Weißt Du, was der Azimut ist?
Ich bin mir absolut sicher, dass mir der heutige Begriff zum ersten Mal in
Sten Odenwald: Der Traum vom All. Eine Zeitreise durch die letzten 73 000 Jahre
begegnet ist. Sten gehört zu den wunderbaren Autoren, die Fachbegriffe erläutern. Tatsächlich bin ich mir zu 95 Prozent sicher, dass er in seinem Buch auch den Begriff Azimut erläutert hat. Leider habe ich mir die Bedeutung aufgrund meines wenig leistungsstarken Gedächtnis nach dem ersten Lesen nicht gemerkt. Daher hatte ich keine Ahnung, was der Begriff bedeutet, als ich ihn zum zweiten Mal (dieses Mal ohne Erläuterung) in folgendem Satz las.
„Es kamen Winkel, Gradeinteilungen und Kreise zur Bestimmung des Azimuts hinzu.“
S. 40.
Leider besitzt das Buch am Ende kein Glossar, in welchem sich alle vom Autor erläuterten Begriffe befinden. Um herauszufinden, was ein Azimut ist, könnte ich nun also die ersten 39 Seiten des Buches erneut lesen, oder einfach unser alphabetisch sortiertes Lexikon befragen. Aus guter alter Tradition und weil es weniger Zeit kostet, werden wir Letzteres gleich tun, Doch zuvor schauen wir uns an, warum unser Autor den Begriff erwähnt.
Ein Astrolabium kann den Azimut bestimmen
Der Star auf den Seiten 40 und 41 des Buches ist ein Gerät namens Astrolabium, dass 375 nach Christus das Licht der Welt erblickte. Die Abbildung im Buch zeigt eine goldfarbene Version des Gerätes, das an einer Kette befestigt ist. Über die Größe erfahren wir nichts, daher vermute ich aufgrund der Kette einfach, dass es in etwa die Größe einer Taschenuhr hat.
Das gezeigte Astrolabium aus der Zeit um 1400 nach Christus ist rund und hat in der Mitte einen Zeiger, der mit der Hand bewegt werden kann. Das Ziffernblatt zeigt laut unserem Autor eine Sternenkarte, auf der die Sterne der geografischen Breite zu sehen sind, für die das Gerät gefertigt wurde. Ein in Europa gefertigtes Astrolabium wäre also in Australien vermutlich nutzlos. Doch da es weder bei seiner Erfindung noch knapp 2000 Jahre später Flugzeuge gab, die die Menschen binnen eines Tages von Europa nach Australien brachten, dürfte diese Einschränkung für die meisten Nutzer unproblematisch gewesen sein.
Über die Zeit gewann das Gerät immer neue Funktionen hinzu, so dass die Nutzer der späteren Geräte mehr als nur die Zeit und ihren genauen Standort an ihm ablesen konnten. Unser Autor verrät uns, dass das Gerät erst um 800 nach Christus die Funktion der Azimut-Bestimmung erhielt, dank der die Nutzer des Gerätes es für die Navigation nutzen konnten. Dank diese Funktion konnten die Nutzer in der Islamischen Welt auch jederzeit bestimmen, wo Mekka liegt und so dafür sorgen, dass sie ihre Gebete immer in die richtige Richtung sandten.
Damit haben wir nun alles an der Hand, was uns unser Autor auf den Seiten 40 und 41 über den Azimut verrät. Lass uns nun einmal schauen, ob unser Lexikon uns nun verraten kann, was genau der Azimut ist.
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon hält heute gleich zwei hilfreiche Einträge für uns bereit.
Azimut [arab. As-sumut »Richtungskreis«] das, auch der, Winkel auf dem Horizontalkreis zw. dem Südpunkt und dem Schnittpunkt des Vertikalkreises eines Gestirns mit dem Horizont. (↑ astronomische Koordinaten)
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 01, S. 512.
Azimut, das, auch: der; -s, -e [arab. As-sumut = die Wege] (Astron.): Winkel zwischen der Vertikalebene eines Gestirns u. der Südhälfte der Meridianebene, gemessen von Süden über den Westen, Norden u. Osten.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 270.
Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch mich erinnern beide Einträge ein wenig an die Textaufgaben aus dem Mathematikunterricht: Sie enthalten viele mir bekannte und wenige unbekannte Wörter, und ich verstehe nicht genau, was genau ich machen soll. Was ich verstehe, ist, dass sich der Begriff aus dem Arabischen ableitet und mehr als eine Bedeutung zu haben scheint. Ich glaube, ich brauche ein Video, um zu verstehen, was der Azimut ist und wie dieser uns hilft, Mekka zu finden. Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet ein solches Video für uns bereit hält.
Was das Internet sagt
Dieses YouTube Video verrät uns, wie der Azimut bestimmt werden kann. Wir nutzen dafür den Horizont und den Meridian. Der Meridian ist eine Linie, die von Norden nach Süden verläuft. Der Horizont hat 360 Grad. Egal, wo wir hinschauen, er ist überall und wir sind immer in der Mitte. Der Azimut teilt den Horizont in 360 Grad und somit in Winkel ein. 0 Grad sind im Süden. 90 Grad im Westen, 180 Grad im Norden und 270 Grad im Osten. Wer nach Mekka beten möchte, muss den 270. Azimut ausfindig machen. Dank dieses Videos habe ich nun auch verstanden, dass ein Astrolabium auch am Tag funktioniert, da auch die Sonne ein Stern ist, dessen Höhe uns hilft, die Zeit zu bestimmen.
Zu meiner großen Freude habe ich auch dieses YouTube Video gefunden, das detailliert erklärt, wie ein Astrolabium verwendet wird. Das Gerät, das der Mensch in dem Video nutzt, ist allerdings deutlich größer als eine Taschenuhr. Dank dieses Videos habe ich nun das Gefühl, dass auch ich mit ein wenig Übung in der Lage wäre, die Zeit mit Hilfe eines Astrolabiums zu bestimmen. Alles, was mir hierfür fehlt, ist die Zeit zum Üben und der Wille, einen mittleren vierstelligen Betrag für ein eigenes Astrolabium auf den Tisch zu legen.
Fazit
Ich freue mich, dass wir nun wissen, was es mit unserem heutigen Begriff auf sich hat. Für unser heutiges Buch wünsche ich mir, dass die zweite Auflage sowohl ein Glossar zum schnellen Nachschlagen erhält, als auch ein Link zu Gegenständen wie dem Astrolabium, die unwissenden Lesern wie mir die Nutzung des Gerätes in der Praxis zeigen.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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Dank den Autoren von
Hannah Fry, Adam Rutherford: Der ultimative Guide zu absolut Allem* (*gekürzt),
habe ich gelernt, dass ein Astrolabium auch genutzt werden kann, um den Erdradius zu berechnen. Der erste Mensch, der ein Astrolabium dazu nutzte, war Al-Biruni. Der im Jahr 973 geborene Wissenschaftler schnappte sich ein Astrolabium und stellte sich damit vor einen Berg.
Mit Hilfe des Gerätes bestimmte er den Winkel zum Gipfel. Nun ging er etwas weiter vom Berg weg und wiederholte seine Messung. Mit Hilfe der Trigonometrie (https://du-bist-grossartig.de/weisst-du-was-trigonometrie-ist/) konnte er nun die Höhe des Berges berechnen. Im nächsten Schritt steig er auf den Gipfel des Berges und maß von hier
„aus den Winkel zwischen der Horizontalen und dem Horizont.“ S. 81.
Mit Hilfe der gemessenen und errechneten Daten war er nun in der Lage den Radius der Erde zu berechnen. Sein Ergebnis: 6339,6 Kilometer. Moderne Berechnungen kommen auf 6378,1 Kilometer.
Dank den Autoren von
Siebo Heinken (Hrsg.): Heldinnen & Helden. Vorbilder und Idole von der Antike bis heute
weiß ich nun, wer das Astrolabium erfunden hat. Die Erfinderin wurde um 355 in Alexandria geboren. Ihr Name war Hypatia, eine
„des Gelehrten Theon, hoch geschätzt als Mathematikerin, Astronomin, Philosophin – und als geschickte Rednerin, so weiß man aus Schriften von Zeitgenossen. Als Lehrerin ließ sie nach eigener Anleitung ein astronomisches Messgerät bauen: ein Astrolabium.“ S. 42.