Weißt Du, warum wir Mäuse melken?

Heute geht es um eine Redewendung, die mir sehr vertraut ist. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich mich noch nie gefragt habe, woher sie eigentlich kommt, und was genau sie eigentlich bedeutet. Die Autoren

Das habe ich mich echt noch nie gefragt.

Michael Wörle, Daniel Chappuzeau: Wenn erfolgreich scheitern nicht geht. Rettung Ihres Unternehmens unter extremen Bedingungen

haben das geändert. In Ihrem Buch taucht die Redewendung

„Es ist wirklich zum Mäusemelken!“

S. 55

an einer Stelle auf, an der sie beschreiben, wie ein Unternehmer versucht, einer angespannten finanzielle Situation zu entkommen, die die Insolvenz für sein Unternehmen bedeuten könnte. Jede Maßnahme, die er trifft, wird von einem ungeplanten Ereignis in seinem Unternehmen neutralisiert. Egal, was er tut, der Tag, an dem er Insolvenz anmelden muss, rückt immer näher.

Nachdem wir nun wissen, in welchem Kontext unsere Autoren die Redewendung verwenden, ist die Zeit gekommen, unser Lexikon nach ihrer genauen Bedeutung und Herkunft zu befragen.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon verrät uns nicht, woher die Redewendung kommt. Dafür erfahren wir, dass das Melken einer Maus für unsinnig gehalten wird.

Mäu|se|mel|ken: in der Wendung es ist zum M. (salopp: es ist zum Verzweifeln; eine Situation ist so verfahren, dass man fast etwas so Unsinniges versuchen könnte, wie eine Maus zu melken).

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1633.

Ich bin nicht nur Wolle und Fleisch. Ich bin ein Lebewesen mit Gefühlen.

Wenn es um Essen geht, tut der Mensch viele unsinnige Dinge. Er wirft lebende Tiere ins kochende Wasser, damit ihr Panzer beim Servieren appetitlich rot ausschaut, und er tötet winzige Vögel wie Wachteln, deren Fleisch nicht reicht, um mehr als einen Menschen zu sättigen. Auch legt er Blattgold auf teure Speisen, obwohl das Gold geschmacklich keinen Mehrwert bietet.

Weil der Mensch im kulinarischen Bereich in meinen Augen viele unsinnige Dinge tut, frage ich mich, warum nun ausgerechnet das Melken einer Maus so unsinnig ist, dass er es nicht tut. Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet diese Frage beantworten kann?

Was das Internet sagt

Es wäre unsinnig eine Maus zu melken, wenn eine Maus gar keine Milch gibt. Dem ist aber nicht so. Die Maus ist ein Säugetier, was bedeutet, dass ihre Nachkommen durch Säugen ihre erste Nahrung zu sich nehmen.

Mit der nächsten Frage wäre herauszufinden, wieviel Milch eine Maus am Tag produziert. Die Suchmaschine wirft hierzu keine direkte Antwort aus. Also habe ich mir eine zusammengereimt. Als Beispiel für das zusammenreimen musste die Vielzitzenmaus halten, die zwischen 5 bis 20 Welpen pro Wurf bekommt. Ein Welpe wiegt bei der Geburt ca. 1,8 Gramm. Wenn die Faustregel stimmt, die besagt, dass Mäuse 10-15% ihres Körpergewichtes pro Tag essen sollten, dann bedeutet das, dass eine Vielzitzenmaus mit 20 Welpen, 3,6 Gramm Milch pro Tag bereitstellen muss. Da die Maus durch das Säugen wächst, verändert sich auch ihr Bedarf von Tag zu Tag, wir können diese Zahl also nicht einfach mit der Anzahl der Säugetage multiplizieren, sondern wir brauchen weitere Daten.

