Weißt Du, was ein Homunculus ist?

Ich bin kein Homunculus, oder?

Mit ziemlicher Sicherhit ist mir dieser Begriff noch nie zuvor begegnet. Dennoch ahne ich, dass wir es heute mit einem sagenhaften Monster zu tun bekommen könnten. Denn der Autor

Sebastian Pflügler: Kommunikation für die digitale Ära. Wie wir heute miteinander reden – und was dabei immer noch wichtig ist

erwähnt den Begriff, oder besser gesagt, die Mehrzahl des Begriffes in einem Atemzug mit zwei Kreaturen, die schon dem ein oder anderen Kind einmal den Schlaf geraubt haben. Wortwörtlich schreibt er:

„Wie groß die Faszination, kluge, künstliche Intelligenz herzustellen, ist und immer war, zeigen auch die vielen Bücher, Theaterstücke oder Filme über Homunculi, den Golem oder Frankenstein.“

S. 67.

Frankenstein ist ein Wesen aus einem Roman und ein Golem ein mystisches Wesen, dass in jüdischen Geschichten beheimatet ist. Beide Kreaturen werden aus toten Dingen erschaffen und zum Leben erweckt. Frankenstein besteht aus toten Körperteilen, ein Golem aus Staub oder Erde. Daher wette ich, dass auch ein Homunculus ein von Menschenhand erschaffenes Monster ist. Ich bin gespannt, ob unser Lexikon diesen Verdacht bestätigt und uns verraten kann, woraus dieses Wesen besteht.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt den Begriff und erläutert ihn in gleich zwei Einträgen. Jedoch erfahren wir nicht direkt, woraus ein Homunculus besteht.

Homunkulus [lat. »Menschlein«] der, in Goethes »Faust II« ein vom Famulus Wagner nach der Paracelsus gegebenen Anleitung in der Retorte erzeugter Mensch.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 06, S. 494.

Homunkulus, der; -, -se u. …li [lat. homunculus = Menschlein, Vkl. von: homo, ↑1Homo]: (nach alchemistischer Vorstellung) künstlich erzeugter Mensch.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1139.
So schaut eine Retorte aus.

Zum Glück haben wir uns vor kurzem mit dem Begriff Retorte beschäftigt und dabei erfahren, dass dies ein Behältnis ist, in dem chemische Reaktionen hervorgerufen werden. Unser Homunculus entsteht also ähnlich wie Frankenstein in einem Labor, nur dass er nicht mit Hilfe von Strom, sondern mit Hilfe von Hitze zum Leben erweckt wird. Auch der Schweizer Arzt Paracelsus, der als Wegbereiter der neuzeitlichen Medizin gilt, ist uns in der Vergangenheit schon einmal begegnet. Damals war allerdings nicht die Rede davon, dass der Mann auch Anleitungen zum Erschaffen einer künstlichen Intelligenz verfasst hat. Lass uns doch einmal schauen, ob wir im Internet erfahren, welche Zutaten wir für die Erschaffung eines Homunculus brauchen.

Was das Internet sagt

Die Webseite Chemie.de hält einen unglaublich ausführlichen Beitrag zum Thema Homunculus bereit. Hier erfahren wir, dass ein Homunculus auf verschiedenen Wegen erschaffen werden kann. Hierzu gehören unter anderem die folgenden „Rezepte“:

  1. Simon Magus erschuf um 250 n. Chr. einen Homunculus mit Hilfe der Luft. Diese verwandelte er in Wasser, das Wasser in Blut und im letzten Schritt das Blut in Fleisch.  
  2. Das Homunculus-Rezept von Paracelsus benötigt insgesamt 3 Zutaten. 1. Pferdemist, 2. menschliche Spermien, 3. Blut. Die menschlichen Spermien verfaulen 40 Tage lang in wärmendem Pferdemist. In dieser Zeit entsteht ein kleines durchsichtiges menschenähnliches Wesen. Dieses muss nun 40 Wochen bei konstanter Wärme mit dem Arcanum [Arcanum ist etwas Geheimnisvolles 😉] des Menschenbluts ernährt werden, und schon ist der Homunculus fertig.
  3. Pierre Borel braucht für die Erschaffung eines Homunculus lediglich menschliches Blut, dass so lange destilliert wird, bis ein Homunculus entsteht.

Fazit

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber das Homunculus-Konzept ist für mich nicht greifbar. Bei einem Golem forme ich einen menschlichen Leib aus Erde, bei Frankenstein aus toten Körperteilen. Beide Male forme ich menschliche Körper, die dann irgendwie belebt werden. Beim Homunculus dagegen wird nichts geformt, sondern einfach nur Zeugs miteinander vermengt. Obwohl, jetzt wo ich meine Verwunderung niederschreibe, beginne ich zu verstehen. In der Chemie und Biologie mixe ich im Grunde genommen ja auch nur Dinge zusammen, um neue Dinge zu erschaffen.

7. Juli 2023
Lesedauer & Kategorie
3 minBücher
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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7. Juli 2023
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  1. Holger 17. September 2023 at 13:32 - Reply

    Was diesen Homunculus betrifft, so scheint es sich um Alchemie zu handeln. Was Alchemie ist? „Das Wort Alchemie (auch Alchimie und Alchymie, griechisch-arabisch-mittellateinisch alkimia, neulateinisch alchymia, frühneuhochdeutsch alchimei, alchemey) löst immer wieder Neugierde aus. Da Hermes und Thot als Großmeister der Alchemie überliefert werden, ein kurzer Überblick zu diesem Wort. In der Alchemie geht es lange nicht nur darum, Gold bzw. Goldsynthese herzustellen. Vielmehr beschäftigt sich die Alchemie mit den Eigenschaften aller Stoffe und ihren Reaktionen. Heute wird weiterhin Alchemie betrieben, jedoch in zwei Bereiche getrennt: Chemie und Pharmakologie. Chemie und Pharmakologie sind nichts anderes als der Zweig der „altertümlichen“ Naturphilosophie, die Alchemie bezeichnet wird.“ -> https://www.mythologie-antike.com/t91-hermes-mythologie-gotterbote-viel-mehr-sehr-komplizierter-typ

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