Weißt Du, was eine Philippika ist?

Heute geht es um einen Begriff, der mir noch nie zuvor begegnet ist. Laut dem Autor

Puhh, was für eine Philippika.

Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität. Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen

sind dies Dinge, die gemacht werden können. Er schreibt:

„Im Jahr 2010 bat mich die Zeitschrift The Economist, an einer Artikelreihe teilzunehmen. […] Man hoffte auf eine meiner üblichen, zornigen, Abweisenden, gereizten Philippikas.“

S. 452.

Obwohl ich inzwischen schon den ein oder anderen Text geschrieben und veröffentlicht habe, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich je eine Philippika verfasst habe. Möglicherweise habe ich es aber doch getan und wusste nur nicht, dass das, was ich schrieb, so heißt. Immerhin habe ich auch schon unzählige Randbemerkungen in Büchern gesehen und gestern erst dank  Ralf Haase auf LinkedIn gelernt, dass diese Marginalien heißen.

Greifen wir also zum Lexikon in der Hoffnung, dass es Licht ins Dunkel bringen kann.

Was das Lexikon sagt

Ja, unser Lexikon kann gleich mit zwei Einträgen Licht ins Dunkel bringen.

Philippika die, urspr. Bez. für die Reden des Demosthenes gegen Philipp II. von Makedonien; danach allgemeine Bez. für Straf-, Angriffsrede.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 11, S. 317.

Phi|lip|pi|ka, die; -, ..ken [griech. (tà) Philippiká, nach den Kampfreden des Demosthenes gegen König Philipp von Makedonien (etwa 382-336 v. Chr.)] (bildungsspr.): leidenschaftliche, heftige [Straf]rede.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1752.

Ne, also das geht so nicht. Das muss bestraft werden.

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, dass eine Philippika eine Strafrede ist. Damit bin ich mir jetzt sicher, dass ich noch nie eine Philippika verfasst habe. Doch wir haben noch etwas gelernt: Der Plural von Philippika lautet nicht Philippikas, sondern Philippiken.

Unser Lexikon hat mir nicht nur Wissen geschenkt, sondern auch neue Wissenslücken offenbart. Ich habe keine Ahnung wer Demosthenes und Philipp II. sind. Ich wette das Internet kennt die beiden. 

Was das Internet sagt

Unser Lexikon hat uns bereits verraten, dass Philipp II. der König von Makedonien war. Und dieser Artikel von damals.de verrät uns, dass Demosthenes ein Athener Politiker war. In der Philippika schimpfte also ein Athener Politiker auf einen mazedonischen König und erklärte, dass die athenische Demokratie sich gegen die Barbaren zur Wehr setzen sollte und das am besten dadurch, dass sie den mazedonischen Barbaren den Krieg erklärte. 

Dieses YouTube Video erklärt, was Demosthenes unter dem Begriff Barbar verstand:

  • Helenen – alle Griechen
  • Barbaren – alle Nicht-Griechen
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Zum Leidwesen des Athener Politikers erhörten die Griechen ihn zu spät. In der Schlacht von Chaironeia, die in diesem YouTube Video erklärt wird, besiegte Philipp II. die Griechen.

Fazit

Wir wissen nun, was es mit unserem heutigen Begriff auf sich hat. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, doch ich habe den Ausflug in die Geschichte der Antike sehr genossen, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich mir die Namen der beiden Kontrahenten nicht sehr lange merken werde.

Übrigens enttäuschte Nassims die Redaktion von The Economist. Statt einer Hassrede lieferte er einen besonnenen Text, der davon handelte, dass es auch 2036 noch Regale voller Bücher geben wird. Einzig jene Unternehmen, die 2010 sehr groß waren, würden 2036 wahrscheinlich verschwunden sein, weil sie irgendwann über ihre Größe stolpern würden.

28. Mai 2025
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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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3 min readCategories: Bücher, Wissen

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Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.

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28. Mai 2025
Weißt Du, wer Heidegger war?
Re:publica 2025 in Berlin

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  1. Holger Fischer 28. Mai 2025 at 14:55 - Reply

    „Berichtet wird von der Schlacht bei Chaironeia am 2. August 338 vor unserer Zeitrechnung. In dieser Schlacht sicherte Philipp II die Vorherrschaft der Makedonen in Griechenland. Im Herbst des Jahres 338 vor unserer Zeitrechnung initiierte Philipp II die Gründung des Korinthischen Bundes, der eine Allianz Makedoniens mit den meisten griechischen Stadtstaaten darstellte. Dem König von Makedonien (hier Philipp II) kam dabei die Rolle eines bevollmächtigten Bundesführers (Hegemon) zu. Dadurch wurde die Hegemonie Philipps II in Griechenland weiter gestärkt“ -> https://www.mythologie-antike.com/t1472-agis-iii-konig-von-sparta-eurypontide

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