Weißt Du, was der Herzstand ist?
Heute geht es um einen Führungsansatz, der die Gefühle der Mitarbeitenden in den Fokus rückt. Dieser Führungsansatz ist mir bei
Boris Diekmann: Chief Energy Officer. Bewusst menschlich führen
begegnet. Das Sachbuch unseres Autors nutzt Storytelling, um den Lesern Wissen zu vermitteln. Das bedeutet, dass der Autor sein Wissen in Form einer fiktiven Geschichte vermittelt. Die Helden der erfundenen Geschichte sind Marie und Paul. Marie ist eine Führungskraft, die auf der Suche nach Möglichkeiten ist, ihr Team besser zu führen. Paul ist der Chef der Unternehmenskantine. Die Art und Weise wie Paul sein Team führt, hat es Marie angetan. Daher treffen sich die beiden immer wieder, um sich darüber auszutauschen, wie Paul es mit seinem Team geschafft hat, an diesen Punkt zu kommen.
Eines Tages wohnt Marie den letzten Momenten der morgendliche Besprechung des Kantinenteams bei. In dieser fragt Paul ein Teammitglied „Wie fühlst Du Dich und was brauchst Du?“. Um diese Frage dreht sich dann auch das sich an diese Besprechung anschließende Gespräch zwischen Marie und Paul, in dem Paul Marie das Konzept des Herzstandes erläutert.
Wie Gefühle unseren (Arbeits-)Alltag bestimmen
Das Konzept, das Paul Marie erklärt und das wir uns gleich genauer anschauen werden, hat mich sofort angesprochen, da ich zu den Menschen gehöre, die ihre Gefühle auch während der Arbeit nur selten verstecken. Ich bin einfach nicht gut darin, Gefühle zu verstecken, und das ist mir bewusst. In der Regel bin ich gut gelaunt und entspannt. So kennen mich die meisten Menschen und mein Team. Doch auch ich habe schlechte Tage, an denen ich mich kränklich fühle oder gestresst bin, weil zu viele dringende Dinge auf meinem Tisch liegen.
Da ich weiß, dass ich mich an guten Tagen anders verhalte als an schlechten, kommuniziere ich meine Gefühle an mein Team. Durch meine Offenheit weiß mein Team, dass ich an diesen Tagen nicht die normale Maria bin und nimmt Rücksicht auf meinen Zustand. Damit entlastet mich mein Team und trägt so aktiv dazu bei, dass ich schnell wieder in meinen Wunschzustand komme.
Das Konzept des Herzstandes, das Boris in seinem Buch präsentiert, geht noch einen Schritt weiter. Es nimmt Rücksicht auf den Umstand, dass nicht jeder Mensch seine Gefühle auf dem Schirm hat und diese aktiv kommunizieren kann. Es ist daher Aufgabe der Führungskraft, diese Information mit Sätzen wie „Wie fühlst Du Dich und was brauchst Du?“ aktiv zu erfragen. Indem die Führungskraft das tut, erfährt sie, wie es ihren Mitarbeitenden geht und diese Information kann sie dann aktiv nutzen, um genau das Umfeld zu schaffen, das der Mitarbeitende gerade braucht.
In Boris Konzept gibt es zwei Zustände:
- Offener Herzstand
- Geschlossener Herzstand.
Der offene Herzstand beschreibt gute Tage, Phasen und Momente, der geschlossene schlechte Tage, Phasen und Momente. Warum die beiden Zustände so wichtig sind, schauen wir uns nun einmal im Detail anhand meiner Person an. Wenn Du Lust hast, kannst Du gern mitmachen und Deine eigenen Herzstände ermitteln. Alles, was Du dafür brauchst, sind ein Zettel und ein Stift.
Offener Herzstand – Gute Tage
Wie geht es Dir an guten Tagen? Wie fühlst Du Dich an diesen Tagen? Wie erlebt man Dich an diesem Tag? Wie geht Dir die Arbeit an diesen Tagen von der Hand?
Wie ich mich fühle
- energiegeladen
- glücklich
- zufrieden
- voller Ideen
- voller Tatendrang
- wach
- aufmerksam
- neugierig
- abenteuerlustig
- interessiert
- wissensdurstig.
Wie man mich erlebt
- ich habe ein offenes Ohr
- ich strahle
- ich motiviere
- ich habe Ideen
- ich erledige viele Dinge
- ich bin produktiv
- ich bin kreativ
- ich stelle mich anspruchsvollen Aufgaben
- ich bin flexibel
- ich helfe
- ich bin belastbar
- ich bin nicht aus der Fassung zu bringen
- ich bin verständnisvoll
- ich bin hilfsbereit
- ich bin im Flow, alles geht mir geradezu spielerisch von der Hand.
Geschlossener Herzstand – Schlechte Tage
Wie geht es Dir an schlechten Tagen? Wie fühlst Du Dich an diesen Tagen? Wie erlebt man Dich an diesem Tag? Wie geht Dir die Arbeit an diesen Tagen von der Hand?
Wie ich mich fühle
- müde
- matt
- überfordert
- unaufmerksam
- langsam
- dumm
- unkonzentriert
- starr
- stumpf
- träge
- genervt
- gestresst
- verständnislos
- kraftlos
- unsicher.
