Weißt Du, warum der Hase im Pfeffer liegt?

Stell Dir vor, Du planst ein Seminar. Bei diesem Seminar geht es um etwas sehr Wichtiges. Du setzt alles daran, dass es perfekt wird. Um schon während Deiner Vorbereitungen zu erfahren, ob Dein Seminar ein Erfolg werden kann, folgst Du den Ratschlägen des Autors

Harald Gross: Lernwirksame Seminare entwickeln und durchführen. Ein didaktisches Praxisbuch für Ein- und Umsteiger.

Du erzählst einem Freund

  • wer die Zielgruppe Deines Seminars ist,
  • wie lange das Seminar dauern wird und
  • welche Ziele Du mit dem Seminar verfolgst.

Was meinst Du, kann dieser Freund Dir sagen, ob Dein Plan gut ist, selbst wenn er mit Deinem Seminar-Thema noch nie in Berührung gekommen ist? Laut unserem Autor stehen die Chancen gut, dass Dein Freund Dir das sagen kann. Seine Erfahrung mit dem Seminar-Feedback von Laien lautet:

„Ich bin immer wieder überrascht, wie gut Zuhörer*innen in kurzer Zeit heraushören, wo der Hase im Pfeffer liegt.“

S. 64.

Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich genau verstanden habe, was mir unser Autor mit diesem Satz sagen möchte, bereitet mir dieser Satz Kopfzerbrechen, da ich nicht weiß, was es mit dem Hasen und dem Pfeffer auf sich hat.

Es ist also wieder einmal an der Zeit, zum Lexikon zu greifen und zu hoffen, dass es eine passende Information für uns bereithält.

Was das Lexikon sagt

Zu meiner großen Freude hält unser Lexikon auch heute wieder einen passenden Eintrag für uns bereit. Da dieser sehr lang ist, zitiere ich hier nur den Anfang:

Ich bin mir immer noch nicht sicher was das bedeutet.

Hase, der; -n, -n, [mhd. hase, ahd. Haso, eigtl. = der Graue, wahrsch. altes Tabuwort]: 1. a) wild lebendes Nagetier mit langen Ohren, einem dichten, weichen, bräunlichen Fell u. langen Hinterbeinen: er ist furchtsam wie ein H.; der H. macht Männchen, hoppelt, schlägt Haken; einen -n hetzen, schießen, abziehen, braten; R da liegt der H. im Pfeffer begraben (ugs.; das ist der entscheidende Punkt, die eigentliche Ursache; mit Bezug auf den fertig zubereiteten Hasenbraten mit einer scharf gewürzten Soße, womit angedeutet wird, dass jmd. aus einer bestimmten Lage nicht mehr herauskommt); […]

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1019.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Zusammenhang mit dem Hasenbraten richtig verstehe. Doch dank unseres Lexikons habe ich das Gefühl, nun zu verstehen, was uns unser Autor sagen möchte: Die Zuhörer hören heraus, ob die Zielgruppe des Seminars, dessen Ziele und die dafür eingeplante Zeit zusammenpassen. Sie haben ein feines Gespür dafür, wenn die drei Dinge nicht zusammenpassen und können den Seminarplaner davor bewahren, das Seminar in den Sand setzt, weil diese drei Dinge nicht zusammenpassen.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin neugierig und möchte genauer verstehen, wie ein scharf gewürzter Hasenbraten es geschafft hat, zu einer so bekannten Redewendung zu werden. Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet uns dies verraten kann.

Was das Internet sagt

Ausgerechnet die Webseite einer bekannten Marke für Küchengewürze liefert uns die gesuchte Antwort, die ich hier etwas abgewandelt wiedergeben möchte.

Ich hab ein Stück Hase gefunden.

Heute leben wir in einer Zeit, in der wir es gewöhnt sind, dass Lebensmittel immer und überall verfügbar sind. Das war nicht immer so. Im Mittelalter waren Lebensmittel in der Regel knapp. Daher waren es die Menschen gewohnt, Lebensmittel vollständig zu verwerten. Bei einem Hasen gibt es – laut der oben genannten Webseite – Teile, die sich hervorragend zum Braten eignen und Teile, die eher nicht zum Braten geeignet sind. Diese nicht bratbaren Teile sind die Hauptzutat eines Gerichtes namens Hasenpfeffer. Wie Du wahrscheinlich schon ahnst, ist das das Gericht, von dem in unserem Lexikoneintrag die Rede ist.

Bei der mittelalterlichen Version des Gerichtes wurden die nicht bratbaren Teile klein geschnitten und mit einer scharfen Soße auf Pfefferbasis zu einem Gericht verarbeitet. Die Hasenstücken in der Soße waren so klein und die Soße so scharf, dass es fast unmöglich war, ein Stück Hase herauszuschmecken. Gelang es jemandem, beim Essen des Gerichtes ein Stück Hasen zu identifizieren, rief dieser freudig: „Da liegt der Hase im Pfeffer.“

Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin ein klitzekleines bisschen traurig, da ich nicht damit gerechnet habe, dass der Hase in unserem Sprichwort ein toter Hase ist. Obwohl ich es nicht über Herz bringe, einen Hasen zu essen, hätte ich Dir heute gern das mittelalterliche Hasenpfeffer-Rezept verraten, um das es heute ging. Leider habe ich keins gefunden. Doch mit etwas Glück schlummert in einem Deiner Kochbücher dieses geheime Rezept. Ich würde mich freuen, wenn Du es findest und mit mir teilst, um diese letzte Wissenslücke zum heutigen Sprichwort zu schließen.

7. November 2022
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