Können Versicherungen Schäden verhindern?

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin in Sachen Versicherungen ein geschädigtes Kind. Meine ersten Kontakte mit Versicherungsunternehmen haben mir das Gefühl vermittelt, dass Versicherungen das primäre Ziel haben, Geld zu verdienen und dabei auch gern einmal ihren eigentlichen Zweck hintanstellen.

Warum zahle ich eine Versicherung, die einen Schaden nicht bezahlt?

Was passiert, wenn Versicherungen sich vor Kunden schützen

So landete mein erster Versicherungsfall, der eingereicht wurde in der Betrugsabteilung der Versicherung. Ende vom Lied: Ich war so sauer, dass die Versicherung gekündigt wurde und ich den Schaden auf mich nahm.

Die nächste herbe Enttäuschung bereitete mir dann meine Lebensversicherung, als sie mir irgendwann schrieb, dass sich die Konditionen meines Vertrages zu meinen Ungunsten verändern würden, weil die allgemeine wirtschaftliche Lage unerwartet schlecht wäre. Auch die Geschichte endete in einer Kündigung meinerseits, da ich es als unfair empfand, für das gleiche Geld nun weniger Leistung erhalten zu sollen und mich nicht dagegen wehren könnte – es sei denn durch Kündigung.

Was passiert, wenn Versicherungen Kunden schützen

Einige Jahre später geschah dann etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Bei einer Bekannten wurde in die Wohnung eingebrochen. Der Schaden war beträchtlich, weil die Diebe ziemlich viel Beute machten. Ganz kurze Zeit nach dem Einbruch erfuhr ich, dass die Versicherung den gesamten Schaden ohne Wenn und Aber reguliert hatte. Nicht nur wurde das Diebesgut ersetzt, sondern auch die Reparatur der Wohnungstür, die mit einer solchen Gewalt aufgebrochen worden war, dass auch der Türrahmen ersetzt werden musste.

Strichmännchen hält eine Checkliste in die Höhe
Wow, die Versicherung hat alle Schäden ersetzt.

Das war das allererste Mal in meinem Leben, dass ich erlebte, dass eine Versicherung einen Schaden vollständig beglich. Daher ging ich zu meiner Bekannten und fragte, bei wem sie versichert war. Feuersozietät Berlin war ihre Antwort. Also nahm ich die Versicherung unter die Lupe. Ich checkte die Preise, schaute mir die Leistungen der Hausratsversicherung an und las den gesamten Vertrag. Ich erfuhr, dass dieser auch Fahrräder mitversicherte.

Ich habe in meinem Leben so unfassbar viele Fahrräder unfreiwillig „gespendet“, dass ich mich für die Hausratsversicherung der Feuersozietät entschied, weil sich der höhere Preis für mich in jedem Fall lohnen würde, wenn die Versicherung wirklich ein gestohlenes Fahrrad regulieren würde.

Eine Versicherung, die Wunder bewirkt

Einige Zeit nach dem Wechsel der Versicherung passierte dann ein Wunder: Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben ein Fahrrad länger als 5 Jahre. Der Grund hierfür war in diesem Fall nicht das Schicksal, das meine Geduld auf die Probe stellen wollte, sondern das Kleingedruckte der Versicherung. Dort las ich, dass mein Fahrrad, auch wenn es angeschlossen ist, nicht immer und überall versichert sei. Also passte ich meine Fahrradnutzung entsprechend der Versicherungsbedingungen an. So stand mein Fahrrad nachts nicht mehr vor der Tür oder im Hof, sondern im Keller. Allein diese kleine Verhaltensänderung sorgte für eine enorme Verringerung des Risikos, dass mein Fahrrad gestohlen wurde.

Seit dem ersten Tag ist die Versicherung bei Schäden für mich da.

Inzwischen bin ich viele Jahre bei der Versicherung und weiß, dass sie für Fahrraddiebstähle zahlt. Ja, richtig gelesen, da steht ein Plural: Fahrraddiebstähle. In den letzten Jahren hat die Feuersozietät zwei gestohlene Fahrräder ohne Wenn und Aber bezahlt. Jetzt gerade, in diesem Moment liegt der dritte Fahrraddiebstahl vor. Dieses Mal wurden zwei Fahrräder aus dem Keller gestohlen und ich habe das ungute Gefühl, dass meine Versicherung mich nun meinen Vertrag kündigen wird, weil ich und mein Fahrradkarma ein zu hohes Risiko sind.

Doch auch wenn das passieren sollte (bitte drücke mir die Daumen, dass es nicht passiert), hat mir die Versicherung wertvolles Wissen geschenkt. Ich habe gelernt, dass ich als Versicherte mit minimalem Aufwand einen enormen Beitrag zur Risikoreduktion beitragen kann.

