Weißt Du, was fakultativ bedeutet?

Heute geht es um einen Begriff, der mir definitiv im Verlauf meines Studiums schon das eine oder andere Mal begegnet ist. Meine grauen Zellen erinnern sich nicht an die Bedeutung des Begriffes und wissen zudem nicht, woher der Begriff kommt. Dank des Autors

Sorry, ich kann mir halt nicht alles merken.

Caleb Everett: 1000 Sprachen – 1000 Welten

werden wir dieser Frage heute nachgehen. Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich Caleb in seinem Buch mit dem Thema „Sprachen“. Hierbei geht er auf zahlreiche Sprachen wie zum Beispiel Nheengatu (8.000 bis 30.000 Sprechende) und Aymara (2,2 Millionen Sprechende) ein, um aufzuzeigen, dass Dinge, die wie Zahlen oder Zeiten nicht so selbstverständlich sind, wie mich meine Mathelehrer haben glauben lassen.

Dass ein Sprache keine Worte für die „Uhrzeit“ besitzt, bedeutet nicht, dass die Sprecher der Sprache nicht über Zeiten sprechen können, wie das folgende Zitat zeigt:

„Nheengatu-Sprecher zeigen auf verschiedene Orte am Himmel, wenn sie über Zeit sprechen. Dieses Zeigen ist jedoch nicht fakultativ wie im Aymara, und der Feldlinguist Simeon Floyd hat umfangreiche Belege dafür vorgelegt, dass die Sprecher dieser Sprache auf Orte am Himmel zeigen müssen, die mit bestimmten Tageszeiten verbunden sind. Obwohl Nheengatu keine Wörter für die Tageszeit kennt, verlangt die Sprache, dass die Menschen auf den Himmel zeigen, wenn sie von einem Ereignis erzählen, um zu beschreiben, wann es passiert ist oder passieren wird.“

S. 51.

Statt eine Uhrzeit zu benennen, zeigen Nheengatu-Sprecher einfach auf die Stelle am Himmel, an der die Sonne zu dieser Uhrzeit stehen würde. Das ist eine ziemlich smarte Lösung, oder?

Da wir nun wissen, in welchem Kontext unser heutiger Begriff auftaucht, ist es an der Zeit, unser Lexikon nach dessen Bedeutung zu befragen.

Was das Lexikon sagt

Ja, unser Lexikon kennt die Bedeutung und die Herkunft des Begriffes.

In diesem Fall hast Du die Wahl.

fakultativ [lat.], nach eigener Wahl, nicht verbindlich (z.B. Unterricht); Ggs.: obligatorisch.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 04, S. 425.

fa|kul|ta|tiv <Adj.> [frz. facultatif] (bildungsspr.): dem eigenen Ermessen überlassen; nach eigener Wahl; nicht unbedingt verbindlich: -er Unterricht; die Teilnahme daran ist f.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 17, S. 710f.

Der Begriff fakultativ kommt aus dem Lateinischen, und er ist mir im Studium begegnet, weil er zu den Begriffen gehört, die gebildete Menschen gern nutzen, um zu zeigen, dass sie gebildet sind.

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, dass fakultativ freiwillig bedeutet. Unser Autor möchte uns also sagen, dass Menschen, die Aymara sprechen, im Gegensatz zu Nheengatu-Sprechern nicht auf Orte am Himmel zeigen müssen, wenn sie über Zeit sprechen.

Fazit

Wir wissen nun dank unseres Lexikons, was unser heutiger Begriff bedeutet. 

Viel spannender finde ich allerdings die vielen Fragen, die der Autor mit seinem Zitat bei mir aufwirft. Eine davon lautet: Seit wann nutzen wir eigentlich Uhrzeiten, um uns zu verabreden? Laut dem Deutschen Historischen Museum erst seit der Erfindung der mechanischen Uhren im 14. Jahrhundert. Eine einheitliche Uhrzeit gibt es in Deutschland erst seit 1893. Wieder was gelernt.

Dieses Beispiel zeigt sehr schön, warum ich es trotz meiner mangelnden Fähigkeit, Sprachen schnell zu erlernen, es dennoch liebe zu reisen. Bei Reisen lerne ich eine ganze Menge über mich und meine Kultur, denn erst beim Reisen wird mir bewusst, dass Dinge, die für mich normal sind, gar nicht normal, sondern kulturell bedingt sind. Jeder von uns lebt in seiner eigenen Welt, die sich aus gemachten Erfahrungen und der Kultur des eigenen Umfeldes zusammensetzt. Diese Unterschiede zu entdecken und zu verstehen finde ich unglaublich spannend.

Wie ist es mit Dir? Reist Du gern? Fällt es Dir leicht Sprachen zu lernen?

14. Mai 2025
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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14. Mai 2025
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