Weißt Du, was ökumenisch bedeutet?
Mir ist der Begriff schon einige Male begegnet, dennoch kenne ich seine Bedeutung nicht. In
Philipp Hübl: Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie
fällt der Begriff in einem kurzen Kapitel, in dem sich unser Autor mit dem Thema Gott bzw. Götter befasst. Nachdem er schnell und leicht verständlich die folgenden Begriffe des Monotheismus, also des Glaubens an einen Gott erklärt
- Theismus – Gott erschuf die Welt und nimmt Einfluss auf das Geschehen
- Deismus – Gott erschuf die Welt, lässt die Lebewesen darauf aber einfach ihr Ding machen
- Pantheismus – Gott ist im ganzen Universum vorhanden, ob er der Schöpfer der Welt ist, ist unklar
schreibt er auf der folgenden Seite:
„Man kann auch behaupten, dass alle Religionen eigentlich demselben Gott huldigen, nur eben auf unterschiedliche Weise. Das ist jedoch allenfalls ökumenische Lagerfeuerromantik. Brahman ist nicht Wotan, Zeus ist nicht Allah, und Jahwe ist nicht Manitu.“
S. 81.
Bevor wir uns das Lexikon greifen, schauen wir uns den letzten Satz des Zitates mit Hilfe des Internets an. Ich bin mir absolut sicher, dass jeder der mir unbekannten Worte der Name eines Gottes ist, allerdings weiß ich nicht welcher Gott zu welcher Religion gehört, daher möchte ich das kurz klären, denn möglicherweise steckt in der Paarbildung der Götter ein Wink mit dem Zaunpfahl unseres Autors, der uns später noch nützlich werden könnte, wenn wir ihn verstehen.
- Brahman – Hinduismus
- Wotan – ein Gott der Germanen
- Zeus – Griechischer Gott
- Allah – arabisches Wort für Gott
- Jahwe – Judentum
- Manitu – algonkinsprachigen Indianer
Was das Lexikon sagt
Unser Lexikon kennt den Begriff und hält folgende Informationen für uns bereit:
ökumenisch <Adj.>: 1. (Geogr.) die Ökumene (1) betreffend, umfassend. 2. (kath. Kirche) die katholischen Christen auf der ganzen Welt betreffend: ein -es Konzil. 3. (Theol.) a) das gemeinsame Vorgehen der christlichen Kirchen u. Konfessionen in der Welt betreffend: die -e Bewegung (Ökumene) 2b; b) gemeinsam von Katholiken u. Protestanten veranstaltet, getragen: ein –er Gottesdienst; sich ö. (von Geistlichen beider Kirchen) trauen lassen.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1683.
Um auch nur annährend zu begreifen, was uns unser Lexikon sagen will, schlage ich an dieser Stelle auch noch schnell den Begriff Ökumene nach.
Ökumene, die [(spät)lat. oecumene < griech. oikouméne (ge) = bewohnt(e Erde), zu: oikein = bewohnen, zu: oikos, ↑Ökonom]: 1. (Geogr.) von naturgegebenen Grenzen bestimmter Lebens- und Siedlungsraum des Menschen auf der Erde. 2. (Theol.) a) Gesamtheit der Christen u. der christlichen Kirchen; b) Bewegung der christlichen Kirchen u. Konfessionen zur Einigung in Fragen des Glaubens u. zum gemeinsamen Handeln.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1683.
Laut unserem Lexikon hat unser heutiger Begriff zahlreiche unterschiedliche Bedeutungen und ich habe die Befürchtung, dass hinter keiner der Bedeutungen jene steckt, die unser Autor meint. Daher ändern wir nun die Richtung unserer Recherche etwas und fragen das Internet nicht nach der Bedeutung von ökumenisch, sondern nach der Bedeutung von ökumenischer Lagerfeuerromantik.
Was das Internet sagt
Mit dem Begriff ökumenische Lagerfeuerromantik landen wir in einer Sackgasse. Der einzige Treffer, den mir die Suchmaschine meines Vertrauens zu dieser Suchanfrage auswirft, sind die oben zitierten Sätze unseres Autors.
Was uns unser Autor sagen möchte
Ich kann an dieser Stelle nur spekulieren, was unser Autor uns sagen möchte. Meine Vermutung ist, dass er Brückenschläge zwischen unterschiedlichen Religionen, wie sie bei gemeinsamen (also ökumenischen) Gottesdiensten zwischen Protestanten und Katholiken praktiziert werden, kritisch sieht. Beim Protestantismus und dem Katholizismus mag dies noch funktionieren, weil diese beiden Religionen vor einigen hundert Jahren noch eine Religion waren und sie daher denselben Gott verehren. Doch der Versuch diesen Brückenschlag zwischen Religionen zu wagen, die keinen gemeinsamen Ursprung haben, scheint dem Autor meiner Interpretation nach zu gewagt zu sein. Um die Unmöglichkeit eines solchen Gottesdienstes zu verdeutlichen, zählt er Gottheitspaare unterschiedlicher Religionen auf, die möglicherweise besonders wenig miteinander zu tun haben.
Fazit
Auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich die Worte unseres Autors in seinem Sinne interpretiere, so freue ich mich doch, dass ich nun mit dem Begriff ökumenisch endlich etwas anzufangen weiß. Ich weiß nun, dass er sowohl eine religiöse als auch eine nichtreligiöse Bedeutung haben kann und dass es sich daher immer lohnt nachzuhaken, welche der beiden Bedeutungen der Nutzer des Begriffes gerade meint.
Lesedauer & Kategorie
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Autor
Schnellnavigation
Buchcover zum Beitrag
Schlagwörter
Datum & Autor
Kommentiere den Beitrag
Was passiert nach Deinem Kommentar?
Nachdem Dein Kommentar durch uns geprüft wurde, wird er freigegeben* und erscheint unter diesem Beitrag zusammen mit dem von Dir angegebenen Namen. Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Sie dient uns an dieser Stelle in erster Linie zum Schutz vor Spam. Wenn Du Deine E-Mail-Adresse nicht hier angeben möchtest, kannst Du den Kommentar auch gern auf einem unserer Social Media Profile posten.
*Spam und Kommentare, die nur einen Backlink für die eigene Seite zum Ziel haben, werden einfach gelöscht. Nimm gern Kontakt mit uns auf und lass uns die Möglichkeiten eines Sponsored Post besprechen, wenn Du gern einen thematisch passenden Backlink unter einem bestimmten Beitrag platzieren möchtest.