Dein Garten ist überall: Guerilla-Gardening
In meiner Kindheit hatte ich das Gefühl, dass Deutschland ein sehr ordentliches Land ist. Die Straßen waren glatt, und auf den Bürgersteigen waren die Spalten zwischen den Gehwegplatten immer gleich groß.
Inzwischen hat sich mein Gefühl stark geändert. Nach jedem Winter wachsen die Schlaglöcher in den Straßen. Jeden Sommer verschieben starke Baumwurzeln die Gehwegplatten und sorgen so für Stolperfallen. Meine Stadt, die soweit ich es mitbekommen habe, seit Jahren knapp bei Kasse ist, behandelt die Schlaglöcher mit Warnhinweisschildern. Sie sollen die Autofahrer darauf hinweisen, dass er langsam fahren sollte. Die Fußgänger werden auf die Schnelle geschützt, indem die Gehwegplatten entfernt werden und an ihre Stelle Asphalt auf den Gehweg gekippt wird.
Guerilla-Gardening – Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt
In meiner Wahrnehmung hat die neue Lässigkeit in der Straßeninstandsetzung und der Abbau von Papierkörben zur Folge, dass immer mehr Unrat auf den Straßen liegt. Ich kann mich an Spaziergänge erinnern, bei denen mein Blick konzentriert auf den Weg vor mir gerichtet war, weil ich wenig Lust hatte, in die Exkremente eines Haustieres zu treten.
Zu meiner großen Freude hat sich diese Entwicklung inzwischen gewandelt. Einige Bewohner der Stadt haben beschlossen, da einzuspringen wo sich die Politik zurückgezogen hat. Um den maroden Straßen etwas entgegenzusetzen, beginnen immer mehr Berliner, die Fläche um Ihre Straßenbäume, die Jahrzehnte lang nur als Haustiertoilette dienten, als Kleingärten zu nutzen.
Da Guerilla-Gardening laut §303 des Strafgesetzbuches Sachbeschädigung ist, fing die Bewegung vor einigen Jahren ganz klein an. Hier und da tauchte eine Sonnenblume neben einem Baum auf. Als diese nicht beseitigt wurden begannen die ersten Menschen, die Flächen rund um Bäume wie ein Balkongefäß saisonal mit Blumen zu bepflanzen. Als auch diese Beete von der Stadt nicht beseitigt wurden begannen die Hobby-Gärtner in einigen Bezirken sogar kleine Bänke rund um die Beete zu installieren. Auf diese Weise erhöhten sie die Barriere für Hunde, hier ihr Geschäft zu verrichten und schufen gleichzeitig dringend benötigte Sitzflächen für erschöpfte Spaziergänger.
Inzwischen sind die Gärten an Bäumen in Berlin so normal geworden, dass sogar einige Blumengeschäfte und Cafés begonnen haben, Baumbeete in Ihrer Nähe zu gestalten und in diesem ein kleines Werbeplakat mit dem Firmennamen zu platzieren.
Aus Schlaglöchern wird Kunst
Verglichen mit Steve Wheen befinden sich die Berliner Guerilla-Gärtner allerding noch in der Steinzeit. Der in London lebende Künstler hat Schlaglöcher zum Gegenstand seiner Gartenkünste auserkoren. In den letzten Jahren hat er über 200 von ihnen in kleine Gärten umgestaltet, die er nicht nur bepflanzt, sondern auch mit Requisiten aus Puppenhäusern und Co. in kleine Kunstszenen verwandelt hat. Auf der Seite www.thepotholegardener.com berichtet Steve über seine Kunstwerke.
Guerilla Gardening als Teamevent?
Fahrlehrer sind eine Berufsgruppe, die besonders von Schlaglöchern betroffen ist. Weil die Fahrschüler ihre volle Aufmerksamkeit auf die Beachtung der Straßenregeln legen, entgehen ihnen häufig die Schlaglöcher auf Straßen, was eine große Belastung für die Fahrzeuge darstellt. Der Autor
Mike Fischer: Erfolg hat, wer mit Liebe führt. Vom Egoismus zum Wir
ist Inhaber einer Fahrschule. Als sein Unternehmen in Kontakt mit dem Schlagloch-Garten eines unbekannten kam, beschlossen einige seiner Mitarbeiter die Schlaglöcher in der Louise-Schlutter-Straße in Gera in Gärten zu verwandeln.
Wer weiß, vielleicht stehen wir in Sachen Guerilla Gardening ja noch ganz am Anfang. Vielleicht wird diese Bewegung bald so normal, dass Unternehmen Teamevents zu diesem Thema veranstalten. Vielleicht wird es bald sogar ein passendes Gesetz dazu geben, das solche Aktivitäten in unseren Städten legalisiert. Ob das passieren wird kann ich nicht sagen, doch sobald es passiert, werde ich mich riesig freuen.
Fazit
In meinen Augen ist Guerilla Gardening für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Bewohner von Städten, die in den letzten Jahren immer kleinere Wohnungen beziehen, gewinnen einen kleinen Garten. Der kleine Garten verschönert dann nicht nur die Stadt, er stellt auch eine Art Verpflichtung und Bindung da, da er regelmäßige Pflege braucht. Ein Guerilla-Gärtner übernimmt die Verantwortung für seinen kleinen Garten. Er bewässert ihn. Er sorgt dafür, dass er das Beet nicht überwuchert.
An dieser Stelle bin ich wie immer neugierig: Wie stehst Du zum Thema Guerilla Gardening? Kannst Du es Dir als Teamevent vorstellen?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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