Wie Versicherungen Hagelschäden vermeiden

Dank des Autors

David L. Rogers: Digitale Transformation – Das Playbook

habe ich erfahren, dass Versicherungen inzwischen sogar digitale Möglichkeiten nutzen, um das Schadensrisiko für ihre Kunden zu reduzieren. So berichtet er, wie The Weather Company (TWC) ein Medienunternehmen, das sich auf Wetterberichte spezialisiert hat und seit 1980 sogar einen eigenen Wetter-Fernsehkanal namens The Weather Channel betreibt, Wetterdaten an Versicherungsunternehmen verkauft, damit diese ihre Versicherten besser schützen können. Er schreibt

Da husche ich doch lieber schnell in die Garage.

„TWC nutzt seine Daten sogar, um neue Produkte und Dienstleistungen für Branchen wie etwa den Versicherungssektor zu schaffen. So hat es z.B. für Versicherer wie State Farm und Travelers eine App namens Hailzone für die Autofahrer unter dem Kunden entwickelt: Wenn Hagelschlag zu erwarten ist, sendet Hailzone eine SMS-Warnung an diese Kunden, damit sie ihre Autos in die Garage stellen. Auf diese Weise haben die Fahrer eine Sorge weniger und die Versicherer sparen viel Geld für Hagelschäden.“

S. 108.

Während ich bei der Risikovermeidungsstrategie meiner Hausratsversicherung seit dem Kellereinbruch das Gefühl habe, dass ich mich in einer Art Wettrüsten mit den Fahrraddieben befinde (Oh, es stehen weniger Fahrräder nachts auf der Straße, na, dann lass uns mal die Keller checken.), habe ich das Gefühl, dass die Hagel-SMS kein Wettrüst-Risiko mit sich bringt. Dem Wetter ist es herzlich egal, welche Schäden es verursacht. Es wird sich nicht überlegen, wie es auch Autos in Garagen erwischen kann. Aus diesem Grund finde ich diese Arte der digitalen Risikovermeidung genial und würde mich freuen, wenn mehr Versicherer solche einfachen Tricks auf Lager hätten.

Wie Versicherer Gesundheitsrisiken vermeiden

Eine Marionette
Darf ich noch Schokolade essen, wenn unsere Krankenversicherung uns vor uns selbst beschützt?

Ganz anders geht es mir in Sachen Gesundheitsversicherung und Digitalisierung. In diesem Beitrag haben wir gesehen, dass kleine Fitnessreminder, die eine Smartwatch mittels Gamification an den Nutzer sendet, schädliches Verhalten hervorrufen können. Wenn Gesundheitsversicherungen nach digitalen Möglichkeiten suchen, um ihr Versichertenrisiko zu minimieren, müssen solche Nebenwirkungen unbedingt im Auge behalten werden.

Zudem habe ich das ungute Gefühl, dass Gesundheitsversicherungen in Sachen Digitalisierung zu sehr in unser Privatleben eindringen können. Diese kleinen Fitnessarmbänder sammeln schlichtweg viel zu viele Daten über uns. Sie wissen unter anderem

  • wann wir wo sind,
  • ob wir Sport machen,
  • ob wir regelmäßig schlafen,
  • wie unsere aktuelle Herzfrequenz ist.
  • wie viele Schritte wir zurückgelegt haben.

Da ich ein absoluter Sportmuffel im Homeoffice bin, habe ich wenig Lust auf eine Zukunft, in der ich eine teure Gesundheitsversicherung nehmen muss, weil ich auf der Datenebene ein absoluter Risikokunde bin.

Fazit

Wir haben heute zwei großartige Beispiel aus der Praxis gesehen, in denen Versicherer Schäden zwar nicht verhindern, das Schadensrisiko aber deutlich minimieren können. Wir haben zudem gesehen, dass Schadensrisikovermeidung nicht immer ohne Risiken und Nebenwirkungen daherkommt. Dennoch denke ich, dass es sinnvoll ist, wenn Versicherungen dafür Sorge tragen, dass Risiken minimiert werden, solange der Aufwand der Risikominimierung für den Versicherten minimal ist. Würde meine Versicherung darauf bestehen, dass ich die Fahrräder vier Etagen hochschleppe und sie in der Wohnung aufbewahre, wäre ich nicht begeistert.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie ist Deine persönliche Erfahrung in Sachen Risikovermeidung? Kennst Du weiter Beispiele? Welche Chancen siehst Du in diesem Bereich? Welche Risiken siehst Du?

29. April 2024
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6 minBücher
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Buchcover zum Beitrag
Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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