Weißt Du, was Disstress ist?

Es gab Zeiten, in denen mir dieser Begriff gefühlt ständig begegnet ist. Dennoch habe ich keine sehr klare Vorstellung, was es mit ihm auf sich hat. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass der Autor

Gunter Dueck: Heute schon einen Prozess optimiert? Das Management frisst seine Mitarbeiter

den Begriff nicht nur erwähnt, sondern auch erläutert:

„Das Effizienzmanagement behandelt uns wie Prozess-Sklaven. Wer schwierige Aufgaben mit optimaler Anspannung erledigen will, wird sie unter zu hohem Druck nicht schaffen. Er fühlt so genannten »negativen Stress« oder Disstress, der der Psyche und bald auch der Gesundheit schadet, wenn er länger anhält.“

S. 29.

Das, was unser Autor uns in seinem Zitat über Disstress verrät, klingt wie das Gegenteil von Eustress, einer Stressform, bei der wir zu Hochtouren auflaufen. Lass uns doch einmal schauen, ob unser Lexikon uns mehr darüber verraten kann, was genau Disstress auslöst und was wir dagegen zu können.

Was das Lexikon sagt

Nein, unser Lexikon liefert uns keine Antwort auf unsere Fragen, sondern lediglich etwas über die Herkunft des Begriffes.

Disstress [ˈdɪstrɛs], der; -es, -e [zu griech. dys- = miss-, un- u. ↑Stress] (Psych., Med.): lang andauernder starker Stress.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 513.

Ich bin gespannt, ob das Internet mehr Informationen für uns bereit hält.

Was das Internet sagt

Im Gegensatz zu unserem Lexikon bietet das Internet eine gigantische Flut an Informationen zum Thema Disstress. In einem Lehrplan für Bayrische Schüler erfahren wir auf Seite 9, dass es vier Kategorien von Stressauslösern gibt:

• physikalisch – u.a. Kälte,
• physisch – u.a. Schmerz,
• mental – u.a. Zeitdruck,
• sozial – u.a. Konflikt.

Wenn ich mir diese Liste so anschaue, steckt in ihr auch die Antwort auf die Frage, was wir gegen Disstress tun können. Wir können uns den Stressfaktoren entziehen. Bei physikalischen Faktoren wie Kälte ist dies noch relativ einfach, da das Aufsuchen eines warmen Raumes oder das Anlegen warmer Kleidung genügt. Anders schaut es bei physischen, mentalen und sozialen Faktoren aus. Hier lassen sich zum Beispiel nicht alle Schmerzen mit Medikamenten behandeln.

Das Spannende an diesen Stressauslösern ist, dass sie nicht auf alle Menschen gleich wirken. Ein schönes Beispiel für die unterschiedliche Wirkung hält Planet Wissen für uns bereit. Während Teilnehmer einer Talkshow das Stehen bzw. Sitzen vor der Kamera als bedrohlich empfinden, empfindet der Moderator den Stress, den die Kamera auslöst als anregend. Während der Teilnehmer Angst hat, sich zu blamieren, freut sich der Moderator über die Aufmerksamkeit, die er vom Publikum erhält. Das Positive an Disstress in einer Talkshow ist, dass sie nicht sehr lange anhält und somit wahrscheinlich weder der körperlichen Gesundheit noch der Psyche schadet.

Fazit

In seinem Zitat spielt unser Autor auf den Disstress an, der bei der Arbeit entsteht, wenn der alleinige Fokus des Managements auf der Effizienz, also darauf liegt, mit möglichst geringen Mitteln möglichst viel zu erreichen. Bei dieser Art des Managements erscheint es sinnvoll, dass ein Mitarbeiter (dessen Lohn Kosten verursacht) so viele Aufgaben wie möglich erledigt. Diese Art des Managements übersieht die Möglichkeit, dass der Druck, ständig so viele Aufgaben wie möglich zu erledigen, zu einem andauernden Zeitdruck beim Mitarbeiter werden kann. Dies ist eine Form von Disstress, der der Psyche und damit der Gesundheit schaden kann, wenn er lange anhält. Was in der Theorie nach einer effizienten Sache ausschaut, führt in der Realität zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit.

Wer möchte, dass seine Mitarbeiter effizient sind, sollte bewusst „ineffiziente“ Dinge veranstalten, zum Beispiel Erfolge feiern. Während des Feierns ist der Mitarbeiter zwar nicht produktiv, doch er bekommt die Anerkennung und die Pause, die er braucht, um erfolgreich das nächste große Projekt zu stemmen.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie sind Deine Erfahrungen mit Effizienzmanagement und Disstress?