Weißt Du, wer Clemenceau war?

Der Name ist mir definitiv schon einmal begegnet, doch meine grauen Zellen weigern sich wieder einmal, mir zu verraten, was genau sie über den Mann wissen. Mein gesamtes aktives Wissen über Clemenceau stammt aus dem Buch von

Nö, das verrate ich Dir nicht.

Georg von Wallwitz: Mr. Smith und das Paradies. Die Erfindung des Wohlstands

In der Einleitung des Buches erfahren wir, dass Clemenceau etwas über Krieg gesagt hat. Georg schreibt:

„Wenn der Ausspruch Clemenceaus, wonach der Krieg zu wichtig sei, um den Generälen überlassen zu werden, richtig ist und sich auf die Ökonomie übertragen lässt – also etwa: Die Wirtschaft, ist viel zu wichtig, um sie den Ökonomen zu überlassen – so liegt es nahe, sie von ihren Rändern und namentlich aus dem Blickwinkel der dedizierten weichen Disziplinen [gemeint sind Geisteswissenschaften] und der schönen Literatur zu betrachten.“

S. 8.

Ich bin mir sehr sicher, dass unser Lexikon mehr Informationen über Clemenceau zur Verfügung stellen kann.

Was das Lexikon sagt

Clemenceau [klema’so], Georges, frz. Politiker, *Mouilleron-en-Pareds (Dép. Vendée) 28. 9. 1841, † Paris 24. 11. 1929; Arzt, seit 1876 Abg. und Wortführer der äußersten Linken (»Ministerstürzer«); wurde in den Skandal um den Panamakanal hineingezogen und deshalb 1893 nicht wieder gewählt; setzte sich für die Revision des Dreyfusprozesses (↑Dreyfusaffäre) ein; wurde 1902 Senator. Als MinPräs. (1906-09) regelte er die Trennung von Kirche und Staat abschließend. Im Nov. 1917 wieder an der Spitze der Reg., sammelte er unter weitgehender Ausschaltung des Parlaments alle Kräfte Frankreichs und trug damit wesentlich zum Sieg der Alliierten bei. Bei den Friedensverhandlungen suchte er Dtl. möglichst zu schwächen und den Rhein zur militär. Grenze Frankreichs zu machen; er polemisierte später heftig gegen alle Zugeständnisse an Dtl. Als er im Jan. 1920 bei der Wahl des Staatspräs. unterlag, zog er sich aus der Politik zurück.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 03, S. 111.

Ein Männchen möchte ein Buch mit einem Kamm durchkämmen. Das Buch schaut etwas besorgt aus.
Danke für die Informationen liebes Lexikon.

Dank unseres Lexikons wissen wir nun, dass Clemenceau ein französischer Politiker war. Ich wette, sein Kriegszitat bezog sich auf den Ersten Weltkrieg, bei dessen Ende im Jahr 1918 Clemenceau Ministerpräsident war. Unser Lexikon liefert aber auch Informationen, die neue Fragen bei mir aufwerfen:

  • Worum ging es in dem Panamakanal Skandal?
  • Worum ging es in der Dreyfusaffäre?

Was das Internet sagt

Ich wette mit Hilfe des Internets lassen sich all diese Fragen klären.

Worum ging es in dem Panamakanal Skandal?

Auf der Webseite des WDR erhalten wir eine kurze und knackige Antwort auf diese Frage. In diesem YouTube Video eine sehr ausführliche.

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Ferdinand de Lesseps hatte sich durch den erfolgreichen Bau des Suez Kanal einen Namen gemacht. Er war der festen Überzeugung, dass er auch den Bau des Panamakanals bewerkstelligen könne. Viele Franzosen glaubten ihm und investierten in das Projekt, dessen Spatenstich am 01. Februar 1881 erfolgte. Aus den geplanten 300 Millionen französische Franc für den Bau wurden mehr als 1 Milliarde Franc. Doch auch die reichten nicht aus. Lespess hatte die klimatischen Besonderheiten der Region völlig unterschätzt und musste das Projekt irgendwann aufgeben. Das Geld der Kleinanleger war auf Nimmerwiedersehen verloren. 

Lachender Dritter waren die USA. Sie kauften 1902 die Insolvenzmasse auf und stellten den Kanal 1914 fertig.

Worum ging es nochmal in der Dreyfusaffäre?

Strichmännchen hält eine Checkliste in die Höhe
Ich habe hier ein paar, spannende Militärgeheimnisse des Gegners.

Die Dreyfusaffäre ist mir in meinem Studium begegnet und ich erinnere mich noch, dass das Thema den jüdischen Studien zugeordnet war. Mehr Informationen rückt mein Hirn allerdings nicht raus.

