Weißt Du, wer Giordano Bruno ist?

Mir ist dieser Name noch nie zuvor begegnet. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wer dieser Mensch war. Durch die Lektüre des Buches von

Reinhard K. Sprenger: Magie des Konflikts. Warum ihn jeder braucht und wie er uns weiterbringt

habe ich gelernt, dass Giordano Bruno einen Konflikt mit der katholischen Kirche hatte, den er nicht überlebte. Wortwörtlich schreibt unser heutiger Autor:

„Jede Innovation, jeder Fortschritt ist aus einem Konflikt hervorgegangen. Denken Sie nur an Galileo Galilei, dessen wegweisende Forschung zur Kosmologie und Astronomie ihm ein Dauerkonflikt mit der katholischen Kirche einbrachten, was schließlich sogar in einem Prozess gegen ihn gipfelte. Er blieb am Leben, aber andere – wie beispielsweise Giordano Bruno – kostete diese Auseinandersetzung das Leben.“

S. 23.

Es überrascht mich, wie viele Fragen diese drei kleinen Sätze bei mir auslösen:

• Wer war der Mann?
• Warum hat es sich mit der katholischen Kirche angelegt?
• Wird er zusammen mit Galileo Galilei erwähnt, weil er auch Astronom war?
• War er ein Forscher?
• Wann lebte er?

Lass uns doch einmal schauen, ob unser Lexikon einen Teil dieser Fragen beantworten kann.

Was das Lexikon sagt

Beeindruckenderweise beantwortet unser heutiger Lexikon-Eintrag alle soeben gestellten Fragen:

Bruno, Giordano, eigtl. Filippo B., italien. Naturphilosoph, * Nola (bei Neapel) 1548, † Rom 17.2.1600; 1563-76 Dominikaner in Neapel, floh vor der Inquisition ins Ausland; fiel 1592 in die Hände der Inquisition, die ihm v. a. wegen seiner Lehren von der Unendlichkeit der Welt und der Vielheit und Gleichwertigkeit der Weltsysteme den Prozess machte. Nach siebenjähriger Haft wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. B. stand unter dem Einfluss des scholast. Aristotelismus, von Lukrez, Plotin und Nikolaus von Kues. Er vertrat das kopernikan. Weltsystem und eine pantheist. Lehre von der Weltenseele. Seine metaphys. Kosmologie hatte entscheidende Konsequenzen für die Anthropologie (Mensch als Mikrokosmos, subjektiv-individuell erfahrene Gegenwart Gottes); B. hatte weit reichende Wirkung u.a. auf Goethe, Herder und Schelling.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 2, S. 432.

Auch wenn der Eintrag alle Fragen beantwortet, ist er nicht sehr übersichtlich. Daher gehen wir die Fragen jetzt im Einzelnen durch. Dafür nutzen wir an der ein oder anderen Stelle das Internet, um Formulierungen wie „Unendlichkeit der Welt“ zu verstehen. Los geht’s.

Wer war der Mann?

Laut unseres Lexikons war erGiordano Bruno ein italienischer Naturphilosoph und Dominikaner. Laut der Webseite Wikipedia, die nicht unter einer Begrenzung der Seitenzahl leidet, war er Priester, Dichter, Mönch, Philosoph und Astronom.

Warum hat es sich mit der katholischen Kirche angelegt?

Unser Lexikon schreibt, dass die katholische Kirche ihm „wegen seiner Lehren von der Unendlichkeit der Welt und der Vielheit und Gleichwertigkeit der Weltsysteme“ den Prozess machte. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, habe ich erneut Wikipedia konsultiert.

Mit Unendlichkeit der Welt ist nicht die Erde sondern das Universum gemeint. Die Katholische Kirche geht davon aus, dass es einen Himmel und eine Hölle gibt. Doch diese Orte müssen irgendwo sein, also muss es ein oben und ein unten geben. Mit der Aussage, dass die Welt bzw. das Universum unendlich sei, nahm Giordano der katholischen Kirche einfach Himmel und Hölle weg. Denn wenn etwas unendlich ist, dann kann sich nichts darüber oder darunter befinden.

Soweit ich es verstehe, ist mit Vielheit und Gleichwertigkeit der Weltensysteme gemeint, dass das Universum kein Zentrum hat und dass die Erde nicht der einzige Planet ist, auf dem Leben existieren kann. Auch das war ein Angriff auf die katholische Kirche, die davon ausging, dass die Erde das Zentrum des Universums und dieser Planet der einzige ist, auf dem Gott Lebewesen erschuf.

Ein weiteres Problem war, dass Giordano nicht daran glaubte, dass Gott irgendwo sitzt und über die Lebewesen wacht. Wie sollte das bei einem unendlichen Universum auch gehen? Dennoch glaubte er in Form der pantheistischen Lehre an Gott. In diesem alten Beitrag hatten wir uns schon einmal mit dem Thema beschäftigt und herausgefunden, was Pantheismus bedeutet:

„Pantheismus leitet sich von den griechischen Worten für alles und Gott ab. Menschen, die an den Pantheismus glauben, glauben, dass Gott allen Dingen innewohnt.“

Wird er zusammen mit Galileo Galilei erwähnt, weil er auch Astronom war?

Diese Frage kann ich nicht mit Sicherheit beantworten, weil ich nicht in den Kopf unseres Autors schauen kann. Ich vermute, dass der Grund für die Erwähnung der beiden in der Tatsache begründet ist, dass beide einen Konflikt mit der katholischen Kirche hatten. Schließlich heißt das Buch unseres Autors „Die Magie des Konfliktes“.

Die spannende Frage lautet, warum Galileo Galilei seinen Konflikt mit der Kirche überlebte und Giordano Bruno nicht. Auch hier kann ich nur spekulieren. Galileo Galilei lebte von 1564 bis 1633 und lebte ebenfalls in Italien. Dass der eine den Konflikt überlebte und der andere nicht, liegt also nicht daran, dass sie zu völlig unterschiedlichen Zeiten an völlig unterschiedlichen Orten gelebt hätten. Der Grund scheint eher zu sein, dass Giordano sturer war als Galileo. Obwohl er sieben lange Jahre hinter Gittern saß, hielt er an seinen Ideen, die die Grundpfeiler der katholischen Kirche in Frage stellten, fest. Galilei war nicht so sturköpfig. Laut der Webseite primus-muenzen.com brauchte er keine zwei Jahre, um jene Lehren zu widerrufen, mit denen er die katholische Kirche in Frage gestellt hatte.

War er ein Forscher?

Laut unseresLexikons nein, laut Wikipedia ja.

Wann lebte er?

Von 1548 bis 1600.

Fazit

Wir wissen nun, wer Giordano Bruno war. Wir wissen, dass er lieber starb, als der katholischen Kirche, die in seinen Augen Unrecht hatte, Recht zu geben. Damit hat Giordano sich heldenhaft verhalten und ist für seine Sache eingetreten. Dieses Verhalten hat ausgereicht, um von unserem Autor in einem Atemzug mit Galilei erwähnt zu werden.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Findest Du es gerecht, dass der „Hasenfuß“ Galilei heute bekannter ist, als der „mutige“ Giordano, der bereit war, für seine Lehren zu sterben? Denkst Du, dass Giordano heute bekannter wäre, wenn er den gleichen Weg wie Galilei gewählt hätte?