Weißt Du, woher der Begriff vehement kommt?

Heute geht es um einen Begriff, der zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Ich bin mir sehr sicher, dass er „entschieden“ und/oder „mit Nachdruck“ bedeutet. Doch ich habe keine Ahnung, woher der Begriff kommt. Dank des Autors

Matthias Hübener: Die indische Kugel

werden wir der Herkunft des Begriffes heute hoffentlich auf die Spur kommen. Der Roman von Matthias dreht sich um die Geschichte eine kleinen blauen Kugel, in deren Gegenwart im Verlauf der Zeit ungewöhnliche Ereignisse passieren. Eines dieser ungewöhnlichen Ereignisse ist ein Ehebruch in Indien, den die indische Ehefrau und der portugiesische Astronom Jao begehen. Als die beiden erwischt werden versucht Sita, der Strafe zu entgehen, indem sie sagt, Jao hätte sie mit Hilfe der blauen Kugel verzaubert. Jao sieht die Schuldfrage anders als Sita, wie unser Autor in dem folgenden Satz schreibt:

„Doch Jao weigerte sich, jede Schuld anzuerkennen, warf Sita vor zu lügen, nannte die Richter Verleumder und stritt die Behauptungen, über Zauberkräfte zu verfügen, vehement ab.“

S. 124.

Nachdem wir nun wissen, wie unser Autor den Begriff verwendet, ist es Zeit, das Lexikon zu bitten, uns dessen Herkunft zu verraten.

Was das Lexikon sagt

Unser Lexikon kennt den Begriff und verrät uns neben dessen Herkunft auch, dass ich diesen bis jetzt nicht ganz korrekt verwendet habe.

ve|he|ment <Adj.> [zu ↑Vehemenz od. (wohl unter Einfluss von frz. véhément) < lat. vehemens (Gen.: vehementis), wohl urspr. = einherfahrend, auffahrend u. zu: vehere, ↑Vehikel] (bildungspr.): ungestüm, heftig: -e Windstöße; ein -er Protest; der Kampf wurde v. geführt; etw. v. verteidigen.

Das Zeit Lexikon. Mit dem Besten aus der Zeit, Band 19, S. 2463.

Vehement bedeutet also heftig bzw. ungestüm. Obwohl die Bedeutung nicht unendlich weit von dem entfernt ist, was ich dachte, verändert sich durch diese Bedeutung die Szene, die ich vor meinem inneren Auge sehe, wenn ich den Satz unseres Autors lese. Aus dem in meiner Wahrnehmung bis jetzt wenig begeisterten, aber gefassten Jao wird ein Mann, der von Emotionen getrieben fast rasend auf die Richter losgeht, als er das Gefühl hat, dass diese Sitas Schilderung Glauben schenken könnten.

Der von mir nicht ganz richtig verwendete Begriff, der so großen Einfluss auf den Satz unseres Autors hat, stammt laut unseres Lexikons aus dem Lateinischen und schaffte wahrscheinlich über das Französische den Sprung in den deutschen Wortschatz. Laut Pons.de hat der französische Begriff ebenfalls zwei Bedeutungen, die jedoch nur zu 50 Prozent mit den deutschen Bedeutungen übereinstimmen:

• heftig
• leidenschaftlich

Dass die zweite Bedeutung im Deutschen ungestüm und nicht leidenschaftliche bedeutet lässt mich schmunzeln, weil es perfekt in das Klischee der romantischen Franzosen und der stocksteifen Deutschen passt.

Fazit

Wir wissen nun, woher unser heutiger Begriff kommt. Da ich nun auch die wahre Bedeutung des Begriffes kenne, habe ich das Gefühl, dass das bildungssprachliche Wort vehement keinen großen Mehrwert gegenüber den deutschen Worten ungestüm und heftig hat. Aus diesem Grund werde ich mich bemühen, in Zukunft eher auf die beiden deutschen Worte zu setzen, da diese eindeutiger und für jeden verständlich sind.