Auf der Webseite der Bundeszentrale für politische Bildung erfahren wir, dass Alfred Dreyfus ein zu Unrecht als Vaterlandverräter beschuldigter Hauptmann war. Als Beweis reichte den Beschuldigern damals aus, dass ein Schriftstück mit geheimen Informationen in einer Handschrift verfasst wurde, die seiner ähnelte. Verdachtserhärtend kam hinzu, dass das fragliche Schriftstück bei den verhassten Deutschen gefunden wurde, die den Franzosen wenige Jahrzehnte zuvor das Elsass abgerungen hatten. Alfred war Elsässer und somit in den Augen der Beschuldiger fast ein Deutscher, dem aufgrund seines jüdischen Glaubens – so ein weit verbreitetes antisemitisches Vorurteil aus jener Zeit – nicht zu trauen war.

Fazit

Dank unserer Recherche habe ich nun eine bessere Vorstellung davon, wer Clemenceau war, und hatte zudem die Gelegenheit, in die Geschichte seiner Zeit einzutauchen. Womit wir uns noch nicht beschäftigt haben, ist das Zitat unseres Autors. Das möchte ich hier noch schnell nachholen.

Ich stimme unserem Autor zu. Die Art und Weise wie die Wirtschaft strukturiert ist, hat großen Einfluss auf alle Menschen, die innerhalb einer Wirtschaft agieren. So macht es zum Beispiel einen gigantischen Unterschied, ob Mitarbeitende im Falle einer Krankheit eine Lohnfortzahlung erhalten oder nicht. Im ersten Fall können sie sich im Falle einer Erkältung auskurieren und schleppen ihre Viren nicht ins Unternehmen. Im zweiten Fall wird ein Mitarbeiter, der keine Rücklagen hat, sich im Falle einer Erkältung zur Arbeit schleppen. Das ist für den Mitarbeitenden und das Unternehmen, in dem sich nun anderer Mitarbeitende infizieren können, nicht sinnvoll, doch der Mitarbeitende hat keine andere Wahl. Wenn wir die Wirtschaft vom Menschen her denken, können wir die Wirtschaft so strukturieren, dass jeder Mensch, der Teil eines Wirtschaftssystems ist, kluge Entscheidungen treffen kann.

In meinen Augen ist die Aufzählung in dem Zitat noch immer nicht vollständig: Die Politik ist zu wichtig, um sie Politikern zu überlassen. Unternehmen sind zu wichtig, um sie den Unternehmern zu überlassen. Kinder sind zu wichtig, um sie den Eltern zu überlassen.

Ich könnte diese Liste nun ewig fortsetzen, da es kaum einen Bereich im Leben gibt, der so unwichtig ist, dass er in einem Wissenssilo stattfinden sollte. Jeder von uns hat einzigartiges Wissen und jeder von und kann nur das Wissen weitergeben, das er hat. Solche Wissenssilos lassen sich ganz leicht aufbrechen, indem wir unser Wissen mit anderen teilen und diese ihr Wissen mit uns teilen. In einigen Bereichen, wie der Schule sind diese Arten des Wissensteilen völlig normal, in anderen wird Wissen noch immer abgeschottet.

Eltern ermöglichen ihren Kindern, mehr zu erreichen als sie es konnten, wenn sie dem Staat einen Teil der Erziehung überlassen, indem sie ihre Kinder zur Schule schicken. Im Bereich der Erziehung haben wir das Eltern bzw. Familiensilo mit der Einführung der Allgemeinen Schulpflicht aufgebrochen.

Die Allgemeine Schulpflicht war ein wichtiger Schritt und ist ein riesiger Erfolg, auch wenn hier noch Luft nach oben ist, wenn wir uns die PISA Studie aus dem Jahr 2022 anschauen, in der die Ergebnisse der deutschen Schüler nur leicht über den weltweiten Durchschnitt lagen. Wenn wir eine großartige Welt erschaffen wollen, dann sollten wir in allen Bereichen, wo noch immer Silos existieren, mit deren Abriss beginnen. In meinen Augen sind wir schon auf einem guten Weg. Dank des Internets und anderer Technologien haben wir heute Infrastrukturen, die uns eine Zusammenarbeit ermöglichen, die kaum Grenzen kennt. Dank Künstlicher Intelligenz spielen sogar Sprachbarrieren zwischen einzelnen Menschen eine immer geringere Rolle.

An dieser Stelle bin ich neugierig: Welche Beispiele kennst Du, in denen Silos erfolgreich aufgebrochen wurden und eine grenzübergreifende Zusammenarbeit möglich wurde?

22. April 2025
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Buchcover Georg von Wallwitz: Mr. Smith und das Paradies. Die Erfindung des Wohlstands
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Das Buch, das diesen Beitrag inspiriert hat, habe ich als Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Das bedeutet, ich habe das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, um darüber zu schreiben.

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