Sind Kinder mit guten Noten besser dran?
Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der Forschungen der Psychologin Carol Dweck. Um Antworten auf ihre Fragen zu finden tut Carol das, was Forscher nun einmal tun, sie beobachtet ihre Forschungsobjekte und stellt spannende Theorien über sie auf. Über eine dieser Theorien bin ich in
Barry Schwartz: Warum wir arbeiten
gestolpert, und sie hat mich so überrascht, dass ich sie heute mit Dir teilen möchte.
Unterschiedliche Lernziele
Bei ihren Beobachtungen hat Carol entdeckt, dass Kinder sich in Bezug auf ihre Lernziele in 2 Gruppen einteilen lassen:
- Kinder mit Leistungszielen (performance goals)
- Kinder mit Meisterungszielen (mastery goals)
Diese beiden Arten von Zielen wollen wir uns jetzt einmal genauer anschauen.
Leistungsziele
Kinder, die Leistungsziele haben, lieben Tests. Denn Tests geben ihnen die Möglichkeit, sich und ihr Wissen unter Beweis zu stellen. Denn Tests haben die in der Regel großartige Angewohnheit, nur bereits vorhandenes Wissen zu testen. Kinder mit Leistungszielen schneiden in Tests unglaublich gut ab. Jeder unglaublich gut bestandene Test gibt ihnen die soziale Bestätigung, dass auch sie gut sind und den Erwartungen, die in sie gesetzt werden, entsprechen.
Meisterungsziele
Kinder mit Meisterungszielen haben weniger Freude an Tests. Das, was, ihre Augen wirklich zum Glänzen bringt, sind neue Herausforderungen. Denn jede neue Herausforderung ermöglicht es den Kindern, etwas Neues auszuprobieren und herauszufinden. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit zu scheitern groß. Aber aus dem Scheitern kann man lernen. Und allein etwas Neues versucht zu haben, kann sehr befriedigend sein.
Lernerfolge – Leistungsziele vs. Meisterungsziele
Die unterschiedlichen Ziele der Kinder sorgen für unterschiedlichen Fokus. Während Kinder mit Leistungszielen ihre vorhandenen Fähigkeiten unter Beweis stellen wollen, wollen Kinder mit Meisterungszielen ihre Fähigkeiten verbessern. Daher lieben leistungszielorientierte Kinder bekannte Herausforderungen und meisterungszielorientierte Kinder unbekannte Herausforderungen.
Kinder mit Leistungszielen meiden Herausforderungen, und wenn sie an einer Aufgabe scheitern, geben sie auf. Für das Scheitern gibt es keine soziale Bestätigung. Schlimmer noch, das Scheitern sorgt dafür, dass diese Kinder an sich selbst zweifeln.
Kinder mit Meisterungszielen suchen Herausforderungen. Wenn sie an einer Aufgabe scheitern, versuchen sie es erneut und geben sich mehr Mühe. Weil Kinder mit Meisterungszielen nicht aufgeben, lernen sie mehr und werden smarter als Kinder mit Leistungszielen
Fazit
In einer Welt, die sich dank ständiger technischer Revolutionen und Globalisierung immer schneller dreht, begegnen wir immer öfter neuen Herausforderungen. In dieser Welt brauchen wir nicht nur Einserschüler, sondern auch Menschen, die jede Herausforderung umarmen und bereit sind, Abenteuer zu meistern.
Zu meiner großen Freude habe ich die Ehre, zwei Kinder zu kennen, die meiner festen Überzeugung nach die Welt von morgen gestalten werden. Das eine Kind baut mit Begeisterung Roboter aus Altgeräten und das ganz ohne bebilderte Anleitung. Das andere Kind lernt unglaublich gern neue Dinge und kümmert sich beim Tischtennispielen nicht um die Regeln, sondern eher um die Frage, wie viele Versuche man braucht um einen Parcours zu absolvieren, während man auf der Tischtenniskelle einen Ball hüpfen lässt. Der aktuelle Rekord liegt bei 5 Versuchen.
Dank Carols Erkenntnis frage ich mich nun, wie ein Schulsystem aussehen müsste, dass Kinder mit Meisterungszielen fördert. Hast Du eine Idee?
UPDATE 20.04.2020: Laut Peer gibt es mit SudburyValley und der „Freien Aktiven Schule Tübingen“ bereits Schulsysteme, die Kinder mit Meisterungszielen fördern.
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