Die Welpen werden in den ersten 12 bis 16 Tagen nur gesäugt und nehmen keine feste Nahrung auf. Sobald sie feste Nahrung aufnehmen, stellen sie das Säugen binnen einer Woche ein. Im krassesten Fall trinkt eine Maus 23 Tage lang Milch bei der Mutter. Eine ausgewachsene Maus wiegt zwischen 60 und 120 Gramm. Geschlechtsreif sind die Tiere nach 40 bis 45 Tagen.

Also, wenn ich das nicht berechnen kann, dann rechne ich einfach mit erfundenen Zahlen. Hauptsache es klingt plausibel. Merkt Niemand. Rechnet je kein Mensch nach.

Da Menschen dazu neigen, Tiere zu optimieren, die als Lebensmittelquelle dienen sollen, gehe ich in der folgenden spekulativen Rechnung von hohen Zahlen aus. Da eine Maus am Ende der Säugezeit noch nicht geschlechtsreif ist, gehe ich davon aus, dass sie noch nicht voll ausgewachsen ist. Daher kalkuliere ich mit einem Mausgewicht von 60 Gramm. Um mir das Leben nicht unnötig schwer zu machen, rechne ich nicht jeden Tag mit einer immer größer werdenden Maus, sondern nehme einfach den Mittelwert 30 Gramm. In den ersten 8 Tagen des Säugens wiegt die Maus weniger, in den letzten 8 Tagen mehr, also sollte das hinkommen. Auch für die letzten 7 Tage nehme ich die 30-Gramm-Maus als Grundlage, weil sie aufgrund der Umstellung auf feste Nahrung von Tag zu Tag immer weniger Milch zu sich nimmt. Unsere Rechnung schaut also wie folgt aus:

  • täglicher Milchbedarf einer 30 Gramm schweren Maus während der Säugezeit = 3 bis 4,5 Gramm
  • Gesamtbedarf einer Maus in 23 Tagen Säugezeit = 69 bis 103,5 Gramm
  • Milchbedarf eines Wurfes = 345 bis 2.070 Gramm.

Im besten Fall gibt eine Maus satte 90 Gramm Milch pro Tag. Das ist nicht viel, doch für eine Vermarktung als Delikatesse würde das auf jeden Fall reichen. Die technischen Möglichkeiten, die Menschen heute haben, sollten es möglich machen, das Melken effizient aufzuziehen. Noch sind wir allerdings nicht sehr effizient beim Mäusemelken. Dieser Wikipedia Beitrag besagt, dass Forscher aktuell in einer halben Stunde 0,25 ml melken. Tatsächlich gibt es auch eine Mäusemelkmaschine, die 5 ml in 5 Stunden schafft.

Nachdem wir nun wissen, dass Mäuse gemolken werden können, stellt sich die Frage, ob der Mensch Mäusemilch überhaupt verträgt. Laut diesem Beitrag lautet die Antwort: Ja. Ich erspare mir an dieser Stelle die Überprüfung, ob der Beitrag recht hat und der Mensch Mäusemilch verträgt.

Nachdem wir nun herausgefunden haben, dass das Melken einer Maus gar kein Unsinn ist, schauen wir uns nun mit Hilfe von Google Books an, wann die Redewendung oder besser gesagt der Begriff Mäusemelken zum ersten Mal in Büchern erwähnt wurde. Laut Google N Gram taucht das Mäusemelken ab 1925 zum ersten Mal verstärkt in Büchern auf.

Fazit

Wir haben heute zwar nicht herausgefunden, wo die Redewendung herkommt, dafür haben wir aber eine ganze Menge über das Melken von Mäusen erfahren.

Nach unserer heutigen Recherche bin ich gespannt, wie sich die Sache mit dem Mäusemelken entwickelt. Wird die Menschheit bald Mäusemilch zu ihrem Ernährungsplan hinzufügen, wird sie darauf verzichten, ein weiteres Tier in die lebensunwürdigen Prozesse der Massentierhaltung zu integrieren?

Ich hoffe Letzteres. Wie schaut Deine Prognose aus?

