Weißt Du, was eine Quintessenz ist?
Klar weißt Du das, oder? Die Quintessenz ist das, worum es bei einer Sache wirklich geht. Das weiß doch wirklich jedes Kind. Zumindest dachte ich das, bis ich bei
über folgenden Satz gestolpert bin:
„Kurzum, die Quintessenz des Geschäftsmodells [einer kostenlosen Social Media Plattform] besteht darin, die Zeit und Aufmerksamkeit der Nutzer so intensiv wie möglich in Anspruch zu nehmen.“
S. 18.
Inhaltlich war mir der Satz nicht neu. Mir ist bewusst, dass Twitter, LinkedIn und Co. Menschen beschäftigen, die genau wie ich am Ende des Monats gern ihr Gehalt hätten und die wissen, dass irgendwer das bezahlen muss. Dass das Geld für den Lohn von werbenden Unternehmen kommt, die auf diesen Plattformen ihre Werbung schalten, war mir ebenfalls nicht neu. Auch wusste ich, dass Social-Media-Plattformen alles daransetzen, um ihre User zu veranlassen, so viel Zeit wie möglich bei ihnen zu verbringen. Denn in dieser Zeit können die Plattformen jene Werbung ausstrahlen, mit der sie das Geld verdienen, mit dem sie am Ende des Monats die Löhne zahlen. Je mehr Zeit der User hier verbringt, desto mehr Werbung kann ausgespielt werden, desto mehr kann die Social-Media-Plattform verdienen.
Worüber ich in dem zitierten Satz gestolpert bin, ist der mir eigentlich so vertraute Begriff Quintessenz. Zum ersten Mal in meinem Leben fragte ich mich „Warum sagen wir dazu eigentlich Quintessenz?“ und „Wie unterscheidet sich diese von der Essenz?“. Da ich diese Fragen nicht mehr aus dem Kopf bekommen werde, bevor ich nicht eine Antwort gefunden habe, ist es nun an der Zeit, unser Lexikon um Hilfe zu bitten.
Was das Lexikon sagt
Heute hält unser Lexikon gleich zwei Beiträge bereit, mit denen es uns auf eine Zeitreise in die Antike mitnimmt.
Quintessenz [lat. »das fünfte Wesen«], allg. der wesentl. Hauptinhalt; urspr. der von Aristoteles den vier Elementen hinzugefügte ↑Äther, bei den Alchemisten die Einheit oder Vereinigung der Gegenstände.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 12, S. 42.
Quintessenz, die; -, -en [mlat. quinta essentia = feinster unsichtbarer Luft- od. Ätherstoff als fünftes Element, eigtl. = fünftes Seiendes, für griech. Pèmpte ousía bei den Pythgoreern u. Aristoteles] (bildungsspr.): Wesentliches, Wichtigstes; Hauptgedanke, Hauptinhalt: die Q. einer Diskussion, aller Überlegungen.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1841.
In dem Begriff Quintessenz steckt wie in dem Begriff Quintett die Zahl 5. Allerdings ist bei der Quintessenz nicht von fünf Musikern sondern vom 5. Element die Rede. Das Spannende ist, dass der Begriff Quintessenz noch heute existiert, obwohl wir heute wissen, dass es kein 5. Element gibt. Nun ja, ganz richtig ist das nicht. Als Aristoteles lebte, erfand er das fünfte Element, weil ihm die 4 damals bekannten Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde nicht reichten, um Dinge zu erklären, die er erklären wollte. Heute lernt jedes Kind im Chemieunterricht, dass es nicht 4 oder 5 sondern 118 (chemische) Elemente gibt. Spannenderweise taucht in diesem umfangreichen chemischen Periodensystem die Hälfte der damaligen Elemente gar nicht mehr auf. Weder Feuer noch Erde sind hier vertreten und auch den Äther, um den es bei der Quintessenz einst ging, suchen wir hier vergebens.
Wenn ich die Webseite von Spektrum richtig verstehe, könnte es Einstein gewesen zu sein, der dem Äther den letzten Todesstoß gegeben hat. Wenn das stimmt, wäre es schon ein bisschen lustig, dass der Mann, der den Äther in das Reich der Legenden verwies, heute ein nach ihm benanntes Element (Einsteinium) hat.
Fazit
Wieder einmal hat uns ein wohlbekannter Begriff in eine schöne, fast vergessene Welt eintauchen lassen. Dass uns die Quintessenz bis in die Antike zurückführt, um uns dann langsam wieder mittels der Alchemisten und Einstein zurück in die Zukunft nimmt, hätte ich nicht gedacht. Ich hoffe, Du hattest bei dieser kleinen Zeitreise genauso viel Freude wie ich.
Übrigens: Ganz tot ist das 5. Element auch heute noch nicht. Es lebt nicht nur in dem Begriff Quintessenz weiter, sondern wurde erst kürzlich (wenn ich 1997 als kürzlich bezeichnen darf) mit dem Film „Das fünfte Element“ wiederbelebt. Auch wenn das 5. Element in diesem Film nicht der Äther, sondern eine Außerirdische ist. Ich möchte wetten, dass dieser Film nicht die letzte Station des 5. Elementes ist, sondern dass es auch in Zukunft Menschen geben wird, die es mit ihren Geschichten am Leben erhalten werden. Wer weiß, vielleicht bist Du einer dieser Menschen und dieser Beitrag ist Deine Inspiration zu einem Roman, der ähnlichen Ruhm erlangen wird, wie der gerade erwähnte Film.
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