Weißt Du, was radebrechen bedeutet?

Unser heutiger Begriff ist mir schon begegnet. Obwohl ich keine Ahnung habe, was er bedeutet und woher er kommt, habe ich nicht nach seiner Bedeutung gefragt, weil sich diese bisher für mich immer aus dem Satzkontext erschlossen hat. Auch in dem Buch von

Fühl ich mich gerade geradebrecht?

Matthias Hübener: Die indische Kugel

taucht der Begriff in einem Satz auf,  in dem sich auch seine Bedeutung aus dem Kontext erschließt:

„In dieser Zeit lernte Graham viel über das südindische Kochen. Erwarb sich nebenher Kenntnisse über die Menschen, radebrechte mit ihnen bald in MALAYAM, HINDI oder BENGALI. Man war über seinen Sprechtalent erstaunt.“

S. 72.

Lass uns nun einmal mit Hilfe des Lexikons schauen, ob radebrechen einfach nur unterhalten bzw. sprechen bedeutet, oder ob mehr hinter diesem Begriff steckt.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt den Begriff und seine Bedeutung.

ra|de|bre|chen <sw. V.; radebrecht, radebrechte, hat geradebrecht, zu radebrechen> [mhd. radebrechen = auf dem ²Rad (4) die Glieder brechen. Später übertr. im Sinne von »eine Sprache grausam zurichten«]: eine fremde Sprache nur mühsam u. unvollkommen sprechen.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1844.
Der Kopf eines Strichmännchens mit nur einem sehr großen Ohr, das überrascht/skeptisch schaut.
Pu, das radebrecht ganz schön.

Radebrechen bedeutet laut unserem Lexikon also mehr als sprechen. Es bedeutet, das eine Sprache nicht wirklich gut beherrscht wird. Das macht Sinn. Die Muttersprache der Romanfigur Grahams ist Englisch. Er reist nach Indien, um das Land kennenzulernen und lernt all die Sprachen, von denen in dem Zitat die Rede ist, vor Ort. Er kann die Sprachen so gut, dass er sich mit den Menschen, für die er arbeitet, oder mit denen er Schach spielt, verständigen kann. Aber er spricht sie nicht so gut, als ob er die Sprache in der Schule gelernt hat.

Nachdem wir nun die Bedeutung des Begriffes kennen, möchte ich noch mehr über seine Herkunft wissen. Daher gehen wir dem Hinweis in unserem Lexikon nach und schlagen noch den Begriff Rad nach.

²Rad […] 4. (hist.) (im MA.) der Vollstreckung der Todesstrafe dienendes Gerät in Form eines großen Rades (1), in dessen Speichen der Körper des Verurteilten gebunden wird, nachdem seine Gliedmaßen zerschmettert worden sind: dem Mörder drohte das R.; jmdn. aufs R. binden (ihn rädern). […]

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 18, S. 1844.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich bin kein Fan der Todesstrafe. Diese Art der Strafe ist sehr endgültig und kann im Falle einer fehlerhaften Verurteilung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Dass Menschen bei der Todesstrafe heute nicht mehr wie im Mittelalter so grausam gefoltert werden, wie unser Lexikon es beschreibt, ist definitiv eine positive Entwicklung. Das ändert in meinen Augen aber nichts daran, dass ich diese Art der Bestrafung falsch finde.

Er wurde einfach geradebrecht.

Was das Internet sagt

Bei solch grausamen Vorgehensweisen frage ich mich immer, warum Menschen so etwas getan haben. Wikipedia gibt eine Antwort auf diese Frage: Diese Art der Todesstrafe war besonders schweren Verbrechen vorbehalten. Der auf das Rad gebundene noch lebendige oder bereits tote Mensch wurde nach der Vollstreckung des Urteils öffentlich zur Schau gestellt. Damit sollte allen Menschen gezeigt werden, welche Folgen ein Kapitalverbrechen für den Täter haben konnte. Auf diesem Bild, das das Fenster einer Kirche zeigt, gibt eine grobe Vorstellung davon, wie abschreckend so ein grausem zugerichteter Mensch wirkte.

Fazit

Wir wissen nun was, radebrechen wirklich bedeutet und kennen die Herkunft unseres Begriffes. Ich für meinen Teil sehe die Redewendung „ich fühle mich wie gerädert“ nun in einem ganz neuen Licht. Der Begriff radebrechen wird es definitiv nicht in meinen Sprachgebrauch schaffen, da mir seine Herkunft einfach zu grausam ist, und ich große Bewunderung für alle Menschen hege, die mehr als eine Sprache sprechen, bzw. sich Mühe geben, Sprachen zu lernen, um sich auf Reisen verständigen zu können. Aufgrund meines mangelnden Sprachtalentes kann ich mich lediglich in Deutsch und Englisch verständigen und verstehe nur ein paar spanische und französische Sätze.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Welche Sprachen beherrscht Du ausreichend gut, um Dich nicht nur mit Händen und Füßen verständigen zu können?

23. Oktober 2024
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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23. Oktober 2024
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