Weißt Du, warum wir Mäuse melken?

Heute geht es um eine Redewendung, die mir sehr vertraut ist. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich mich noch nie gefragt habe, woher sie eigentlich kommt, und was genau sie eigentlich bedeutet. Die Autoren

Michael Wörle, Daniel Chappuzeau: Wenn erfolgreich scheitern nicht geht. Rettung Ihres Unternehmens unter extremen Bedingungen

haben das geändert. In Ihrem Buch taucht die Redewendung

„Es ist wirklich zum Mäusemelken!“ S. 55

an einer Stelle auf, an der sie beschreiben, wie ein Unternehmer versucht, einer angespannten finanzielle Situation zu entkommen, die die Insolvenz für sein Unternehmen bedeuten könnte. Jede Maßnahme, die er trifft, wird von einem ungeplanten Ereignis in seinem Unternehmen neutralisiert. Egal, was er tut, der Tag, an dem er Insolvenz anmelden muss, rückt immer näher.

Nachdem wir nun wissen, in welchem Kontext unsere Autoren die Redewendung verwenden, ist die Zeit gekommen, unser Lexikon nach ihrer genauen Bedeutung und Herkunft zu befragen.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon verrät uns nicht, woher die Redewendung kommt. Dafür erfahren wir, dass das Melken einer Maus für unsinnig gehalten wird.

Mäu|se|mel|ken: in der Wendung es ist zum M. (salopp: es ist zum Verzweifeln; eine Situation ist so verfahren, dass man fast etwas so Unsinniges versuchen könnte, wie eine Maus zu melken). Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1633.

Wenn es um Essen geht, tut der Mensch viele unsinnige Dinge. Er wirft lebende Tiere ins kochende Wasser, damit ihr Panzer beim Servieren appetitlich rot ausschaut, und er tötet winzige Vögel wie Wachteln, deren Fleisch nicht reicht, um mehr als einen Menschen zu sättigen. Auch legt er Blattgold auf teure Speisen, obwohl das Gold geschmacklich keinen Mehrwert bietet.

Weil der Mensch im kulinarischen Bereich in meinen Augen viele unsinnige Dinge tut, frage ich mich, warum nun ausgerechnet das Melken einer Maus so unsinnig ist, dass er es nicht tut. Lass uns doch einmal schauen, ob das Internet diese Frage beantworten kann?

Was das Internet sagt

Es wäre unsinnig eine Maus zu melken, wenn eine Maus gar keine Milch gibt. Dem ist aber nicht so. Die Maus ist ein Säugetier, was bedeutet, dass ihre Nachkommen durch Säugen ihre erste Nahrung zu sich nehmen.

Mit der nächsten Frage wäre herauszufinden, wieviel Milch eine Maus am Tag produziert. Die Suchmaschine wirft hierzu keine direkte Antwort aus. Also habe ich mir eine zusammengereimt. Als Beispiel für das zusammenreimen musste die Vielzitzenmaus halten, die zwischen 5 bis 20 Welpen pro Wurf bekommt. Ein Welpe wiegt bei der Geburt ca. 1,8 Gramm. Wenn die Faustregel stimmt, die besagt, dass Mäuse 10-15% ihres Körpergewichtes pro Tag essen sollten, dann bedeutet das, dass eine Vielzitzenmaus mit 20 Welpen, 3,6 Gramm Milch pro Tag bereitstellen muss. Da die Maus durch das Säugen wächst, verändert sich auch ihr Bedarf von Tag zu Tag, wir können diese Zahl also nicht einfach mit der Anzahl der Säugetage multiplizieren, sondern wir brauchen weitere Daten.

Die Welpen werden in den ersten 12 bis 16 Tagen nur gesäugt und nehmen keine feste Nahrung auf. Sobald sie feste Nahrung aufnehmen, stellen sie das Säugen binnen einer Woche ein. Im krassesten Fall trinkt eine Maus 23 Tage lang Milch bei der Mutter. Eine ausgewachsene Maus wiegt zwischen 60 und 120 Gramm. Geschlechtsreif sind die Tiere nach 40 bis 45 Tagen.

