erwartungen an das Projektergebnis haben. Daher muss die Erwartungshaltung am Anfang eines Projektes abgeklärt werden. Das bedeutet nicht selten, dass der Auftragnehmer zu Beginn des Projektes an einigen Stellen nein zu dem ein oder anderen Wunsch des Auftragnehmers sagen muss, damit das Projekt erfolgreich sein kann. Denn nicht immer ist das, was der Kunde sich wünscht, in der Praxis eine gute Idee. Dies zeigt das folgende Zitat, das schildert, was passieren würde, wenn ein Projektmager jeden Wunsch seines Auftragnehmers umsetzen würde. Ein solcher erfundener Projektmanager spielt in dem Buch von
Mario Neumann: Projekt-Safari 2. Das Handbuch für agiles Projektmanagement
die Hauptrolle. Das Zitat lautet:
„Das Ergebnis ist dann vermutlich eine viel zu komplizierte Lösung, die berühmte eierlegende Wollmilchsau – eine Steuerungssoftware, die fast alles kann, aber vergleichsweise langsam und fehlerträchtig arbeitet, weil sie zu komplex und im Detail unausgereift ist.“
S. 48.
Ich verstehe, was unser Projektmanager mit seinem Zitat zum Ausdruck bringen möchte. Das Zitat von Tom bringt zum Ausdruck, dass es auch in der Softwareentwicklung keine eierlegen Wollmilchsau gibt. Es gibt entweder schnelle und leicht zu pflegende Software, die nicht viel kann, und es gibt Software, die zwar viel kann, dafür aber nicht leicht zu pflegen ist und an vielen Stellen langsamer ist als eine Software, die weniger kann.
Das einzige, was mir an der eierlegenden Wollmilchsau bis heute ein Rätsel ist, ist die Antwort auf die Frage: Wo kommt sie eigentlich her? Lass uns doch einmal schauen, ob unser Lexikon diese Wissenslücke zu stopfen vermag.
Was das Lexikon sagt
Heute habe ich fest damit gerechnet, mindestens 3 passende Einträge zu unserem Begriff zu finden. Zu meinem Erstaunen findet sich die berühmte Sau weder im Lexikon- noch im Wörterbuchteil unseres Lexikons. Lediglich der Teil des Lexikons, der Zitate und Redewendungen zum Thema hat, enthält einen passenden Eintrag, der sich hinsichtlich der Herkunft der Redewendung allerdings ausschweigt.
Eierlegende Wollmilchsau
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 20, S. 155.
Mit dieser Fügung wird umgangssprachlich-scherzhaft ein Fantasienutztier benannt, das die Eigenschaften von Huhn, Schaf, Kuh und Schwein in sich vereinigt. Gemeint ist also eine Person oder Sache, die keinerlei Nachteile aufweist, alle Bedürfnisse befriedigt und allen Ansprüchen genügt: Es geht den Sachverständigen um eine vernünftige und rasch durchführbare Agrarreform; dabei kann keine Eier legende Wollmilchsau herauskommen. Dieser Politiker scheint das zu sein, wonach sich alle die Finger lecken: eine Eier legende Wollmilchsau.
Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet mehr zur Herkunft unseres nicht existenten Nutztieres weiß.
Was das Internet sagt
Die Gesellschaft für Deutsche Sprache gibt auf ihrer Webseite an, dass sich die Herkunft der Redewendung nicht abschließend klären lässt. Die Gesellschaft geht davon aus, dass die Redewendung erst seit den 1970-er Jahren Teil des Sprachgebrauches ist. Was mich allerdings überrascht, ist der Hinweis, dass die Redewendung keinen landwirtschaftlichen, sondern einen militärischen Ursprung haben könnte, da Soldaten das Abwerfen einer Bombe als Eierlegen bezeichneten.
Die Gesellschaft für Deutsche Sprache erwähnt, dass die eierlegende Wollmilchsau in Form des eierlegenden Wollschweins erstmals in einem Gedicht von Ludwig Renn im Jahr 1959 auftaucht. Die Webseite Netzwerk Kryptozoologie zitiert das Gedicht, in welchem für mich kein militärisches, sondern lediglich ein landwirtschaftliches Thema erkennbar ist.
Es gibt zwar kein eierlegendes Wollschwein, doch ein Schwein, dass Wollschwein getauft wurde, existiert laut Wikipedia Eintrag zu Mangalica-Schweinen.
Fazit
Auch wenn wir heute nicht die Antwort gefunden haben, die ich mir erhofft habe, habe ich doch einiges über die mir so vertraute Redewendung gelernt. Zum einen ist sie deutlich jünger als ich dachte. Zum anderen wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass sie möglicherweise einen militärischen Hintergrund haben könnte, weil mir nicht bewusst war, dass Eierlegen auch eine Bezeichnung für das Abwerfen von Bomben ist.
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