Warum ist der Begriff Herkunftsregionen besser als der Begriff Herkunftsländer?
Unsere Sprache ist ein enorm wichtiges Werkzeug. So können wir dank ihr kommunizieren, Wissen austauschen und Wissen in Büchern konservieren. Doch Sprache kann noch viel mehr: Sie erschafft Realitäten und Regeln. Bei Gesetzestexten wird diese Realität schaffende Wirkung der Sprache gezielt eingesetzt. Doch auch wenn wir es nicht beabsichtigen, hat unsere Sprache eine Realität schaffende Wirkung. Daher ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, welche Worte welche Realitäten erschaffen.

In der digitalen Welt gibt es einige Berufsgruppen, die Realitäten erschaffen. Zu diesen Berufsgruppen gehören Menschen, die Online-Communitys managen. Online-Communitys sind Gruppen von Menschen, die durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind. Solche Communitys so zu gestalten, dass sich jedes Communitymitglied willkommen fühlt, erfordert viel Fingerspitzengefühl in Sachen Kommunikation. Der Autor
gibt in seinem Beitrag in Tanjas Buch einen groben Überblick darüber, was Fingerspitzengefühl in der Kommunikation in einer Community bedeutet. Er schreibt:
„Außerdem ist es ratsam, Begriffe wie „Herkunftsländer“ durch „Herkunftsregionen“ zu ersetzen, um eine breitere kulturelle Perspektive einzunehmen. Der Begriff „Migranten“ kann durch „Menschen mit Migrationsgeschichte“ ersetzt werden, was eine respektvolle und umfassendere Bezeichnung darstellt. Diese bewusste Sprachwahl trägt dazu bei, dass sich alle Mitglieder willkommen und wertgeschätzt fühlen und fördert somit die Inklusion innerhalb der Community.“
S. 201.
Ich verstehe, dass der Begriff Migrant problematisch ist, weil er einen Menschen mit vielen Dimensionen auf diese eine Dimension reduziert. Die Formulierung Mensch mit Migrationsgeschichte macht dagegen deutlich, dass die Migration nur ein Teil der Geschichte eines Menschen ist, und er sich nicht auf diese eine Dimension reduzieren lässt.
Was ich dagegen nicht verstehe, ist die Sache mit den Herkunftsländern und -regionen. Das liegt daran, dass mir dieses Thema heute zum ersten Mal begegnet. Ich verstehe, dass Herkunftsregion ein breiterer Begriff ist. Doch ich verstehe nicht, warum der Begriff besser ist. Lass uns daher einmal schauen, ob das Internet uns verraten kann, warum die Formulierung besser ist.
Begriffsdefinitionen

Beginnen wir im ersten Schritt einmal mit einem Vergleich der beiden Begriffsdefinitionen. Laut duden.de bedeutet Herkunftsland
„Land, aus dem jemand, etwas kommt“
und Herkunftsregion
„Herkunftsgebiet“ „Gebiet, aus dem jemand, etwas kommt“.
Beim Nachschlagen der Begriffe ist mir aufgefallen, dass ich nicht genau weiß, was ein Gebiet, eine Region und ein Land unterscheiden. Also schauen wir uns auch die beiden Begriffe mit Hilfe der Dudenwebseite an.
- Gebiet – unter bestimmten Gesichtspunkten in sich geschlossener räumlicher Bereich von größerer Ausdehnung.
- Region – durch bestimmte Merkmale (z. B. Klima, wirtschaftliche Struktur) gekennzeichneter räumlicher Bereich (a); in bestimmter Weise geprägtes, größeres Gebiet.
- Land – politisch selbstständiges, von Grenzen umgebenes Gebiet; Staatsgebiet; Staat; nicht näher abgegrenztes Gebiet, Gelände; Landstrich, Gegend.
Okay, jetzt verstehe ich, dass ein Gebiet in der Liste die kleinste Einheit ist. Eine Region ist ein größeres Gebiet und ein Land ist ein ganz klar abgegrenztes Gebiet.
Was das Internet sagt
Nichts. Wenn ich nach Herkunftsland und Herkunftsregion suche, bekomme ich eine Menge Informationen, die sich um das Thema Produkte und die Wortwahl Herkunftsland oder Ursprungsland drehen. Die Künstliche Intelligenz der Suchmaschine Bing gibt eine plausible Antwort auf die Frage „Warum ist der Begriff Herkunftsregion inklusiver als der Begriff Herkunftsland?“ Doch in den Quellenangaben, die sie nennt, taucht der Begriff Herkunftsregion nicht auf. Es bleibt mir also an dieser Stelle nichts anderes übrig als mir meine eigenen Hirnzellen auf der Suche nach einer Antwort zu zermartern.

Fazit
Weil wir uns mit Hilfe der Dudenwebseite die Begriffe im Detail angeschaut haben, kann ich das Ganze auf mich beziehen und beginne einen Vorteil in der Formulierung Herkunftsregion zu erkennen. Ich persönlich identifiziere mich mit meiner Region und bezeichne mich gern als Berlinerin, während ich mich nicht wirklich mit Deutschland identifizieren kann. Das liegt nicht nur an der Geschichte des Landes, sondern auch an dem Image Deutschlands. Während Berlin in meiner Wahrnehmung bunt, abenteuerlustig und wild ist, ist Deutschland spießig, langweilig, besserwisserisch und belehrend.
Ist die Herkunftsregion inklusiver, weil sie weniger pauschalisiert und konkreter ist und damit weniger Schubladendenken auslöst? Ist die Herkunftsregion inklusiver, weil sie politische Aspekte und Veränderungen stärker in den Hintergrund rückt? Ich zum Beispiel wurde in der Deutschen Demokratischen Republik geboren. Die gibt es nicht mehr. Gleichzeitig wurde ich in Berlin geboren und die Stadt hat das Verschwinden des Landes ziemlich gut überstanden.
Ich bin mir nicht sicher, ob meine Herleitungen richtig und im Sinne unseres Autors ist, doch das, was ich heute verstanden habe, wende ich gern in Zukunft in meinem Sprachgebrauch an, weil es bei genauerem Hinsehen in meinen Augen eine sinnvolle Veränderung meiner Sprache ist. Ich bin gespannt, wie gut ich damit in der Realität fahre und wie oft ich aufgrund meines lückenhaft geografischen Wissens mit der Antwort, die ich bekomme, nichts anfangen kann.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Wie lautet Deine Herkunftsregion und was schätzt Du besonders an ihr?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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