Wusstest Du, dass ein Du Co2 einspart?

Heute geht es um das Du. Ein kleines Wörtchen mit 2 Buchstaben, das mein Leben auf den Kopf gestellt hat. Ein Wörtchen, mit dem ich mich intensiv auseinandergesetzt habe und dachte, dass ich eigentlich schon recht viel über es weiß. Und dann kommt da der Autor

Beim Du habe ich voll den Durchblick.

Boris Diekmann: Chief Energy Officer. Bewusst menschlich führen

um die Ecke und wirft mir gleich auf der zweiten Seite der Einleitung seines Buches einen Wissenshappen über das Wörtchen vor die Füße, das mir ein herzliches Auflachen entreißt.

In seiner Einleitung thematisiert Boris „Abstand und Nähe“. Für das Thema seine Buches möchte er seinem Leser nah sein, und so bietet er ihm das Du an. Bei mir rennt er damit offene Türen ein. Doch dem klugen Autor ist auch bewusst, dass es da draußen Sie-Menschen gibt. Diesen „verkauft“ er das Du in seinem Buch wie folgt:

„Es ist keineswegs ein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern eine demütige Verneigung vor dem empfindsamen, wunderbaren, verwundbaren und starken Wesen, das du bist. Und sollte dir das jetzt »zu schnell gehen« und Störgefühle hervorrufen (weil du gewohnt bist, zu glauben, »dass so etwas Zeit braucht« und dass es deshalb auch so ist), dann mag dich der Gedanke erfreuen, dass das Buch ohne dass »Sie« weniger Buchstaben benötigt und damit sogar Co2 einspart.“

S. 18.

Das Co2-Argument hat mich so zum Lachen gebracht, dass ich es dummdreist stehle und in Zukunft auch in meiner „wollen wir Du sagen“ Argumentation einbauen werde, wenn ich bei meinem Gegenüber mit meinem Du-Wunsch auf Widerstand stoßen sollte. Dabei werde ich Boris´ Argument etwas weiter ausbauen, da ich in der Regel papierlos arbeite. Ein Sie ist nicht nur in analoger, sondern auch in digitaler Form schädlicher als das Sie. Es verbraucht mehr Speicherplatz auf Speichermedien, die produziert werden müssen, und es raubt seinem Schreiber ein Drittel mehr Zeit beim Tippen.

Boa, was ich grade an Zeit sparen ist voll krass. Du glaubst es kaum.

Denn ganz genau wie der Autor bin ich der Meinung, dass wir mehr Du im Leben brauchen. Wir leben nicht mehr in einer Welt der Herren und Untertanen, in denen das Sie eine Daseinsberechtigung hat, da es dem Pöbel zeigte, wo sein Platz ist. Wir leben in einem Land, in dessen Grundgesetz steht, dass jeder „das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ hat. Ein solcher Grundsatz lässt sich meiner Erfahrung nach viel leichter in einem Du- als in einem Sie-Umfeld umsetzen.

Was sich verändert, wenn wir duzen

Als ich klein war, haben mir meine Eltern beigebracht, dass ich erwachsene Menschen zu siezen habe und erst mit dem Duzen beginnen darf, wenn diese mir ein Du anbieten. Über 3 Jahrzehnte habe ich diese Regeln befolgt und teilte die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, in Du- und Sie-Menschen ein.

Heute sind mir diese Regeln schnurzpiepegal. Ich duze in 99 % der Fälle erst einmal jeden, der mir begegnet. Wer privat von mir gesiezt werden will, muss sich meinem Du vehement wiedersetzen. Als Arbeitnehmerin sieze ich Neukunden ab und an, stelle dann in der Regel aber schnell die Frage, ob wir nicht ins Du wechseln können und breche damit die Konvention, dass diese Entscheidung der Kunde zu treffen hat.

Seitdem das Du in meinem Leben dominiert, hat sich meine Kommunikation mit meinem Umfeld und die Menschen, mit denen ich spreche, völlig verändert.

Status ist mir egal.

Das Du schreckt Menschen von mir ab, denen Status wichtig ist. Menschen, die sich über ihren Status definieren und nicht auf Augenhöhe kommunizieren, weil sie sich für schlauer und besser halten, empfinden das Du als eine Respektlosigkeit, oder gar als Angriff auf ihren Status. Daher gibt es heute in meinem Leben viel weniger Menschen, denen ihr Status wichtig ist, als dies früher der Fall war.

Gleichzeitig zieht das Du Menschen in mein Umfeld, denen ihr Status egal ist. Menschen, die wie ich einfach ein besseres Miteinander wollen. Das Du erzeugt eine Nähe zwischen Menschen und erleichtert an vielen Stellen die Kommunikation. Ein „Du bist großartig“ wirkt ganz anders auf einen Menschen, als ein „Sie sind großartig“. Das Du trifft direkt in die Seele des Gegenübers und ruft echte Reaktionen hervor. Weil wir in Deutschland selten duzen und noch seltener loben, ruft das „Du bist großartig“ manchmal Ungläubigkeit und Schweigen, manchmal ein bescheidenes „ach, ich habe doch gar nichts gemacht“ hervor. Kein Mensch hat je mit einem „Ja stimmt, schön dass das mal einer erkennt“ auf diese Worte reagiert.

