Wusstest Du, dass Diäten dumm machen können?

Nix im Magen = nix im Kopf?

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin unerträglich, wenn ich Hunger habe. Aus diesem und anderen Gründen gehöre ich zu den Menschen, die keine dieser Diäten machen, in denen es darum geht, jede winzige Kalorie zu zählen, die mir über die Lippen geht. Und ich bin auch nicht bereit, mit aller Kraft der Tafel Schokolade zu widerstehen, die mich in meinem Kühlschrank anlächelt.

Folge ich dem Autor

Daniel Kahneman: Schnelles Denken langsames Denken,

dann ist meine Weigerung, solche Diäten zu machen, offenbar eine gute Idee. Denn in seinem Buch streift er das Thema Ego-Depletion. Ein wissenschaftliches Experiment  zu diesem Phänomen kam zu dem Ergebnis, dass der bewusste Verzicht auf Kekse dafür sorgen kann, dass wir komplexe Aufgaben weniger gut bewältigen können. Wortwörtlich schreibt unser Autor:

„In einem anderen Experiment wird die selbstregulatorische Energie der Versuchspersonen zunächst durch eine Aufgabe erschöpft, bei der sie tugendhafte Nahrungsmittel wie Rettich und Sellerie verspeisen, während sie der Versuchung widerstehen, sich an Schokolade und fettreichen Keksen gütlich zu tun. Später werden diese Personen dann bei einer schwierigen kognitiven Aufgabe eher als üblich aufgeben.“

S. 58.

Doch wie kann das sein? Warum beeinflusst der Verzicht auf Süßes in diesem Experiment die Fähigkeit der Probanden negativ, anschließend eine kognitive Aufgabe zu lösen? Um diese Frage zu beantworten, schauen wir uns die Sache mit der Ego-Depletion an, die unser Autor zu meiner großen Freude in seinem Buch hervorragend erklärt.

Was ist Ego-Depletion?

Warum habe ich jetzt keine Lust mehr mich anzustrengen?

Das oben geschilderte Experiment wurde neben vielen anderen Experimenten von einem Psychologen namens Roy Baumeister und seinen Kollegen durchgeführt. Ziel der Experimente war es herauszufinden, wie kognitive, emotionale oder physische Anstrengungen die mentale Energie beeinflussen, die uns zur Verfügung steht.

Die Ergebnisse der Experimente führten die Forscher zu dem Schluss,

„dass Willensanstrengung oder Selbstkontrolle ermüdend ist; wenn man sich zu einer Handlung zwingen muss, ist man weniger gewillt oder imstande, Selbstkontrolle auszuüben, wenn sich die nächste Herausforderung stellt. Das Phänomen wird »Ego-Depletion« (»Selbsterschöpfung«) genannt.“

S. 58.

Unsere Forscher testeten nicht nur die Macht von Keksen. Laut unserem Autor fanden sie in einem anderen Experiment auch heraus, dass das Unterdrücken von eigenen Emotionen beim Ansehen eines emotionalen Films dafür sorgt, dass Menschen anschließend weniger Schmerzen ertragen, die durch Muskelkontraktion entstehen.

Was ist der Unterschied zwischen kognitiver Auslastung und Ego-Depletion?

Ich kann jetzt nicht mehr denken.

Als fleißiger Leser von du-bist-grossartig.de erinnert Dich die Ego-Depletion nun möglicherweise an die kognitive Auslastung, die wir uns vor einiger Zeit angeschaut haben. Unser Autor ahnt dies und betont, dass sich die beiden Phänomene unterscheiden.

Bei der kognitiven Auslastung erleiden wir einen Kontrollverlust über uns, weil wir durch eine mental anstrengende Aufgabe so erschöpft sind, dass uns die Energie bzw. Konzentration fehlt, uns zu kontrollieren.

Bei der Ego-Depletion dagegen fehlt uns nicht immer die Energie, sondern manchmal lediglich die Motivation. Dies bewiesen die Forscher, indem sie bei ihren Experimenten in der zweiten Runde einen starken zusätzlichen Anreiz lieferten, wenn die Probanden durchhielten. Dieser Anreiz sorgte dafür, dass die Probanden der Ego-Depletion widerstehen konnten.

Ein anderer Weg, der Ego-Depletion zu entkommen, ist Glukose. Probanden, die nach der ersten Aufgabe eine Limo mit Zucker tranken, schlossen in einem Experiment bei der zweiten Aufgabe besser ab als jene, die eine Limo mit Süßstoff tranken.

Gibt es Diäten, die nicht dumm machen?

Bevor wir uns auf diese Frage stürzen, möchte ich noch eine Sache loswerden: Du bist schön, wie Du bist. Kilos auf Hüften machen Menschen in meinen Augen nicht hässlich. Auch ein Lächeln macht Menschen in der Regel schön. 😉

Ich bin absolut kein Freund von Diäten, deren einziges Ziel es ist, den ästhetischen Wünschen von anderen Menschen zu entsprechen. Anders schaut es bei Diäten aus, die der eigenen Gesundheit dienen. Aus diesem Grund möchte ich nach dem doch sehr reißerischen Titel dieses Beitrages an dieser Stelle klarstellen, dass Diäten nicht automatisch dumm machen. Das Experiment mit dem Keks zeigt, dass Diäten, bei denen wir was Leckeres vor der Nase haben und es nicht essen, unsere Fähigkeit beeinflussen, anschließend schwierige Aufgaben zu lösen.

Es gibt viele Möglichkeiten, diesen dumm machenden Effekt zu umgehen. Zum Beispiel können wir bei einer Diät einfach darauf verzichten, Süßigkeiten zu kaufen. So müssen wir beim Knabbern des Rettichs nicht aktiv leckeren Keksen widerstehen, da wir schlichtweg keine Kekse zu Hause haben. Eine andere Diät-Möglichkeit ist Ablenkung. Wenn Du wie ich die Angewohnheit hast, beim Schauen von Netflix und Co. leckeres süßes oder salziges Zeug zu knabbern, ist eine mögliche Lösung, für eine Weile auf Netflix zu verzichten und stattdessen ein Buch im Park zu lesen, sich mit Freunden zu treffen, oder im nahgelegenen Museum Dinge zu bewundern.

Fazit

Ich hoffe, der heutige Beitrag trägt dazu bei, dass in Zukunft ein paar Menschen weniger Diät-Frust erleiden. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich heute ein wenig an der Faktenfront gespart. Daher möchte ich an dieser Stelle noch die Quellen unseres Autors zum Thema Ego-Depletion erwähnen, damit Du die Möglichkeit hast, tiefer in das Thema einzusteigen und dir auch andere Experimente von Baumeister und seinen Kollegen anschauen kannst. Hier sind die Quellen:

  1. Martin S. Hagger (Artikel befindet sich hinter einer Paywall)
  2. Mark Muraven
  3. Matthew T. Gaillot (Artikel befindet sich hinter einer Paywall)

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4. Juli 2023
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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