Weißt Du was Habituation ist?

Ich hab den Job.

Kannst Du Dir vorstellen, dass es einen Job gibt, der so großartig klingt, dass sich 34.684 Menschen um diesen Job bewerben? Stell Dir vor, du bekommst die Zusage für diesen Job, weil das Unternehmen der Meinung ist, dass Du besser für diesen Job geeignet bist als Deine 34.683 Mitbewerber. Wie würdest Du Dich in diesem Moment fühlen?

Was nach einem völlig an den Haaren herbeigezogenen Szenario klingt ist tatsächlich passiert. 2009 bekam Ben Southall die Zusage zu einem Job, der so spektakulär klang, dass sich mit ihm 34.683 Menschen um diesen Job beworben hatten. Für Ben bedeutete diese Zusage, dass er in den kommenden Monaten etwas haben würde, das Zeitungen damals als „den besten Job der Welt“ betitelten. Der Job an sich bestand darin,  ber eine Trauminsel und ihre Schönheit zu schreiben. Ben wurde im Grunde genommen dafür bezahlt, dass er einen bezahlten Urlaub machte und darüber berichtete.

Was für Ben als Traumjob begann wurde nach kurzer Zeit zu einem Job mit Nebenwirkungen. Weil Ben viel Geld bekam und nach dem ganzen Medien-Trouble um die Bewerbung die Tourismusbranche der Insel von ihm abzuhängen schien, verspürte Ben einen so hohen Druck, dass er sich so sehr in den Job hineinhing, dass darüber seine Beziehung zerbrach.

Im Kern dieser kleinen Geschichte verbirgt sich in meiner Wahrnehmung etwas was

Martin E.P. Seligman: Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben,

als Habituation bezeichnet. Habituation ist das Phänomen, dass außergewöhnliche und besondere Dinge für uns normal werden, wenn wir sie (zu) oft machen.

Möchtest Du noch ein Eis? – Wenn das Besondere gewöhnlich wird

Bitte kein Eis mehr.

Erinnerst Du Dich an das erste Eis, das Du diesen Sommer gegessen hast? Wenn es Dir so geht wie mir hast Du es unendlich genossen, weil dieses Eis nicht nur ein Eis war, sondern weil es auch das Ende eines langen grauen Winters symbolisierte. Doch die Sache an diesem ersten Eis des Jahres ist die: Der Genuss lässt sich nicht durch ein weiteres Eis an der nächsten Eisbude wiederholen, wenn das erste Eis aufgegessen ist. Laut unserem Autor passiert bei diesem Versuch ab einem bestimmten Zeitpunkt sogar das Gegenteil. Mit jedem zusätzlichen Eis, das wir essen, sinkt der Genuss. Und irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem das Eisessen sogar gruselig wird, weil wir mehr als satt sind.

Doch was passiert hier? Warum genieße ich Eis Nummer 1 unglaublich und kann der Vorstellung von 20 Eis an einem Tag so gar nichts abgewinnen?

Laut unserem Autor sind unsere Nervenzellen so gepolt, dass sie auf neue Ereignisse anspringen, die neue Informationen enthalten. Diese Momente sind etwas Besonderes, weil sie neu sind. Wiederholen wir sie, verlieren sie ganz automatisch das Feature „neu“ und sind für unsere Nervenzellen nicht mehr so spannend.

Können wir etwas gegen Habituation tun?

Das ist einmalig und dann vorbei?

Auf den ersten Blick scheint die Situation hoffnungslos, schließlich können wir nur einmal neue Dinge erleben. Wir sind also dazu verdammt, das Besondere nur ein einziges Mal zu erleben, oder? Zum Glück kommt unser Autor zu einem anderen Schluss. Er empfiehlt seinen Lesern mit Hilfe von Überraschungen und richtigen Zeitabständen gegen die Habituation vorzugehen.

Statt also jedes Mal den Kollegen morgens einen Kaffee zu kochen und dieses Ereignis dadurch nicht nur normal zu machen, sondern dadurch sogar eine Art Erwartungshaltung zu produzieren, empfiehlt es sich, in Sachen „Kollegen eine Freude zu machen“, kreativ zu werden und für Abwechslung zu sorgen. Der perfekte Zeitpunkt, einen Kollegen mit einem Kaffee, einem Keks oder einer anderen freundlichen Geste zu überraschen ist dann, wenn der Kollege am wenigsten damit rechnet. (Womit jetzt natürlich nicht gemeint ist, dass es eine gute Idee ist, dies nachts um 2 Uhr zu tun, wenn der Kollege gerade schläft und gar nicht auf der Arbeit ist. ;-))

Fazit

Laut unserem Autor können Habituation, Achtsamkeit und Auskostung für mehr Glücklichkeit sorgen. Wenn wir bemerken, dass wir gerade einen besonderen Moment erleben, empfiehlt es sich, diesen in vollen Zügen zu genießen und ihn so lange wie möglich auszukosten. Damit ist in meinen Augen nun nicht gemeint, dass wir unser Eis so langsam essen, dass es sich in der Sonne in flüssige klebrige Masse verwandelt, sondern dass wir diesen Moment auch am nächsten Tag noch genießen können, wenn wir uns an das erfrischende Eis und die angenehmen Sonnenstrahlen auf unserer Haut erinnern.

An dieser Stelle bin ich neugierig. Wie sind Deine Erfahrungen mit Habituation? Welche Wege hast Du gefunden, um das Besondere besonders bleiben zu lassen?

30. November 2021
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Buchcover zum Beitrag
Ein Männchen mit vier Armen wirbelt 8 Bücher durch die Luft.
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30. November 2021
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