Weißt Du, was Partikularinteressen sind?
Heute geht es um einen Begriff, der mir schon einige Male begegnet ist. Dennoch habe ich mir nie die Mühe gemacht, dessen Bedeutung nachzuschlagen, weil sich mir seine Bedeutung bis jetzt immer aus dem Kontext des Gesagten erschlossen hat. Auch der Autor

nutzt den Begriff in einem Absatz, aus dessen Kontext sich mir die Bedeutung des Begriffes zu erschließen scheint:
„Mit der Aufforderung »SAVE YOUR INTERNET« machen die Demonstranten zugleich deutlich, dass das Internet ihrer Auffassung nach nicht den Rechteinhabern gehört, sondern denjenigen, die es zur zwischenmenschlichen Kommunikation nutzen (#1). »SAVE YOUR INTERNET« bedeutet zugleich, dass die Demonstranten keine Partikularinteressen geltend machen. Sie glauben vielmehr im Interesse aller zu sprechen, auch derjenigen, die momentan (noch) nicht mitdemonstrieren, die sich aus moralischen Gründen dem Protest jedoch anschließen sollten.“
S. 7.
In dem Kapitel seines Buches berichtet Thomas unter anderem von Demonstrationen in den Jahren 2018 und 2019, die sich gegen Teile der damals geplanten und inzwischen geltenden europäischen Digital Single Market (DSM) Directive richteten. Ich habe versucht, den Text der Direktive zu lesen, bzw. zu verstehen und bin dabei kläglich gescheitert. Laut Thomas gingen die Menschen damals auf die Straße, weil diese Direktive in den Augen der Demonstranten eine Zensur des Internets ermöglichen würde.
In meinem Verständnis meint Thomas Einzelinteressen, wenn er den Begriff Partikularinteressen verwendet. Ob ich mit dieser Vermutung richtig liege, wird uns nun hoffentlich das Internet verraten.
Was das Lexikon sagt
Obwohl unser Lexikon keinen Eintrag zu unserem heutigen Begriff enthält, beantwortet es unsere Frage in dem folgenden Eintrag:
par|ti|ku|lar, par|ti|ku|lär <Adj.> [spätlat. particularis] (bildungsspr.): einen Teil[aspekt], eine Minderheit [in einem Staat] betreffend: -e Interessen.
Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1720.
Nein, Partikularinteressen sind keine Einzelinteressen, sondern die Interessen einer Minderheit. Die Demonstranten, die gegen die DSM Directive auf die Straße gingen, waren laut Thomas davon überzeugt, dass sie nicht im Interesse einer Minderheit, sondern im Interesse aller Internetnutzer demonstrierten.
Fazit
Wir wissen nun, was Partikularinteressen sind. Was ich dagegen noch immer nicht beantworten kann, ist, ob die Demonstranten zurecht auf die Straße gingen. Was ich dagegen weiß, ist, dass die Sache mit den Nutzungs- und Urheberrechten kompliziert war und ist und dass die Direktive nicht dazu beigetragen hat, dass Nutzungs- und Urheberrechte nun für jeden verständlich sind.
Weil diese Rechte so kompliziert sind, ist den wenigsten Menschen bewusst, was erlaubt ist und was nicht. Nicht wenige Menschen gehen davon aus, dass sie Bilder, die sie im Internet finden, einfach nutzen können. So wurde zum Beispiel der Twitteraccount Herr Ort aus Dings für einige Zeit auf der Social Mediaplattform gesperrt, weil er ein Bild, das er irgendwo gesehen hat, auf Twitter hochgeladen hat. Ihm war nicht bewusst, dass er mit dem Hochladen eine digitale Kopie des Bildes erstellt hat und für das Erstellen der Kopie die Erlaubnis des Urhebers gebraucht hätte.
An dieser Stelle bin ich neugierig: Hast Du eine Idee, wie wir die Sache mit den Urheber-, Nutzungs- und Verwertungsrechten in Zukunft so lösen können, dass Künstler, deren Bilder geteilt werden, von der Erstellung ihrer Bilder leben können und Nutzer, die die Bilder teilen, nicht fürchten müssen, dass ihre Social Media Accounts gesperrt werden, weil sie ein Bild, das sie großartig finden, geteilt haben?
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.
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