Weißt Du, woher die Redewendung „Ins Fettnäpfchen treten“ kommt?

Heute geht es um eine Redewendung, die ich sehr gern verwende. Allerdings kenne ich ihre Herkunft nicht und weiß daher nicht, ob sie für mein Gegenüber, das die Herkunft kennt, positiv, neutral oder negativ besetzt ist. Aus diesem Grund freue ich mich, dass wir heute dank der Autorin

Ein lächelndes Herz, dass einen Daumen nach oben zeigt.
Beim Fettnäpfchen finden bin ich ganz große klasse.

Jeanette Nentwig: Design Ikone – Die Geschichte der Gunhild Liljequist

mit etwas Glück herausfinden werden, woher unser Fettnäpfchen kommt.

In ihrem Buch schreibt unsere Autorin über Gunhild Liljequist, die als visionäre Designerin bei Volkswagen unter anderem den golfballförmigen Schaltknauf für den VW Golf entwarf. Gunhild kommt nicht etwa aus einer Künstlerfamilie, sondern aus einfachen Verhältnissen. Dass sie nach der Schule eine Meisterschule für Kunsthandwerk besuchte, hat sie ihrem Vater und ihrem Talent zu verdanken. Ihr Vater meldet sie ohne ihr Wissen zur Aufnahmeprüfung an. Ohne recht daran zu glauben, aufgenommen zu werden, nimmt Gunhild an der Prüfung teil und besteht diese.

Das erste Semester in der Meisterschule dient der Orientierung. Die Studierenden haben Kurse aus allen möglichen Bereichen, damit sie erkennen können, welcher Bereich ihnen am meisten liegt. Eines Tages kommt ein Lehrer auf Gunhild zu und sagt ihr, dass sie großes Talent für die Fachrichtung Porzellanmalerei habe. Weil Gunhild sich noch nie mit der Fachrichtung beschäftigt hat, fragt sie den Lehrer, was genau man in der Fachrichtung macht. Weil sie die Fachbegriffe nicht kennt, ist sie irritiert, dass sie zu Beginn zuerst einmal Scherben bemalen soll. Bei dem Begriff Scherben denkt sie an zerbrochenes Porzellan. Ihr Lehrer meint jedoch den Fachbegriff Scherben, der Porzellanstücke bezeichnet.

Oh, wie peinlich, das sind keine Scherben?

Als Gunhild den Lehrer nach den Scherben fragt und er den Fachbegriff erklärt, ist es ihr unangenehm, dass sie sich bisher noch nicht mit den einzelnen Fachrichtungen und deren Fachbegriffen beschäftigt hatte. Auf die Erklärung des Begriffs und den Vorschlag, sich für die Fachrichtung anzumelden, reagiert Gunhild unserer Autorin nach wie folgt:

„Gunhild nickte stumm und hatte deutlich das Gefühl, ins Fettnäpfchen getreten zu sein.“

S. 67.

Nachdem wir nun wissen, wie Gunhild ins Fettnäpfchen gelangte, ist es jetzt endlich an der Zeit, dass wir uns mit der Herkunft der Redewendung beschäftigen.

Was das Lexikon sagt

Laut unseres Lexikons hat die Redewendung eine unbedenkliche Herkunft.

Fett|näpf|chen, das; meist in der Wendung [bei jmdm.] ins F. treten (ugs. scherzh.; durch eine unbedachte, unkluge Äußerung o.Ä. jmds. Unwillen erregen, einen Fauxpas begehen; nach der Ungeschicklichkeit, die früher jmd. beging, der in das neben der Tür stehende Näpfchen mit [Stiefel]fett trat): da war sie wieder voll ins F. getreten.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 745.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber mir ist noch nie ein echtes Fettnäpfchen für Stiefel begegnet. Ich habe meiner Erinnerung nach auch noch nie Stiefel eingefettet, sondern lediglich mit Imprägnier-Spray behandelt. Lass uns daher einmal schauen, ob uns das Internet mehr über das neben der Tür stehende Fettnäpfchen verraten kann.

Was das Internet sagt

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Leider habe ich im Internet nicht ein Bild finden können, auf dem ein Fettnäpfchen neben der Tür zu sehen ist. Auch die Suche nach der Herstellung von dem Fett, das sich damals in den Näpfchen befunden hat, war nicht erfolgreich. Zwar gibt es YouTube Videos wie dieses, die zeigen, wie man Lederfett herstellen kann. Allerdings zweifle ich stark daran, dass bei der Herstellung des ursprünglichen Stiefelfettes Zutaten wie Avocado-Öl zum Einsatz kamen. Selbst in diesem fast 15 Minuten langen YouTube Video, das die Herstellung eines mittelalterlichen Schuhpaars zeigt, kommt kein Lederfett zum Einsatz.

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Fazit

Dank unserer heutigen Recherche wissen wir nun, dass wir die Redewendung „Ins Fettnäpfchen treten“ ohne Bedenken nutzen können. Auch wenn es mir nicht gelungen ist, mehr über die Herstellung des ursprünglichen Stiefelfettes zu erfahren, habe ich dennoch einiges gelernt.

7. Mai 2024
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Buchcover Jeanette Nentwig: Design Ikone - Das Leben der Gunhild Liljequist
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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7. Mai 2024
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