Da Menschen dazu neigen, Tiere zu optimieren, die als Lebensmittelquelle dienen sollen, gehe ich in der folgenden spekulativen Rechnung von hohen Zahlen aus. Da eine Maus am Ende der Säugezeit noch nicht geschlechtsreif ist, gehe ich davon aus, dass sie noch nicht voll ausgewachsen ist. Daher kalkuliere ich mit einem Mausgewicht von 60 Gramm. Um mir das Leben nicht unnötig schwer zu machen, rechne ich nicht jeden Tag mit einer immer größer werdenden Maus, sondern nehme einfach den Mittelwert 30 Gramm. In den ersten 8 Tagen des Säugens wiegt die Maus weniger, in den letzten 8 Tagen mehr, also sollte das hinkommen. Auch für die letzten 7 Tage nehme ich die 30-Gramm-Maus als Grundlage, weil sie aufgrund der Umstellung auf feste Nahrung von Tag zu Tag immer weniger Milch zu sich nimmt. Unsere Rechnung schaut also wie folgt aus:

  • täglicher Milchbedarf einer 30 Gramm schweren Maus während der Säugezeit = 3 bis 4,5 Gramm
  • Gesamtbedarf einer Maus in 23 Tagen Säugezeit = 69 bis 103,5 Gramm
  • Milchbedarf eines Wurfes = 345 bis 2.070 Gramm.

Im besten Fall gibt eine Maus satte 90 Gramm Milch pro Tag. Das ist nicht viel, doch für eine Vermarktung als Delikatesse würde das auf jeden Fall reichen. Die technischen Möglichkeiten, die Menschen heute haben, sollten es möglich machen, das Melken effizient aufzuziehen. Noch sind wir allerdings nicht sehr effizient beim Mäusemelken. Dieser Wikipedia Beitrag besagt, dass Forscher aktuell in einer halben Stunde 0,25 ml melken. Tatsächlich gibt es auch eine Mäusemelkmaschine, die 5 ml in 5 Stunden schafft.

Nachdem wir nun wissen, dass Mäuse gemolken werden können, stellt sich die Frage, ob der Mensch Mäusemilch überhaupt verträgt. Laut diesem Beitrag lautet die Antwort: Ja. Ich erspare mir an dieser Stelle die Überprüfung, ob der Beitrag recht hat und der Mensch Mäusemilch verträgt.

Nachdem wir nun herausgefunden haben, dass das Melken einer Maus gar kein Unsinn ist, schauen wir uns nun mit Hilfe von Google Books an, wann die Redewendung oder besser gesagt der Begriff Mäusemelken zum ersten Mal in Büchern erwähnt wurde. Laut Google N Gram taucht das Mäusemelken ab 1925 zum ersten Mal verstärkt in Büchern auf.

Fazit

Wir haben heute zwar nicht herausgefunden, wo die Redewendung herkommt, dafür haben wir aber eine ganze Menge über das Melken von Mäusen erfahren.

Nach unserer heutigen Recherche bin ich gespannt, wie sich die Sache mit dem Mäusemelken entwickelt. Wird die Menschheit bald Mäusemilch zu ihrem Ernährungsplan hinzufügen, wird sie darauf verzichten, ein weiteres Tier in die lebensunwürdigen Prozesse der Massentierhaltung zu integrieren?

Ich hoffe Letzteres. Wie schaut Deine Prognose aus?

29. Oktober 2025
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Buchcover Michael Wörle, Daniel Chappuzeau: Wenn erfolgreich scheitern nicht geht.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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10,5 min readCategories: Bücher, Wissen

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Buchcover Michael Wörle, Daniel Chappuzeau: Wenn erfolgreich scheitern nicht geht.

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29. Oktober 2025
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