Wie man mich erlebt
- ich wirke zerstreut
- ich höre zu, begreife aber nicht, oder nur sehr schwer
- ich bin ungeduldig
- ich frage oft nach
- ich vergesse ständig Dinge
- ich habe keine Zeit für die Themen Anderer
- ich bin langsam
- ich wirke kränklich
- ich wirke gestresst
- ich bin genervt, wenn keine Rücksicht auf mich genommen wird
- ich nehme keine Rücksicht auf die Bedürfnisse Anderer
- ich nehme die Gefühle Anderer nicht wahr
- überfordert
- verzweifelt
- kraftlos.
Führen mit Hilfe des Herzstandes
Ich weiß nicht, wie Deine Herzstandslisten aussehen, aber meine scheinen zwei völlig unterschiedliche Menschen zu beschreiben, oder? Wenn ich mein Team nicht über meine Gefühle bzw. meinen aktuellen Zustand informiere, hat es keine Chance, sich darauf einzustellen. Das bedeutet, dass es mich an schlechten Tagen genau so behandeln würde, wie an guten Tagen. Ich würde an diesen Tagen aber anders auf mein Team reagieren als normalerweise, und mein Team wüsste nicht, warum das so ist. Für mein Team wäre ich unberechenbar und damit würde sich das Verhalten meines Teams mir gegenüber ändern, um sich selbst vor mir und meinen unkalkulierbaren Reaktionen zu schützen.
Indem ich mein Team gleich zu Beginn des Tages über meine Gefühle bzw. über meinen Zustand informiere, kann es sich auf mich einstellen und mir helfen, den Tag zu überstehen. Es kann meine Stress reduzieren, indem es wirklich nur Themen mit mir durchgeht, die nicht warten können und die anderen auf den nächsten Tag verschiebt. Weil ich meine Gefühle kommuniziere, weiß mein Team woran es ist. Es muss nicht darüber grübeln, was zur Hölle passiert ist, sondern es kennt die Gründe für mein Verhalten und weiß, wann ich ein offenes Ohr habe und wann nicht.
Selbstführung mit Hilfe des Herzstandes
Die Sache mit dem Herzstand ist nicht nur für die Führung eines Teams, sondern auch für die eigene Führung wichtig. Denn der Herzstand zeigt nicht nur die aktuellen Gefühle, sondern auch den aktuellen Energielevel. Wenn wir unseren Energielevel kennen und wissen, wie dieser sich über den Tag verändert, können wir unsere tägliche Aufgabenverteilung diesem Energielevel anpassen.
Ich gehöre zu den Menschen, die an normalen Tagen morgens voller Energie sind. Daher erledige ich anspruchsvolle Aufgaben morgens. Nachdem ich sehr anspruchsvolle Aufgaben erledigt habe, fällt mein Energielevel in der Regel zum Nachmittag hin ab. In diesem Zustand brauche ich ewig, um anspruchsvolle Aufgaben zu erledigen. Was dagegen in diesem Zustand noch immer gut funktioniert, sind organisatorische Aufgaben, wie das Wegsortieren von Dokumenten oder das Schauen von YouTube Videos. Daher erledige ich solche Aufgaben gern nachmittags. Würde ich diese Aufgaben morgens erledigen, würde ich nachmittags vor dem Rechner sitzen und an anspruchsvollen Aufgaben verzweifeln. Die Bearbeitung dieser Aufgaben würde mich viel Zeit und Nerven kosten, und die Qualität meiner Arbeit wäre geringer als normal, was mich zusätzlich frustrieren würde.
Das Wissen über meine aktuellen Gefühle und meinen aktuellen Energielevel hilft mir dabei, mir meinen Tag so zu bauen, dass er produktiv ist. Für mich ist das enorm wichtig, denn produktiv zu sein macht mich glücklich und glücklich sein bedeutet, viel Energie für den nächsten Tag zu haben.
Fazit
Ich kenne zahlreiche Menschen, die der Meinung sind, dass Gefühle am Arbeitsplatz nichts zu suchen haben. Mich hat das schon immer irritiert, und es gab Zeiten, in denen ich dachte, dass ich der einzige Mensch bin, der offen mit seinen Gefühlen umgeht. Zum Glück kenne ich inzwischen Menschen, die in Sachen Gefühle ähnlich ticken wie ich. Dass zu diesen nun auch ein Autor gehört, der andere Menschen im Alltag dabei unterstützt, Gefühle produktiv zu nutzen, ist einfach großartig.
Dank Boris habe ich verstanden, dass es nicht nur wichtig ist, meine Gefühle zu kommunizieren, sondern auch die Gefühle meines Teams aktiv abzufragen. Ich werde daher in Zukunft stärker darauf achten, dies zu tun und zu fragen, wie ich dazu beitragen kann, dass die anderen nicht so gute Tage überstehen können.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Kannst Du Dir vorstellen, Boris Konzept in Deinen Alltag zu integrieren, oder hast Du ein ähnliches Konzept, mit dem Du Dich und andere schon lange führst?
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