Sagt Google Grippewellen voraus, indem es meine E-Mails liest?

Manchmal stolpere ich in Büchern über Informationen, die mich nachdenklich machen. Dieses Mal war es eine Information, die der Autor

Warte! Echt jetzt?

Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen

in seinem Kapitel „Die große Entkopplung“ preisgibt. An dieser Stelle des Buches stellt er die Frage:

„Wie weiß der nationale Gesundheitsdienst in Großbritannien, dass in London eine Grippeepidemie ausgebrochen ist?“

S. 514.

Gleich im Anschluss beantwortet er die Frage und verrät seinen Lesern, dass dieses Wissen aus der Analyse von tausenden Arzt- und Klinikberichten entstammt. Yuval, dessen Buch sich um technische Innovationen dreht, führt im nächsten Atemzug an, dass diese Analyse Zeit braucht. Denn nicht wenige Menschen gehen nicht beim ersten Niesen zum Arzt, sondern immer erst nach ein paar Tagen.

Google kann das besser, oder?

Der Satz, über den ich gestolpert bin, ist der folgende:

Boa, was kann ich gegen Kopfschmerzen tun, liebe Tante Google?

„Google könnte das binnen weniger Minuten schaffen. Dazu muss es lediglich die Wörter überwachen, die Menschen in London in ihre E-Mails oder in die Suchmaschine von Google eingeben und sie mit einer Datenbank von Krankheitssymptomen abgleichen“

S. 514.

Ja, unser Autor hat recht. Es gibt sicherlich genug Menschen, die erst einmal ihre Symptome googeln, oder jemandem per E-Mail schreiben, dass sie sich krank fühlen, bevor sie zum Arzt gehen. Das Google die Daten nutzt, die ich in die Suchmaschine eingebe, war mit bewusst, dass der Konzern jedoch meine E-Mails liest, war mir nicht bewusst.

Es war einmal Google Flu Trends

Die Sache mit der Grippeepidemievorhersage durch Google ist kein Hirngespenst des Autors. Unser Autor verrät uns, dass Google mit Google Flu Trends einen Service bietet, der die Daten der Suchenden nutzt, um Grippeepidemien vorherzusagen. Laut unserem Autor verzichtet Google für diese Vorhersage angeblich auf die Auswertung der Daten in E-Mails.

Ein Detektiv, der nach links schaut und eine Pfeife raucht.
Entschuldige bitte, das möchte ich jetzt genauer wissen.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber das Yuval schreibt, dass Google die Daten aus E-Mails angeblich nicht nutzt, empfinde ich als wenig beruhigend. Hier hätte ich gern Sicherheit. Das mir vorliegende Buch unseres Autors wurde 2017 veröffentlich, die Originalversion stammt aus 2015 bzw. 2016. Das gibt mir die Hoffnung, dass ich mit Hilfe des Internets herausfinden kann, ob Google Flu Trends auch die Daten aus E-Mails nutzt.

Zu meiner großen Freude gibt uns das Internet die gewünschte Antwort. Sie lautet: „Nein, Google Flu Trends nutzt 2023 keine Daten aus E-Mails, um Grippeepidemien vorherzusagen“, denn Google Flu Trends wurde laut Wikipedia 2015 eingestellt. Der Service scheiterte dabei, soweit ich es verstehe, nicht etwa an Datenschutzbedenken, sondern daran, dass die Vorhersagen von Google Flu Trends am Ende nicht annährend die 97% Genauigkeit brachten, mit denen der Service beworben wurde.

Obwohl mich der Tod von Google Flu Trends beruhigt, geistert die Idee in meinem Kopf herum, dass Google meine E-Mails lesen könnte. Also gehen wir diesem Thema an dieser Stelle nach.

Liest Google meine E-Mails?

Eine schwebende E-Mail
E-Mail ist nicht gleich E-Mail.

Bevor wir die Frage beantworten, möchte ich sie an dieser Stelle noch einmal präzisieren. Google mag angeblich allwissend sein, aber der Konzern hat nicht die Macht, jede E-Mail zu kennen, die auf dieser E-Mail versendet wird. Die einzigen E-Mails, auf die der Konzern Zugriff haben könnte, sind die E-Mails, die mit Hilfe seines Services Google Mail bzw. Gmail empfangen und versendet werden. Obwohl ich nicht zu den Gmail-Nutzern gehöre, habe ich als Besitzerin eine Android Smartphones eine Gmail-E-Mail-Adresse. Ich habe mir diese mehr oder weniger aus Versehen vor rund einem Jahrzehnt zugelegt, als ich mein allererstes Smartphone eingerichtet habe. In dem Moment war mir Datenschutz völlig egal, ich wollte nur mit meiner neuen Technik spielen, bin ich der Empfehlung des Einrichtungsmenüs des Telefons gefolgt und habe mir eine Gmail-E-Mail-Adresse zugelegt. Meine wirklich wichtigen E-Mails laufen allerdings über andere Anbieter und entgehen so dem Konzern. Nachdem wir die Frage nun präzisiert haben, können wir uns ihrer Antwort zuwenden.

So sehr mich die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in meinem Alltag nervt, so dankbar bin ich ihr heute. Denn sie ist der Grund, dass auch Google eine Datenschutzseite hat, die mir verrät, wie der Konzern Daten nutzt. Die Datenschutzseite von Google verrät uns, dass der Konzern Daten aus E-Mails erhebt:

„Wir erheben auch die Inhalte, die Sie bei der Nutzung unserer Dienste erstellen, hochladen oder von anderen erhalten. Dazu gehören beispielsweise E-Mails, die Sie verfassen und empfangen, Fotos und Videos, die Sie speichern, Dokumente und Tabellen, die Sie erstellen, und Kommentare, die Sie zu YouTube-Videos schreiben.“

https://policies.google.com/privacy (Stand 19.12.2023)

Später im Text erfahren wir, dass wir nicht verhindern können, ob der Konzern Daten aus E-Mails erhebt, wir können lediglich über ihre Verwendung entscheiden:

„Sie haben Entscheidungsmöglichkeiten in Bezug auf die durch uns erhobenen Daten und ihre Verwendung“

https://policies.google.com/privacy#infochoices

Fazit

Die Antwort auf unsere heutige Frage lautet: Nein, Google sagt (zumindest mit Hilfe von Google Flu Trends) keine Grippeepidemien mehr voraus. Aber der Konzern liest – vielleicht korrekter ausgedrückt -, erhebt Daten aus den E-Mails, die über Gmail-Konten laufen.

Unsere heutige Recherche zeigt wieder einmal, was der Satz „Wir bezahlen mit unseren Daten“ in der Praxis bedeutet. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich hätte gedacht, dass es für E-Mails so etwas wie das Briefgeheimnis gibt und Anbieter dieses „Geheimnis“ wahren würden. Naiv wie ich bin, dachte ich, dass sich kostenlose E-Mail-Dienste über Werbeeinblendungen finanzieren würden.

Auch wenn wir als Nutzer der Google-Services nichts gegen die Erhebung unserer Daten durch den Konzern tun können, so können wir doch zumindest entscheiden, wie der Konzern unsere Daten verwendet. Falls Du dies nun tun möchtest, ist hier der Link, mit dem Du Deine Google-Datenschutzeinstellungen prüfen und ändern kannst: https://myaccount.google.com/data-and-privacy

28. Februar 2024
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5 minBücher
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Buchcover Yuval Noah Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen
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