Wie geht es Dir?

Ich habe vor einem Jahrzehnt begonnen, das Sie Stück für Stück aus meinem Leben zu verbannen. Bei meinem letzten Arbeitgeber stellten wir im Rahmen eines Webseiten-Relaunches die Kundenkommunikation auf Du um, bei meinem aktuellen Arbeitgeber gab es nie eine Sie-Webseite. So bin ich inzwischen angekommen in der Welt des Du und fühle mich hier pudelwohl. Es ist eine Welt voller Respekt vor den Menschen, ihren Gefühlen, ihren Sorgen, ihren Besonderheiten und ihren Gefühlen. Es ist eine Welt, in der Wissen fließt. Eine Welt, in der wir einander unterstützen, wo wir nur können. Es ist eine Welt, in der wir danach streben, gemeinsam zu wachsen. Es ist die Welt, in der ich gern lebe.

Vorsicht – Das rassistische Du

Doch wie so oft im Leben ist nicht alles eitel Sonnenschein. Vor Kurzem sorgte eine Unterhaltung zwischen zwei Menschen auf Twitter dafür, dass ich über mein Du-Gebaren nachdachte. Die Unterhaltung drehte sich darum, dass Bio-Deutsche (was, soweit ich es verstanden habe, als Beschimpfung gemeint war und Menschen beschreibt, die nicht nur in Deutschland geboren wurden, sondern auch deutsche Eltern haben), Kopftuchtragenden (die Gruppe, die in der Diskussion verteidigt wurde) respektlos gegenüber sind, weil sie andere Bio-Deutsche in der Schlange beim Bäcker siezen, aber Kopftuchtragende beim gleichen Bäcker in der gleichen Schlange duzen.

Als ich die Unterhaltung las, realisierte ich, dass es so etwas wie ein rassistisches Du gibt. Ich bemerkte zum ersten Mal, dass es nicht nur Menschen gibt, die aus Status-Gründen, das Sie bevorzugen, sondern auch Menschen, die das Sie gegenüber Bio-Deutschen benutzen, damit sie nicht rassistisch angegangen werden, weil sie es gewagt haben, einen Bio-Deutschen mit einem dreisten Du im Status herabzusetzen.

Seitdem achte ich bei meinem Du stärker auf denjenigen, der mir ein Sie entgegnet. Ich versuche häufiger, ein „Hey, wenn ich Dich duze, darfst Du mich auch duzen“ anzubringen, um zu signalisieren, dass ich eine deutsche Kartoffel bin, die alle Menschen duzt und damit Augenhöhe herstellen möchte und nicht danach strebt, jemanden herabzusetzen.

Fazit

Mein Leben hat sich dank des Du zum positiven verändert, und ich freue mich, heute dank unseres Autors ein weiteres augenzwinkerndes Argument für diese wunderschöne Form der Kommunikation gefunden zu haben. An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig. Wie handhabst Du das Du-Sie-Thema?

24. Januar 2024
Werbehinweis, der besagt, dass das Buch zu diesem Beitrag von einem Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
Lesedauer & Kategorie
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Buchcover Boris Diekmann Chief Energy Officer. Bewusst menschlich führen
Schlagwörter
Autor
Werbehinweis, der besagt, dass das Buch zu diesem Beitrag von einem Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.
6,1 min readCategories: Bücher, Wissen

Schnellnavigation

Buchcover zum Beitrag

Buchcover Boris Diekmann Chief Energy Officer. Bewusst menschlich führen

Schlagwörter

Datum & Autor

24. Januar 2024
Werbehinweis, der besagt, dass das Buch zu diesem Beitrag von einem Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.Was kann passieren, wenn ich Kunststoff einfriere, der nicht gefriergeeignet ist?
Werbehinweis, der besagt, dass das Buch zu diesem Beitrag von einem Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.Weißt Du, was eine Sexta ist?

Kommentiere den Beitrag

Was passiert nach Deinem Kommentar?

Nachdem Dein Kommentar durch uns geprüft wurde, wird er freigegeben* und erscheint unter diesem Beitrag zusammen mit dem von Dir angegebenen Namen. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Sie dient uns an dieser Stelle in erster Linie zum Schutz vor Spam. Wenn Du Deine E-Mail-Adresse nicht hier angeben möchtest, kannst Du den Kommentar auch gern auf einem unserer Social Media Profile posten.

 

*Spam und Kommentare, die nur einen Backlink für die eigene Seite zum Ziel haben, werden einfach gelöscht. Nimm gern Kontakt mit uns auf und lass uns die Möglichkeiten eines Sponsored Post besprechen, wenn Du gern einen thematisch passenden Backlink unter einem bestimmten Beitrag platzieren möchtest.